Donnerstag, 24. Dezember 2009

Brücke nach Terabithia

Von der völlig danebengegangenen Marketing-Kampagne in die falsche Richtung gelenkt, hatte ich etwas „Herr der Ringe“-artiges erwartet. Die Verfilmung des gleichnamigen Jugendbuches könnte nicht weiter davon entfernt sein. Denn hier geht es um Freundschaft zwischen Kindern und die Probleme des Erwachsenwerdens.

Jess ist ein zwölfjähriger Junge, der ein Talent hat: er kann malen und zeichnen. Leider wird dieses Talent in der White-Trash-Familie, in der er aufwächst, in keinster Weise gewürdigt. Seine Eltern kümmern sich lieber um seine vier Schwestern.

Da zieht Leslie in die Nachbarschaft, bezaubernd verkörpert von AnnaSophia Robb. Das mit Jess gleichaltrige Mädchen hat zwar Probleme, andere Kinder kennen zu lernen, birst aber vor Phantasie und Kreativität. Es dauert nicht lange, und die beiden werden beste Freunde. Bis das Schicksal zuschlägt.

Da ich das Buch nicht kannte, war ich von der Handlung ziemlich geschockt. Jeder Junge in diesem Alter wünscht sich ein Mädchen wie Leslie als Freundin, die einem eine echte Stütze und Hilfe ist. Ich geb’s gern zu, ich habe geheult wie ein Schlosshund, und selbst jetzt bekomme ich feuchte Augen.

Verschiedentlich habe ich gelesen, die Produktionsgesellschaft Walden Media wolle versuchen, hiermit den christlichen Glauben unter arme hilflose Kinder zu bringen. Ich weiß nicht, wie man auf so was kommen kann, aber sicherlich nicht, indem man sich „Terabithia“ ansieht. Also, liebe Kritiker – erst ansehen, dann Zeug erzählen.

Und: Bitte nicht von dem unsinnigen Klappentext und Trailern irreleiten lassen – „Die Brücke nach Terabithia“ ist ein sensibler, wunderbarer Film über Freundschaft, Verlust, das emotionale Reifen. Über all die wichtigen Dinge des Erwachsen-werdens, das Verhältnis zu den Eltern, zu Lehrern, zu anderen Kindern.

So - dann noch Fröhliche Weihnachten! Ich melde mich für die Feiertag ab - feiert schön und lasst Euch beschenken! ;)

Freitag, 18. Dezember 2009

Avatar – Aufbruch nach Pandora


Hach, welche Aufregung, nach zwölf Jahren Abstinenz kommt ein neuer Film meines Lieblings-Regisseurs James Cameron in die Kinos. Welch großen Erwartungen hat man da! Können die überhaupt erfüllt werden? Und der Streifen soll auch gleich alle Dimensionen sprengen, denn nichts weniger als die Rettung des Kinos naht: nämlich 3D!

Laut der Werbung ist ja erst im Jahre 2009 das 3D-Kino erfunden worden. Nur blöderweise gab es schon in den Fünfzigern einen Haufen schwarz-weiß-B-Filme in 3D, und kann sich noch wer an den „Weißen Hai 3“ erinnern? Der war auch in 3D – und dank Polarisationsfilter sogar in Farbe.

Nichts anderes kommt hier zum Einsatz. Und wie seit Jahrzehnten darf man sich eine stylische Brille aufsetzen. Ja, und was sage ich jetzt dazu? Wenn das die einzige Möglichkeit ist, das Kino zu retten, sehe ich nicht 3D in Farbe, sondern schwarz. Schön, ist ganz nett, holografische Darstellungen auch tatsächlich dreidimensional zu sehen. Doch den heftigen Mehrpreis ist es kaum wert, ein ganz netter Effekt, aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen, nur deswegen sofort ins Kino zu rennen und mal eben 13 Euro pro Vorstellung abzudrücken.



Aber ich wollte ja was zum Film schreiben. „Avatar“ ist eine Mischung aus Karl May, „Der mit dem Wolf tanzt“ und dem Buch „Die denkenden Wälder“. Letzteres übrigens ein ganz hervorragender SF-Klassiker von Alan Dean Foster, das längst eine eigene Verfilmung verdient hätte.

Wäre alles nicht so schlimm, doch hier bleiben die Charaktere flacher als ihre 3D-Darstellung. Auch Sigourney Weaver und Michelle Rodriguez schaffen diesen Sprung nicht, ebenso wenig Zoe Saldana, die man nur als CGI-Alter Ego sieht. Die ganze Handlung ist extrem vorhersehbar. Bisher hat der Kanadier es aber immer geschafft, dem Ganzen epische Breite zu verleihen, es gefühlsmäßig aufzuladen. Ganz außergewöhnlich etwa bei „Titanic“, der mich heute noch zum Heulen bringt.

Das fehlt hier fast komplett. „Avatar“ lässt einen nicht völlig kalt, doch ich zittere nicht wirklich mit. Ich freue mich stattdessen an der vielleicht nicht revolutionären, aber doch überaus beeindruckenden Tricktechnik, die mich irgendwann vergessen lässt, was genau nun Trick- und was Realszenen sind.


Gerade die Gesichtsmimik der Charaktere zaubert mir ein breites Grinsen aufs Gesicht. Mit Davy Jones aus dem „Fluch der Karibik“ hält sie zwar nicht mit, doch dafür bekommen wir viel mehr davon. Kein Vergleich mehr etwa mit den statischen Ausdrücken in „Final Fantasy“.

Auch ein wenig langweilig ist das Industriedesign der Menschentechnik, eigentlich ist das ja Camerons Spezialität. Doch das sieht alles schon ziemlich nach „Aliens – Die Rückkehr“ aus, Musik ist übrigens von James Horner, hört man sofort. Und leider ist ihm zu den Na’Vi nicht mehr eingefallen als afrikanisches Ethno-Zeugs.

Tja – schade. Würde es hier Schulnoten geben, gäbe es eine „2“. Das ist natürlich nicht übel, aber das schlechteste Ergebnis eines James-Cameron-Films bei mir. Er hat außerdem angedroht, bei Erfolg zwei weitere Streifen zu machen. Ob ich mich darauf freuen soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht.

Hätte ich das Drehbuch vorher gesehen, würde ich sagen „Nicht schlecht, aber jetzt gib’ mal richtig Gas!“ Hier wäre so viel mehr drin gewesen – ich befürchte fast, Cameron hat viel mehr Spaß daran gehabt, seine Tricktechnik zu entwickeln als die Story.

Dienstag, 15. Dezember 2009

Brügge sehen … und sterben?


Zuweilen taucht hier und da ein kleines Filmjuwel auf, mit dem man in keinster Weise gerechnet hat. So auch dieses hier, das ich nur gesehen habe, weil wir ins Kino wollten, nichts lief und wir aus einer Laune heraus reingegangen sind.

Ich hätte mich nicht besser amüsieren können. Der Film ist zum Lachen, zum Weinen, ein Drama, eine Komödie, und natürlich ein Gangsterfilm über zwei Killer und deren Boss. Außerdem spielt das halbe „Harry Potter“-Ensemble mit. Etwa Ralph Fiennes als Fast-Bösewicht. Oder Brendan Gleeson als Killer Ken. Und die nicht gerade hässliche Clémence Poésy als Freundin von Hauptdarsteller Colin Farrell.

Unsere beiden Killer werden von ihrem Boss Harry nach Brügge geschickt, um nach einem völlig missglückten Job dort auf weitere Anweisungen zu warten. In der wunderschönen geschichtsträchtigen Altstadt nimmt die Geschichte der beiden Killer ihren Lauf.

In aller Brutalität und Konsequenz haben doch alle Charaktere ihre wenn auch Ganovenehre am Leib. Man erschießt beispielsweise keine schwangeren Frauen, nur weil sie im Weg sind. Nein, da denkt man sich dann etwas anderes aus.

Das Debut von Regisseur Martin McDonagh hat viele Momente und Highlights, dazu noch eine Menge Symbolismus wie etwa Gemälde von Bosch. Die man aber nicht in Bezug setzen muss, um den Film zu verstehen, keine Angst! :)

Und es wird geflucht. Jede Menge. Auf der DVD sind an einer Stelle alle Schimpfworte zusammengeschnitten, gibt knapp eineinhalb Minuten reines Gefluche. Und damit der Leser dieses Blogs auch was davon hat, hier eine Nachricht von Harry im Original. Die beiden Killer sollten auf seinen Anruf warten, waren aber lieber ein belgisches Bier trinken:

Number One, why aren't you in when I fucking told you to be in? Number Two, why doesn't this hotel have phones with fucking voicemail and not have to leave messages with the fucking receptionist? Number Three, you better fucking be in tomorrow night when I fucking call again or there'll be fucking hell to pay. I'm fucking telling you - Harry.

Donnerstag, 3. Dezember 2009

All inclusive

Ein Film, der mit David Bowies "Modern Love" anfängt - hört sich schon mal gut an. Leider bleibt es nicht so.

In dieser romantischen Komödie geht es nicht um ein, zwei oder drei sondern gleich um vier Pärchen. Die sind alle befreundet und in unterschiedlichen Beziehungsstadien. Die einen führen ein klassisches Spießbürgerleben mit Haus und niedlichen Kindern, die anderen wollen welche, können aber keine bekommen, die nächsten hassen sich und haben eine Tochter, die bald aus dem Haus ist, die letzten sind bereits geschieden.

Weil sie Gruppenrabatt bekommen, fahren sie alle nach Eden, einer Karibikinsel. Dort gibt es Sonne, Stand, Meer – und eine Paartherapie. Geleitet vom Meisterpsychologen Monsieur Marcel (routiniert und fast gelangweilt: Jean Reno) müssen sie allerlei Prüfungen über sich ergehen lassen, bis der Film zum unweigerlichen Hollywood-Happyend führt.

Fast schade, denn die Konstellationen hätten deutlich mehr hergegeben. Stattdessen bekommen wir eine Reihe ordentlicher Gags, ein fünfminütiges Werbevideo für „Guitar Hero“ und die amerikanische Moral, dass der heimische Herd samt Frau doch der schönste ist.

Ach ja, und vier Frauen, deren Bikini-Figur sich unabhängig vom Alter sehen lassen kann und auch häufig und gern gezeigt wird. Durch diese generische Standardhandlung stolpern unter anderem Vince Vaughn, Jason Bateman und „Sex and the city“-Star Kristin Davis.

Das Karibikflair ist jetzt im Winter im Kino ganz hübsch anzuschauen, der eigentliche Film aber völlig belanglos.

Freitag, 20. November 2009

2012


Ja, man kann sich doch täuschen. Ich hatte eine neue Emmerich-Katastrophe erwartet. Und gesehen habe ich den wohl lange Zeit Maßstäbe setzenden Katastrophenfilm.

Um nichts anderes als die Vernichtung der Erde geht es hier. Wir haben alle dafür wichtigen Protagonisten: den US-Präsidenten (Danny Glover), den vor der Katastrophe warnenden Verrückten (Woody Harrelson), das geschiedene Pärchen, das um sein Leben und das ihrer Kinder kämpft (John Cusack und Amanda Peet). Und natürlich ein Hündchen, das gerettet wird.

Emmerich hat dann doch noch einen Hollywood-Granden verpflichtet, George Segal spielt einen Jazzmusiker auf einem Kreuzfahrtschiff. Von der Story darf man so viel und so wenig erwarten wie im Genre üblich: Menschen versuchen mehr oder weniger erfolgreich ihr Leben zu retten. Und diesmal fährt Emmerich auf, was seine Grafikcomputer hergeben: kilometerhohe Flutwellen, atombombengleiche Vulkanausbrüche, ganze Bundesstaaten verschluckende Erdbeben.

Aber das ist derartig in Szene gesetzt – ich habe mit offenem Mund im Kino gesessen und nur noch „Wow“ gedacht. Das ist mir zuletzt bei „Titanic“ passiert. „Weltuntergangsporno“ habe ich in so ziemlich jedem größeren Medium über „2012“ gelesen. Ja, mag sein. Wird der Wirkung der Bilder aber nicht gerecht.

Wir haben hier natürlich ein paar Storylöcher, pathetische Dialoge und verpasste Gelegenheiten, die den Film noch weitaus besser hätten machen können. Aber die halten sich in Grenzen – bei Hollywood-Mainstream-Produktionen ist das mittlerweile selten. Und ein absolutes Novum für Roland Emmerich, der bis jetzt noch jeden Film mehr oder weniger verbockt hat.


Ärgerlich: über einige Zeit begleitet den Zuschauer ein russischer Oligarch. Und der redet mit einem Akzent und in einer Weise, es ist peinlich. Vor allem, wenn man Russen kennt und weiß, wie die sprechen. Das hätte man wohl vermeiden können. Danny Glover spielt dazu den Präsidenten wie ein Weichei. Dafür gibt’s einigen Humor. Besonders schön: Stabschef Anheuser (warum sind Stabschefs in Filmen immer miese Schweine?) zeigt auf Demonstranten mit Schilder „The End is near!“ und sagt etwas wie „Ich hätte nie gedacht, dass die Spinner mit den Schildern tatsächlich recht haben könnten“.

Kleine Story am Rande: die virale Netzkampagne für „2012“ rief dazu auf, nach der „Wahrheit“ zu googeln. Wo man natürlich auf tausende Verschwörungswebseiten stößt. Bei der Nasa gingen nun tausende Nachfragen ein. Daraufhin zürnten dort besorgte Wissenschaftler den Produzenten, denn Teenager hatte ihren Selbstmord angekündigt, wenn die Welt denn nun untergeht. Was mich als Mitteleuropäer zu der Frage bringt: wie dämlich kann man sein. Naja, das nur nebenbei.

Noch ein zweifelhafter Rekord: es dürfte wohl der Film mit den meisten Todesopfern sein. Hier sterben nicht Hunderttausende, sondern Milliarden. Irre ich mich da? Emmerich hat jedenfalls versprochen, keine weiteren Katastrophenfilme mehr zu drehen. Mal sehen, ob er sich daran hält – „2012“ dürfte jedenfalls von der Epik her kaum zu übertreffen sein.

Samstag, 14. November 2009

Wanted


Regisseur Timur Bekmambetov hat in Russland bereits die beiden „Wächter“-Filme gemacht. Die haben ein Problem: kennt man die Bücher nicht, kapiert man die Filme nicht. Und kennt man die Bücher, erkennt man, dass den Umsetzungen eine Menge fehlt.

„Wanted“ ist die erste Hollywood-Produktion des Russen. Es spielen eine Reihe von Hollywood-Größen mit wie Angelina Jolie, Morgan Freeman, und sogar Terence Stamp hat sich hierfür hergegeben. Das Thema ist den „Wächter“-Filmen nicht unähnlich. Hier haben wir die „Bruderschaft“, eine Organisation von Menschen mit einer speziellen Superkraft, die Menschen ermorden.

Diese werden seit über 1000 Jahren über einen Webstuhl ausgesucht, der ihre Namen per Webfehler in Binärcode rausgibt. Hört sich schon recht schwachsinnig an, nicht? Ist es auch. Natürlich wird dann alles nicht so, wie es zunächst scheint. Und bis dahin geht eine Menge zu Bruch, lassen viele Leute ihr Leben und erweist das Machwerk seiner „FSK 18“-Freigabe alle Ehre.

Das Problem ist noch viel grundlegender: unser Held hasst seinen Job, sein Leben und seine Freundin. Damit bietet er eine klassische Projektionsfläche für die ganzen Bübchen, die so gerne Neo wären und die man an ihren Ziegenbärtchen und schwarzen Ledermänteln erkennt.

Oder weniger populistisch und pauschalisierend: Leute, die ihre Lebensumstände für ihr miserables Leben verantwortlich machen und sich für auserwählt halten. Von denen gibt’s leider zu viele. Sie stellen sich hier außerhalb jeder Moral, und wenn auch der Bösewicht zum Schluss sein wahres Gesicht zeigt, der Rest der Organisation ist ja „nur“ irregeleitet.

„Ich weiß nicht, wer ich bin!“ ruft Held Wesley. Schlimm genug, wenn er meint, einen Haufen Leute umzubringen, würde ihm einen Lebensinhalt geben. Es gibt dann noch ein paar nette Actionszenen mit Autos und einem Zug, das war’s. Der Film war recht erfolgreich, daher wird gerade an einem zweiten Teil gearbeitet.

Kleine Info am Rande: die russische Version wurde aufwendig synchronisiert – was außerhalb von Deutschland eh eher selten praktiziert wird. Und „Wächter“-Autor Sergey Lukyanenko höchstpersönlich hat die Texte übersetzt.

Sonntag, 8. November 2009

Pans Labyrinth


Guillermo del Toros wohl bekanntester Film stand schon lange auf meiner „Muss ich sehen“-Liste, aber erst jetzt habe ich es geschafft. Del Toro arbeitet gerade an den beiden „Hobbit“-Verfilmungen mit Peter Jackson zusammen. Man kennt ihn jedoch auch von eher mittelmäßigen Filmen wie den beiden „Hellboy“-Teilen, dem extrem enttäuschenden „Blade 2“ und dem unausgegorenen „Mimic“.

In „Pans Labyrinth“ kombiniert der Mexikaner in einem Horror-Märchen den Schrecken des Partisanenkrieges im Spanien des Jahres 1944 mit den Erlebnissen eines kleinen Mädchens in einer Fabelwelt. Ofélia reist mit ihrer hochschwangeren Mutter zum Stiefvater, einen Armee-Hauptmann. Dieser Mann sieht die Mutter nur als Erfüllungsgehilfin bei seinem Wunsch nach einem Sohn.

Gleichzeitig macht Ofélia Bekanntschaft mit Feen und einem Faun, der ihr erklärt, sie sei eine Prinzessin. Um ihren Thron zu besteigen, muss sie drei schwierige Prüfungen ablegen. Anders als in anderen Filme mit ähnlichem Sujet ist die Traumwelt des Mädchens genauso schrecklich und brutal wie die Realität.

Del Toro schafft in beiden Erzählsträngen eine dichte Atmosphäre, eine optische Opulenz, die allein schon das Ansehen lohnt. Die Geschichte mit ihrem recht erschütternden Ende hat mich hingegen sehr bewegt. So etwa der Hinweis auf die Probleme beim starren Befolgen von Befehlen anderer.

Ich bin mir zwar ehrlich gesagt unsicher, ob mir nicht noch eine Menge Sachen entgangen sind, aber sicherlich sehe ich mir "Pans Labyrinth" noch häufiger an.

Kleine Parallele: auch im Film „Labyrinth“ mit David Bowie aus den Achtzigern geht es um ein Mädchen und ihren noch sehr kleinen Bruder, das es mit einer undurchsichtigen Figur zu tun bekommt.

Und noch eins: in Spanien wurde auf den Kinoplakaten erst nach einiger Laufzeit darauf hingewiesen, dass der Film recht brutal und erschreckend ist – viele Mütter waren wohl mit ihren Kindern in den Film gegangen. Das erinnert mich an „Gremlins“, der auch einen geringfügig anderen Inhalt hatte, als das Marketing suggerierte. Um mich herum waren erschreckte Kinder, schockierte Mütter, in der Mitte saß ein grinsender Martin. ;)

Mittwoch, 4. November 2009

Jumper


Wenn man sich eine Superkraft aussuchen könnte, welche nähme man da? Die Fähigkeit zur Teleportation ist da sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Allein die ganze Zeit, die man beim Reisen spart. Oder wenn man wie ich immer alles vergisst – kein Problem, man holt es eben schnell. So leben „Jumper“, die problemlos von einem Ort zum anderen springen können.

Reicht das für einen Film? Ich habe mir die Inhaltsangabe des zugrunde liegenden Romans durchgelesen und meine, dass der sehr viel mehr Wert gehabt hätte als das Skript. Stattdessen wird eine Geheimorganisation eingeführt, deren einzige Aufgabe es ist, alle Jumper zu identifizieren und dann umzubringen.

Samuel Jackson spielt den Anführer der „Paladine“ – dessen einzige Motivation ist „religiöser Fanatismus“. Ein wenig dünn für mich. Unser Held trifft dann auf einen weiteren Jumper, der seine komplette Existenz dem Kampf gegen die Paladine gewidmet hat und sie umbringt, wo er kann. Ebenfalls ein wenig dünn.

Die leicht verkorkste Produktion zeigt sich auch daran, dass nach Beginn der eigentlichen Dreharbeiten die beiden Hauptdarsteller ausgetauscht wurden – die Produktionsfirma war der Meinung, sie wäre zu jung, außerdem bräuchte man wenigstens ein bekanntes Gesicht. Das ist nun Hayden Christian, allen auch bekannt als Anakin Skywalker.

Hier droht eine Trilogie, das Ende des Films deutet schon stark auf eine Fortsetzung hin. Und da „Jumper“ dreimal soviel eingespielt wie er gekostet hat, werden wir uns auch die schon bald freuen können. Mir jedenfalls ist die Zeit dafür zu schade, ich kann mir schon denken, wie’s weitergeht. Telepathie ist doch auch eine schöne Superkraft.

Sonntag, 1. November 2009

Der Tag, an dem die Erde stillstand


Und noch ein Remake: das Original von 1951 zählt zu den SF-Klassikern und hat bis heute Einfluss auf so ziemlich alles, was danach in der Richtung kam. Dementsprechend skeptisch war ich, als ich sah, dass ein entsprechendes CGI-aufgemotztes Spektakel daraus gemacht werden sollte.

Dazu noch mit Keanu Reeves in der Hauptrolle – man spekuliert ja noch, ob der Mann gesichtsgelähmt ist. Oder warum er in jeder Rolle so gut wie keine Emotionen und Mimik zeigt. Der Plot entspricht ungefähr dem Original, nur dass es hier nicht um den Kalten Krieg, sondern um Umweltzerstörung geht. Die Aliens wollen die Erde ob ihrer Einzigartigkeit vom Menschen „befreien“.

Der ganze Film hat ein Problem: Militär und Politik sind eigentlich alles nur machtgierige Schweine, die letztendlich mit allen Mitteln gegen die Außerirdischen vorgehen. Mich wundert, dass niemand eine Atombombe hervorgezaubert hat. Das mag aber den Machern wohl zu abgedroschen gewesen sein.

Dazu kommt die Sterilität. Auf der Erde herrschen Panik und Angst – nur merkt man davon als Zuschauer nichts. Stattdessen beschränken wir uns darauf, Klaatu (Reeves) zuzusehen, wie er von einem Punkt zum nächsten wandert, ohne einen erkennbaren Plan. Ebenso nicht wirklich erkennbar ist das Verhältnis der Schauspieler zueinander, Beziehungen und deren Änderungen fallen plötzlich einfach vom Himmel wie die Soldaten, die Klaatu erwischen wollen.

Für das, was „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ aussagen will – Kritik an der menschlichen Ausbeutung des Planeten –, ist der Film nicht mal schlecht. Er ist ganz einfach durchschnittlich. Eine Menge Special-Effects machen mächtig Eindruck, das war’s dann auch schon. Jennifer Connelly spielt ihre weibliche Hauptrolle ähnlich distanziert wie schon im „Hulk“. Schön hingegen John Cleese als Nobelpreisträger, der Klaatu versucht zu überzeugen, der Menschheit eine Chance zu geben. Der Brite spielt hier einmal nicht den lustigen/schrägen alten Mann. Und wer unbedingt Will Smith' Sohn sehen möchte - der ist auch dabei.

Alles in allem keine absolute Zeitverschwendung, aber auch nichts, was man unbedingt gesehen haben muss.

Donnerstag, 29. Oktober 2009

RockNRolla


Endlich mal wieder eine Gangster-Komödie von Guy Ritchie. Im Kino verpasst, habe ich ihn mir jetzt auf DVD angesehen. Anders als in „Snatch“ und „Bube, Dame, König, Gras“ geht es hier mal nicht um Kleinkriminelle, sondern um viele Millionen Euro, einen russischen Baulöwen, einen Gangsterboss und einen Haufen verschiedener weiterer Verbrecher. Und ein Gemälde.

Ritchie wollte einen Film über die Veränderungen in London machen, über das viele osteuropäische Geld, das in die Stadt kommt, und den um sich greifenden Wahnsinn der Grundstückspreise. Nun, das dürfte ja mittlerweile weniger ein Problem sein. ;)

Wie üblich bei Ritchie bevölkern coole Gangster den Film, dämliche Gangster, mächtige Gangster und brutale Gangster. Etwa russische Kriegsverbrecher mit Maschinenpistolen. Und diesmal haben wir mit Thandie Newton auch eine schöne Frau, der unser Hauptdarsteller One Two (Gerard Butler) in einer extrem witzigen Szene näher kommt. Kann sich einer noch an die Szene aus „Snatch“ erinnern, in der Cousin Avi mit der Concorde nach London fliegt?

Flugticket – Stempel im Pass – Getränk im Flugzeug trinken – Flugzeug fliegen sehen – und schon da. Das ging wirklich schnell! Ähnlich haben wir es hier: Newton in Dessous „Oh!“, - Butler mit aufgeknöpftem Hemd „Ah!“ – Newton mit leidenschaftlichem Gesichtsausdruck „Oh!“ – Reißverschluss zu – fertig! Das war übrigens nur eine filmische Notlösung: Butler hatte am Drehtag eine Halsentzündung, und Newton wollte ihn deswegen nicht küssen.

Leider hat der Film nicht das gleiche Tempo wie seine Quasi-Vorgänger, auch nicht die gleiche Gagdichte. Und noch was: wenn einer hier weiß, was aus dem russischen Oligarchen geworden ist – bitte posten! Trotzdem sehenswert. Wie im Abspann angekündigt, soll es ein Sequel (angeblich sogar eine Trilogie) geben – das Drehbuch steht bereits.

Sonntag, 25. Oktober 2009

Auf bösem Boden


Ausnahmsweise begebe ich mich in die Gefilde des Independent Films. Das Spielfilmdebut des Österreichers Peter Koller soll nach seiner Aussage eine Mischung aus „Tom und Jerry für Erwachsene“ und eines Italo-Westerns seins. Herausgekommen ist ein recht unausgegorenes Konglomerat aus Filmzitaten, recht extremer Gewalt und Absurditäten.

Das eher merkwürdige Pärchen Romeo und Julia (wie originell!) will ein Haus mieten/kaufen/weiß man nicht, und Romeo kommt bei der Geldübergabe für die Miete/Kaufpreis/weiß man nicht auf die glorreiche Idee, den Makler brutalst abzustechen.

Bei der Beseitigung der Leiche trifft er auf den „Verrückten“, der ihn bewusstlos schlägt und bis zum Hals eingräbt. Es folgen eine Reihe Widerlichkeiten und Demütigungen, bis Julia am Ort des Geschehens auftaucht. Dann beginnt eine eher absurde Verfolgungsgjagd mit klassischem Hin-und-her, Tür-auf-Tür-zu und weiteren Gewalteinlagen.

Koller sagt im Making-of, ein großer Teil der Crew habe erst später mitbekommen, dass es sich hier um eine Komödie handeln soll. Ich hab’s auch nicht wirklich verstanden. Er erklärt ebenfalls das Problem, der Julia-Schauspielerin verständlich zu machen, dass sie eine Frau ist, die gerne „von hinten durchgefickt“ wird und bei einer Vergewaltigung gelangweilt ist. Das Zauberwort ist „Motivation“. Und da frage ich auch mal nach. Bei einem Kurzfilm mag es reichen zu sagen, das ist nun mal so, bei einem Spielfilm würde ich da doch eine Erklärung erwarten.

Kari Rakkola als der Verrückte ist allerdings ein kleines Highlight, sieht übrigens fast so aus wie Rammstein-Sänger Till Lindemann. Birgit Stauber als Julia kann auf mehrere Fernsehrollen in „Wilde Engel“, „Klinik unter Palmen“, „Schlosshotel Orth“ und Konsorten zurückblicken. Hier zeigt sie jedenfalls keine bemerkenswerte Leistung, was auch an der Regie liegen mag.

Warum habe ich mir den Streifen überhaupt angetan? Ganz einfach: weil der ganze Film gerade mal 60.000 Euro gekostet hat. Und was das Team um Koller da auf die Beine gestellt hat, ist erstaunlich. An der Optik gibt’s nichts auszusetzen, Kameramann Markus Stotz erklärt gleich, wie man mit einer DV-Kamera Filmoptik hinbekommen kann.

Für die Visual Effects zeichnet der berüchtigte Peter Hacker verantwortlich. Alles in allem braucht „Auf bösem Boden“, was die Produktion angeht, keinen Vergleich zu erheblich teureren Filmen zu scheuen. Und ist ein Beweis dafür, dass sich Ideen auch kostengünstig realisieren lassen.

Dienstag, 20. Oktober 2009

Vulkan


Ach, was gibt es Schöneres als die großartigen Event-Zweiteiler des deutschen Privatfernsehens. Wichtige Punkte in der Geschichte werden genauso abgehandelt wie Naturkatastrophen, die hierzulande wohl nie vorkommen werden.

Deutsche Fernsehfilme hinken grundsätzlich US- oder anderen Mainstreamfilmen hinterher. Woran liegt das? Zu den Glanzzeiten des Öffentlich-Rechtlichen durften Filme dieser Art natürlich nie in irgendeiner Weise spannend sein. Sie mussten belehren und wenn möglich auch auf die Schrecken der Nazizeit/Faschismus/deutsche Geschichte allgemein hinweisen.

Dann kam das Privatfernsehen und kam zum (richtigen) Schluss, dass es doch bestimmt auch möglich ist, da Action und Spannung reinzubringen und den moralischen Zeigefinger ein wenig zurückzunehmen. Dabei kamen sie jedoch ebenfalls zu dem (falschen) Schluss, das Ganze mit Pappmaché-Charakteren, Trickeffekten und Action um ihrer selbst Willen aufzumotzen.

Diesmal: Vulkanausbruch in der Eifel. Könnte ja ein schönes Thema sein. Leider werden im ersten Teil stundenlang Charaktere eingeführt, die zwischendurch auf grausame Vorzeichen des nahenden Ausbruchs stoßen. Ganz schlimm: Katja Riemann als ihren Mann betrügende Ehefrau, die sich – just in der Eifel – mit ihrem Liebhaber trifft. Der ist ihre Jugendliebe, die sie mit 19 vor 15 Jahren verlassen hat. Da kommt man auf ein Alter von 34 Jahren. Das passt noch nicht mal mit einem Zahlendreher.

Armin Rohde spielt einen Mitarbeiter des Ordnungsamt, den niemand respektiert. Also verschafft er sich Respekt mit der Waffe, als er während des Ausbruchs zwei Jugendliche niederschießt, die ihn zum Gespött gemacht haben. Das Thema Gewalt durch Schusswaffen (etwa der Getränkeladenbesitzer, der auf einen Mann feuert, um an dessen Auto zu kommen) wird zwar weiter aufgegriffen, hat aber zum Ende des Films in keinster Weise Konsequenzen.

Vielleicht muss sich in einem Film ja nicht jeder einzelne Handlungsstrang in Wohlgefallen auflösen. Doch eine Absicht dahinter erkennen, das muss man schon können. Hier habe ich eher den Eindruck, die Autoren haben das dann einfach mal vergessen.

Der Rest der Besetzung ruft auch häufiger Kopfschütteln hervor. Etwa Yvonne Catterfeld als Doktorandin der Vulkanologie, die zwischendurch noch Zeit für ein Techtelmechtel mit der Hauptfigur hat. Ach ja, die wiederum ist so farblos, dass ich sie erst jetzt erwähnt habe.

Alles in allem: schöne Tricks, sonst war nix.

Mittwoch, 14. Oktober 2009

The day after tomorrow


Ha, reingelegt, es geht natürlich nicht um das unsägliche Emmerich-Machwerk. Und keine Angst, das kommt auch in diesem Blog nie vor. Es geht vielmehr darum, dass ich um sieben Uhr morgens aus dem Fester sehe - und es schneit! Mitten im Oktober!

Man ist in Bayern ja Einiges gewohnt, aber das hier? Wo bleibt die verdammte globale Erwärmung, wenn man sie mal braucht? Oder haben die Iraner/Amis/Russen/New World Order endlich den Golfstrom umgeleitet?

Dass in den Läden schon so getan wird, als ob Weihnachten wäre mit den ganzen Dominosteinen und Spekulatius, meinetwegen - aber der Schnee kann gerne noch bis Januar da bleiben, wo er hingehört.

Und was hat das nun mit Filmen zu tun? Erstmal - nichts! ;)

Freitag, 9. Oktober 2009

District 9


Ein großes, scheibenförmiges Raumschiff, direkt über Johannesburg – nein, es ist nicht die nie verlangte Fortsetzung von „Independence Day“. Der südafrikanische Regisseur Neill Blomkamp setzte diese Mischung aus Drama und Action-Thriller als Allegorie auf die Apartheid um.

Eigentlich sollte Blomkamp mit der Hilfe von Peter Jackson als Produzenten die Verfilmung von „Halo“ realisieren – das zerschlug sich bekanntermaßen, nicht notwendigerweise ein Nachteil. Also nutzten die beiden Filmemacher die Ressourcen, um die Kinoüberraschung dieses Jahres zu produzieren.

Das unbekannte Schiff beherbergt fast zwei Millionen insektenartige Außerirdische, die bei ihrer Entdeckung fast verhungert sind und sich in sehr schlechter Verfassung befinden. Rasch wird ein provisorisches Lager errichtet, das sich jedoch bald in einen Slum verwandelt. Zusammenstöße zwischen Menschen und Aliens sorgen für Spannungen, und so werden Menschen und die Erdbesucher streng voneinander getrennt. Mit allen negativen Konsequenzen wie armselige Lebensumstände, Schmuggel und Gewalt.

Held Wikus van der Meer soll nun die Umsiedlung der bösartig „Shrimps“ genannten Kreaturen in ein neues Lager weitab der Zivilisation organisieren. Der Bürokrat kommt dabei in Kontakt mit einer Substanz, die ihn langsam selber in einen Alien verwandeln.

Viele unterschiedliche Gruppen sind an den Waffen der Außerirdischen interessiert, die dank einer Bio-Sicherung nur sie abfeuern können. Und so wird van der Meer sehr interessant für all diese Menschen, die alles im Sinn haben, nur nicht Wikus’ Wohlergehen.

Verfolgt wird er dazu gezwungen, selber mit den ihm verhassten Außerirdischen zusammenzuarbeiten. Anfangs stringent im Doku-Stil gedreht wandelt sich das später in Handkamera, was dem Film Authenztität verleiht und über logische Lücken hinweghilft. Etwa warum die Außerirdischen sich das alles gefallen lassen und nicht mit ihren überlegenen Waffen zeigen, wer hier der Chef ist.

Auffällig auch der hohe Gewaltlevel, denn mit den „Shrimps“ wird nicht allzu sanft umgegangen. Das zieht sich durch den ganzen Film, zumal die Alien-Waffen auch nicht gerade zimperlich mit ihren Zielen umgehen.

Finden sich bis zur Mitte des zweiten Akts noch ein Haufen satirischer Elemente und Beobachtungen, weicht dies dann der rein action-getriebenen Handlung. Was eigentlich schade ist.

Trotzdem, ein sehenswerter Film und schönes Filmdebut von Blomkamp – und die Handlung lässt auch noch wunderbar einen zweiten Teil zu. Hoffen wir, dass der Esprit von „District 9“ auch dort noch erhalten bleibt.

Samstag, 3. Oktober 2009

The Big Lebowski

Der wohl mit Abstand beste Film der Coen-Brüder ist ein Bowling-Film oder ein Kiffer-Film, je nach Geschmack. Für mich eine der besten Komödien, die jemals gemacht wurden. Das von mir heißgeliebte Sujet: sympathischer Held gerät durch skurrile Umstände in beschissene Situation, und alles, was er tut, macht alles noch sehr viel schlimmer.

Bis in die Nebenrollen fein besetzt – Philip Seymour Hoffman als Big Lebowskis persönlicher Assistent, Tara Reid als Big Lebowskis Frau – zeigen uns Jeff Bridges, John Goodman und Steve Buscemi, wie man ein hervorragendes Drehbuch lebendig werden lässt. Nicht zuletzt getragen vom genauso genialen Soundtrack.

Und obwohl ich kein Original-Version-Faschist bin, gebe ich doch den Tipp, sich den Film unbedingt auf Amerikanisch anzusehen. Hier kommen die Wortspiele richtig zur Geltung, ebenso das ganze Vokabular der einzelnen Akteure, quer durch soziale Schichten und Bezirke von Los Angeles.

Der „Dude“ (Jeff Bridges) dürfte wohl ein filmisches Original sein, mit seiner Vorliebe für White Russians, die übrigens pervers schmecken. Tipp vom Meister: lieber ein paar Whiskeys dabei trinken. Das kommt der Attitüde des Films zugute, wenn man sich nicht daran stört, dass unser Hauptdarsteller trinkt, kifft und flucht, während er seinen Torino fährt. Aber wer tut das schon. ;)

Der im Film erwähnte „In and out“-Diner ist übrigens tatsächlich ganz gut, zumindest als ich 1999 da war. ;)

Falls es hier noch irgendwen gibt, der den Film nicht gesehen hat: jetzt wird’s aber Zeit!

Samstag, 26. September 2009

Oben

Mit nicht geringen Erwartungen habe ich mir „Oben“ angesehen, gleich in 3D. Werden 3D-Filme jetzt die großartige Neuerung, die das Kino retten soll? Ich weiß ja nicht so recht.

Aber egal, hier gab’s jedenfalls ein paar schöne 3D-Effekte. Leider kommt der Film nicht richtig in die Puschen, oder sollte ich sagen, hebt nicht so richtig ab. Die Vorgeschichte – sehr rührend – wird als Montage kurz nach der Einführung der Charaktere gezeigt und wäre an sich eine schöne Story gewesen.

Aber die Autoren wollten es anders, und so geht es hier um die Reise eines alten Mannes und seines unfreiwilligen Begleiters, eines Pfadfinders, dem noch das Abzeichen für „alten Leuten helfen“ fehlt. Eines der Grundthemen des Filmes – unser Opa findet in dem Jungen eine Aufgabe, der Junge einen Vaterersatz – wird dadurch konterkariert, dass gar nicht klar wird, was mit dem Vater des Jungen genau ist. Das wird mit „Vater hat nie Zeit und soooo viel zu tun“ weggewischt.

Auch ein weiteres Sujet, nämlich das Enttarnen von Kindheitsvorbildern als obsessive Leute, die nur noch ein Ziel vor Augen haben, koste es, was es wolle, fällt einfach so vom Himmel wie das Haus mit seinem Luftballonantrieb. Unser Bösewicht hat im Original übrigens die Stimme von Christopher Plummer. Der lebt also noch.

„Oben“ ist kein schlechter Film, aber sicherlich einer der schlechteren von Pixar. Dazu kommt für mich ganz persönlich noch, dass das Mathäser in München den Vorfilm „Partly Cloudy“ unterschlagen hat. Ins Mathäser gehe ich eh nicht häufig, in meinem Lieblingskino lief der Film aber nicht in 3D. Und für schlappe 12 Euro kann ich wohl noch den Vorfilm erwarten. Zumal "Oben" gerade gute eineinhalb Stunden dauert.

Dann gibt es natürlich noch Apple-Reminiszenzen, Steve Jobs wird es danken. Und noch eine Notiz an mich selbst: keine ganze Tüte Weingummi mehr während der Vorstellung verputzen!

Und damit zumindest die Leser dieses Blogs in den Genuß des Vorfilms kommen, tadaa, da ist er:

Sonntag, 20. September 2009

Crank

Wieder einer der Filme, in die man mich geschleppt hat und die sich als absolut keine Geldverschwendung rausgestellt haben. Hier sieht man auch, wie mit relativ wenig Geld ein herausragender, wegweisender Actionfilm gemacht werden kann. Fixe Handlung, kein Aufhalten mit irgendwelchen Subplots, merkwürdige Kamerawinkel – so muss das sein.

Die beiden Regisseure verzichteten auf reguläre Kameras und filmten den ganzen Kram digital auf HD, mit zwei Kameras in ständigem Einsatz, die sie selber bedienten. Crank ist ganz klar ein Kind seiner Zeit, mit dem ständigen Einsatz von Mobiltelefonen (dem Schrecken jedes Drehbuchautors), Google Maps und seinen Computerspielanleihen. Von denen mir natürlich keine entgangen ist, hihi.

Nachdem ich im Vergleich dazu „Underworld: Evolution“ gesehen hatte – der im übrigen wie sein Vorgänger kein schlechter Film ist und eine eigene Ästhetik aufweist – wirkte der behäbig, plump, langsam. Crank ist ein Feuerwerk ohne Gleichen und dürfte Jason Stathams Ruf als B-Actionstar für nicht wenige Jahre zementiert haben.

Schon die Eingangssequenz, in der Held Chev morgens aufwacht, feststellt, dass er vergiftet worden ist und als erste Reaktion erstmal seinen Flachbildschirm zertrümmert, zeigt, wo es hin geht. Genial: der auf- und abschwingende Klingelton seines Telefons (Nebenwirkung des Giftes), den ich mittlerweile bei jedem dritten Handyklingeln in der S-Bahn höre.

Und spätestens, als nach der Verfolgungsjagd im Einkaufszentrum Chevs schönes altes Auto auf der Seite liegend die Rolltreppe hochfährt wusste ich, wenn der Film sein Tempo und Originalität behält, habe ich hier ein Juwel vor mir. Und so war’s auch.

Genau aus dem Grund habe ich Angst, mir die Fortsetzung anzusehen. Taugt die wohl was? Ach ja, an alle: in den Kommentaren nix über den zweiten Teil verraten, sonst schicke ich Euch Statham persönlich auf den Hals! Der is krasse Kollege von mir, kapische?

Dienstag, 8. September 2009

Julie & Julia

So, nach längerer Zeit bin ich wieder da – ich bin nämlich gerade im internetlosen Urlaub und daher auf Netzzeitspenden lieber Freunde angewiesen! Und was mag es bedeuten, dass ich die gleichen Segeltuchschuhe wie Amy Adams habe? Dann mal:

Julia Child war eine große Frau. Nicht nur, weil sie eine in den USA bekannte Fernsehköchin war, sondern weil sie eine beachtliche Körpergröße hatte. Komödienspezialistin Nora Ephron verarbeitet in diesem Film zwei Autobiographien: die besagter Julia Child und die von Julie Powell. Die New Yorker Büroangestellte will alle 524 Rezepte des Child-Kochbuches in 365 Tagen nachkochen und schreibt einen Blog darüber.

Das ambitionierte Unterfangen stößt natürlich anfänglich auf Skepsis, bis sich herausstellt, dass es Julie, begabeter Amateurin, wirklich ernst ist. Abwechselnd zeigt Ephron die wichtigsten Stationen der beiden engagierten Hobbyköchinnen. Und bringt so den Beweis, dass Frauen auch am Herd etwas zur Selbstverwirklichung tun können.

Die Regisseurin arbeitet hier wieder mit Meryl Streep (als Julia Child) zusammen, mit der sie schon vor über 30 Jahren „Silkwood“ gemacht hat, ein ganz und gar nicht lustiger Film. Ihren zeitgenössischen Gegenpart spielt Amy Adams, im „Spiegel“ nicht zu Unrecht als eine der großen Hoffnungen Hollywoods bezeichnet. Nur: bisher gab’s nur Nebenrollen in großen Filmen (etwa in „Catch me if you can“ oder „Der Krieg des Charlie Wilson“) und eine einzige Mainstream-Hauptrolle in „Verwünscht“. Hoffen wir mal, dass sie auch mal andere Rollen bekommt, in denen sie zeigen kann, dass noch mehr in ihr steckt als naiv-optimistische Charaktere.

Der Film gerät manches Mal arg ins Wanken, und nur das Können von Adams und Streep verhindert, dass er kippt. So etwa bei den konstruierten Problemen, mit denen beide Protagonistinnen zu kämpfen haben. Die Szene, in der Julie und ihr Mann streiten, wirkt so aufgesetzt, dass man nie in Versuchung gerät zu glauben, dass sie sich ernsthaft trennen könnten.

Außerdem klebt die Handlung zuweilen süßer als der Zuckerguß, den Julie für ihren Schokoladenkuchen bereitet. Liebe geht zwar durch den Magen, aber das wird hier deutlich überstrapaziert. Ganz überwiegend spielen Streep und Adams jedoch zauberhaft und charmant. Und genau deswegen ist „Julie & Julia“ sehenswert. Zumal ich hier das Vergnügen habe, über einen Film zu bloggen, in dem jemand bloggt, die sich mit dem Leben einer anderen Person beschäftigt.

Freitag, 28. August 2009

Und noch ein Mix ...

... dann gibt's aber wieder Filmkritiken! :) Hier meine Extended Version von "Untouched". Das Machwerk von The Veronicas, die bezaubernden Schwestern Origliasso, ist eine klassische längere Fassung - mir gefallen die allermeisten Remixe auf youtube nicht, weil sie fast alle deutlich langsamer als das Original ist, eine nette Upbeat-Tempo-Nummer.

Overdubs habe ich mit meiner getreuen Danelectro Dan-O-Blaster und meinem Korg Z1 gebastelt, gemixt mit Cubase.

Sonntag, 23. August 2009

Zensursula Dance Mix

Hier noch was von mir selber: das Thema Internetsperre vermeide ich ja sonst eher, aber nachdem ich eine Rede von Ursula von der Leyen auf youtube gesehen habe, musste ich diesen Mix machen:

Donnerstag, 20. August 2009

Andromeda – Tödlicher Staub aus dem All

Gerade kam mal wieder ein Klassiker im Fernsehen, nämlich die Verfilmung von Michael Crichtons erstem Roman. Zumindest des ersten Buchs, das unter seinem Namen veröffentlicht wurde. Robert Wise hat den Film in Szene gesetzt, der auch nach fast 40 Jahren immer noch aktuell ist.

Atmosphärisch dicht fängt „Andromeda“ schon an – und zwar mit der klassischen „Hollywood-Nacht“ (Tagaufnahmen nehmen und nachher abdunkeln). Die wirkt hier so bedrohlich und beklemmend, dass mir jetzt noch die Magensäure zu schaffen macht. Kompliment an dieser Stelle übrigens an das Öffentlich-Rechtliche – offensichtlich ist der Film neu abgetastet worden. Und selbst mit meinem schäbigen komprimierten DVB-T-Empfang ist das Bild gestochen scharf und klar, vermutlich besser als auf den Zelluloid-Kopien damals im Kino.

Die Geschichte um eine außerirdische mikroskopische Lebensform, die Menschen innerhalb von Sekunden tötet, packt sofort. Ein kleiner abgelegener Ort in New Mexico wird von ihr entvölkert. Mehrere Wissenschaftler versuchen in einer unterirdischen Forschungsstation, der tödlichen Gefahr auf die Spur zu kommen und fordern einen Atomschlag an – nur um zu erkennen, dass dies genau den gegenteiligen Effekt als den gewünschten hätte. Die Lebensform würde mutieren und außerdem die Energie aus den Röntgenstrahlen zum Wachstum benutzen.

Das Labor selber ist gegen das Entkommen von gefährlichen Bakterien und Viren mit einer Nuklearwaffe gesichert – was zu einem nervenaufreibenden Schluß führt. Lediglich das Deux-ex-machina-Ende verärgert ein wenig, ansonsten hat Crichton hier die Vorlage für einen medizinischen Thriller der Oberklasse geliefert.

Heute noch schön anzusehen: die Computertechnologie, die natürlich massiv überholt ist, aber von der Konzeption heute noch ähnlich aussehen würde. Besonders der Hinweis auf die Vernetzung aller Rechner bringt mich zum Grinsen.

Kleiner Hinweis noch am Rande: Crichton wurde damals zu einer Studiotour eingeladen – und sein Führer war niemand anders als der junge Steven Spielberg. Der Regisseur von der erfolgreichsten Crichton-Verfilmung „Jurassic Park“. Interessant, wo sich in der Welt immer wieder Kreise schließen.

Freitag, 14. August 2009

Smokin’ Aces

Tatsächlich hat es mal ein Text in meiner Fernsehzeitschrift geschafft, mein Interesse für einen Film zu wecken, von dem ich vorher noch nie etwas gehört hatte. Nicht zuletzt die Darstellerriege ist beeindruckend: Andy Garcia, Ray Liotta und Ben Affleck sind dabei, dazu noch eine ganze Reihe weitere Gesichter, die man häufiger zu sehen bekommt. Etwa Ryan Reynolds als Hauptcharakter. Sogar R’n’B-Sängerin Alicia Keys spielt eine kleinere, aber dennoch wichtige Rolle.

Ein klassischer Gangster-Mafia-Film: ein Las-Vegas-Künstler mit besten Beziehungen zur Mafia taucht unter und droht auszupacken. Das FBI will alles, was er weiß, der Künstler möchte ins Zeugenschutzprogramm, die Anwälte, die seine Kaution gestellt haben, wollen ihn lebend zurück, eine ganze Reihe Kopfgeldjäger wollen ihn lebend oder tot, da eine Million Dollar auf sein Haupt ausgesetzt sind.

Es folgen eine Reihe herrlich absurden Szenen, in denen unsere Protagonisten und ein Geheimnis beim FBI eingeführt werden. Alles läuft in einem Hotel in wunderschöner Landschaft zusammen, und hier beginnt die Story leider auszufasern. Schaffen es etwa Filme wie „Snatch“ das alles mit einem wie auch immer verdrehten Sinn zusammenzufügen, laufen einige Storyverläufe auf ein Ende zu, einige andere auf ein anderes.

Es gibt ein paar schöne Actionsequenzen, aber ab der Mitte fängt der Film an, sich zu ernst zu nehmen. Hier wäre trockener Sarkasmus angebracht gewesen. Das überraschende Ende beeindruckt ebenfalls nicht über die Maßen, ist jedoch einigermaßen OK.

Ich habe mich gut unterhalten gefühlt, die gut zwei Stunden waren sicherlich keine Zeitverschwendung. Wem dieser Film gefällt: ein Prequel (in dem aber so gut wie keine der Originaldarsteller auftauchen) ist gerade in der Postproduktionsphase.

Dienstag, 11. August 2009

So schneidet man richtig!

Ausnahmsweise ein kleines Bonmot an dieser Stelle:
Spiegel Online hat hier ein paar youtube-Kleinode zusammengestellt, und zwar selbstgemachte Filmtrailer. Das Besondere: die Szenen entstammen Originalen, sind jedoch anders zusammengeschnitten. So wird aus "Mrs. Doubtfire" ein sinistrer Thriller, aus "Blue Velvet" eine Teenie-Komödie, aus "Shining" hingegen ein netter Familienfilm. Ansehen lohnt sich!

Samstag, 8. August 2009

Godzilla

Als ich anfangs hörte, dass ein Godzilla-Remake gemacht werden würde, war ich begeistert: endlich würde es einen Godzilla geben mit ordentlichen Trickeffekten und einer Westliche-Welt-kompatiblen Storyline. Als ich hörte, dass Roland Emmerich Regie führen würde, war ich schon skeptischer, hatte ich doch das „Independence Day“-Desaster noch in guter bzw. schlechter Erinnerung. Doch es kam alles noch viel schlimmer.

Ich rege mich ja öfters über verschenktes Potenzial auf, und hier haben wir ein Paradebeispiel. Die Story hat Löcher, durch die das Monster mit Leichtigkeit durchschlüpfen könnte. Das US-Militär scheint dämlicher zu sein, als man eh schon glaubt, so oft, wie ihnen das Viech durch die Lappen geht.

Und: ein Monster von sicherlich 100 Metern Größe – die variiert übrigens sehr stark während des Films – verschwindet in der New Yorker U-Bahn. Ich bin mir sicher, verschwünde der Wolpertinger in der Münchener U-Bahn, dauerte es keine zwei Tage, bis er die Titel aller hiesigen Boulevard-Zeitungen zieren würde.

Thema Schludrigkeiten: es kostet kein Geld, mal eben nachzusehen, wie militärische Hardware ausgerüstet ist. Wenn schon Displays in Flugzeugen gezeigt werden, auf denen die Waffenbestückung draufsteht – warum um alles in der Welt schießen die mit „Harpoon“-Raketen auf die Echse? Das ist eine Anti-Schiff-Rakete. Die Raketenbezeichnungen gehen eh durcheinander, dann sind es „Mavericks“, dann lasergelenkte Bomben – was nun?

AH-64 haben keine Flügel mit Streben, keine drei Waffenpunkte pro Flügelstummel und kein Doppel-MG. Es gibt sogar Shots, in denen gezeigt wird, wie neben dem Piloten links und rechts die MGs feuern – erinnert übrigens sehr stark an die Draconier-Schiffe in der guten alten „Buck Rogers“-Fernsehserie aus den Siebzigern.

Das mögen ja alles nur Kleinigkeiten sein, aber die ziehen sich durch den ganzen Film. Der vorläufige Höhepunkt sind die drei U-Boote in der Hudson Bay. Vielleicht beordern sie noch einen Flugzeugträger samt Kampfgruppe dazu. Ich würde nicht mal eins dieser Riesendinger in eine Flussmündung beordern, ganz abgesehen von dreien. Eins wird dann ja auch prompt vom Torpedo eines Kollegen getroffen. Kein Wunder, bei dem Platz, den die Los-Angeles-Klasse braucht, konnte das arme Ding vermutlich gar nicht anders.

Es gibt ein paar lichte Momente, etwa Sergeant O’Neal (gespielt von Doug Savant) – diese sympathische Nebenrolle illustriert sehr schön die Hilflosigkeit des Militärs, etwa wenn er einen Befehl von seinem Vorgesetzten entgegen nimmt:
„Sperren Sie die U-Bahntunnel, damit es sie nicht benutzt!“ – „Ja, Sir! – Äh, wie sollen wir das machen, Sir?“

Dazu kommen ein paar kleine Sticheleien gegen die Amerikaner, etwa wenn es um Croissants und angeblichen französischen Kaffee geht – warum übrigens Jean Reno da mitspielt, geht über mein Fassungsvermögen. Trotzdem sind natürlich die paar französischen Atomtests schuld an der Mutation der Echse, nicht die paar hundert, die die Amerikaner im Pazifik durchgeführt haben.

Roland Emmerich und sein Drehbuchschreiber Dean Devlin haben es – mal wieder – großmaßstäblich versaut, wie Emmerich bisher noch jeden Film versaut hat. Mein Problem: Emmerich macht in der Regel Filme über Themen, die mich stark interessieren. So etwa sein nächstes Projekt, „2012“. Vermutlich werde ich fünf Euro opfern, nur um danach sagen zu können: „Ich hab’s ja gleich gewusst!“ ;)

Freitag, 24. Juli 2009

Harry Potter und der Halbblut-Prinz

Im Kino ist es erheblich angenehmer als in meiner Dachwohnung (Rekord gestern: 29°C), also habe ich mir den neuen „Harry Potter“ angeschaut. Ich habe die Reihe nie als wirklich großartige Filme angesehen, sind sie doch recht brave und stark Vorlagenorientierte Romanverfilmungen. Mein Liebling ist dabei „Der Gefangene von Askaban“, weil er ein paar Horrorelemente hat und sich von den anderen durch seinen erfrischenden Stil unterscheidet.

Wie sieht’s nun beim sechsten Teil aus? Seit dem vierten Buch mussten die jeweiligen Autoren Auslassungen vornehmen, weil im in allen Filmen durchgehend ähnlichen Erzähltempo die kompletten Umsetzungen viel zu lange dauern würden.

Verständlich. Nicht verständlich ist, warum Regisseur David Yates ganz elementar wichtige Szenen weglässt, darunter sämtliche Actionsequenzen. Dafür gibt’s eine Neue, in denen die Todesser in den Weihnachtsferien das Haus der Weasleys wegblasen. Ich hatte mich schon so auf den Anfang gefreut, in dem offenkundig Tony Blair Besuch vom „anderen“ Minister bekommt. Außerdem wird ein großer Teil von Tom Riddles Vergangenheit einfach ignoriert. Das ist aber eine der Hauptfunktionen des sechsten Bandes.

Vom fehlenden Schlusskampf ganz zu schweigen. Und noch schlimmer: der Film heißt „Harry Potter und der Halbblut-Prinz“ – wer das ist, kommt ganz zum Schluss heraus, über das Warum wird vorsichtshalber gar nichts gesagt. Verschiedentlich habe ich gelesen, dass sich Leute über das ganze pubertäre Liebesgebandel beschweren, von denen weder Harry noch Ron Weasley oder Hermine Granger befreit sind.

Ja nun, Leute, ist im Buch genauso. Man kann darüber streiten, ob ein guter Autor so was entfernen kann oder nicht, aber die Vorlage entspricht dem nun mal. Unsere drei Hauptdarsteller Daniel Radcliffe, Rupert Grint und Emma Watson machen ihren Job wie immer sehr ordentlich, diesmal besonders herausragend wie sinister Professor Snape, Alan Rickman.

Neu als Professor Horace Slughorn sehr schön: Jim Broadbent. Man fragt sich allerdings, wann alle Schauspieler aus dem „Working Title“-Fundus aufgebraucht sind. Es fehlen noch Hugh Grant, Liam Neeson und Colin Firth. ;)

Eine Frage habe ich noch: warum sind für den nahezu identisch langen "Heiligtümer des Todes" zwei Filme nötig, vor allem, weil das Buch horrende Längen hat?

Freitag, 17. Juli 2009

Frühstück bei Tiffany

So, damit hier nicht jeder glaubt, ich kucke nur Nerd-Filme: hier einer der Klassiker der Filmgeschichte, den man sich auch noch in hundert Jahren ansehen wird: „Frühstück bei Tiffany“.

Stil-Ikone Audrey Hepburn in der Rolle des Partygirls Holly Golightly zeigte hier mit ihrem einfachen Givenchy-Kleid einen weiteren oft kopierten Look – das berühmte „kleine Schwarze“. Golightlys Ansichten ihrer Welt hingegen sind so bemerkenswert wie naiv. Der Kontrast der Gespräche zwischen ihr und dem Schriftsteller Paul Varjak ist übrigens ein wundervolles Beispiel für gut geschriebene Dialoge.

Die Ziele der ehrgeizigen Holly entsprechen – leider – wohl den tatsächlichen Vorstellungen einer ganzen Generation heutiger junger Frauen, die ihren Lebenszweck darin sehen, Model oder Sängerin oder ganz einfach nur reich zu werden. Hallo, Mädels, diese Geschichte hat eine Moral!

Als alter Happy-End-Liebhaber bin ich gar nicht böse darüber, dass der Film anders endet als der gleichnamige Roman von Truman Capote. Wie herzergreifend zu sehen, als Holly erkennt, was in ihrem Leben wirklich wichtig ist und was nicht. Was Prioritäten hat und wofür sie sich entscheiden muss. Wie sie Paul verletzt hat und warum.

Mal abgesehen davon, dass Audrey Hepburn wohl eine der schönsten Schauspielerinnen in der Geschichte dieses Planeten ist und immer sein wird – Regisseur Blake Edwards inszeniert hier mit leichter Hand eine genauso komische wie tragische Liebesgeschichte, die selbst nach fast 50 Jahren aktuell wie ergreifend ist. Sowohl Audrey Hepburn als auch George Peppard haben hier die Rollen ihres Lebens. Und ja, ich kenne das „A-Team“. ;)

Also: klarer Fall für den Film-Olymp.

Dienstag, 14. Juli 2009

Mash-Club


Hat nicht direkt was mit Filmen zu tun, aber dieses schöne Plakat neben meiner Wohnstatt kann ich Euch nicht vorenthalten: dass man mir zu Ehren einen Club eröffnet, hätte ich nie und nimmer gedacht! ;)

Samstag, 11. Juli 2009

Death Machine – Monster aus Stahl

Eigentlich gehört RTL 2 ja eher zu den Fernseh-Ärgernissen mit ihrer nächtlichen Tittenwerbung, Gehirnlosen-TV-Eigenreportagen und Serien in schlampiger Reihenfolge. Aber für eins bin ich denen wirklich dankbar – ohne das häufige Zeigen von „Death Machine“ im Spätabend-Programm hätte ich dieses Action-Kleinod nie gesehen.

So kommt man also spät aus der Kneipe von der Arbeit nach Hause, schaltet noch das Fernsehen ein und bleibt hängen. Eine wundervolle Story, düsteres Ambiente und ein gestörter Psychopath als Chefentwickler eines Rüstungskonzern, mit dem sich in der Firma niemand anlegen möchte. Und der baut im Keller etwas, das man gar nicht kennen lernen will. Außer unserer tapferen Heldin natürlich.

Dann sind da noch die Öko-Terroristen, die den Handlungsfluss erst richtig in Gang setzen, und so geht's los. Absurde Wendungen sorgen ebenso für Spannung wie der fiese Antagonist.

Stephen Norrington hat mit seinem Erstling einen klassischen B-Film in Szene gesetzt. Später sollte er noch „Blade“ machen, der ihm ganz hervorragend gelungen ist, und „Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen“ – da schweigen wir lieber drüber.

Von Bösewicht Brad Dourif abgesehen, spielen nur No-Names in dem Streifen mit (Rachel Weisz hat einen Miniauftritt). Dazu strotzt die Geschichte vor Anspielungen auf ihre offensichtlichen Vorbilder „Alien“, „Aliens“, "Robocop" und „Terminator“ usw. So heißt ein Charakter Scott Ridley, zwei andere Weyland und Yutani.

Der Film lebt von seiner Inszenierung, seiner beklemmenden Atmosphäre, die trotzdem zuweilen von Humor durchbrochen wird. So müssen Low-Budget-Erstlinge aussehen, dann klappt’s auch mit deutlich teureren Folgefilmen. Die man natürlich nicht versauen darf.

Im Umlauf ist die geschnittene FSK-16-Fassung, die gut sechs Minuten kürzer als die indizierte 18er-Version ist, welche ich noch nie gesehen habe. Was aber die teils sprunghaften Schnitte erklärt. Trotzdem: ansehen, auch wenn’s nur die kürzere Version ist. Lohnt sich.

Samstag, 4. Juli 2009

The Fog – Nebel des Grauens

Ich bin ja kein Fan von Horror-Filmen – bei John Carpenter mache ich aber gerne eine Ausnahme. Gerade in den Achtzigern hat er eine Menge Hervorragendes gemacht. Ich hatte in „Kennen Sie Kino?“ damals einen Bericht über den Film gesehen und prompt nicht mehr schlafen können. ;)

Was ist nun so toll an dem Film? Zum einen die Idee, Nebel selbst zu einer Gefahr zu machen. Darin verstecken sich nicht Bösewichter, sondern sie verursachen den Nebel. Dann sind da für einen relativ billigen Independent-Film ein Haufen mittelmäßig bekannter Schauspieler wie Hal Holbrook oder Janet Leigh. Und natürlich die durch Carpenter erst bekannt gewordenen Jamie Lee Curtis. Carpenters selbstkomponierte Synthesizer-Musik tut ihr Übriges.

Schaut man sich den Film heute an, fallen einem natürlich die nicht unbedingt überragenden Trickeffekte auf. Ebenso die Nebelmaschinen, die vermutlich gerade außerhalb des Kamerabereichs standen. Trotzdem reicht’s auch heute noch für wohlige Schauer, beeindruckend für einen 1-Millionen-Dollar-Film.

Es gibt eine Ab-18-Fassung, die unterscheidet sich aber gerade durch eine Zwei-Sekunden-Szene, man hat also nicht unbedingt was verpasst. Viel spannender ist eher, dass Carpenter fast ein Drittel des Films nachgedreht hat, nachdem er und die Produzenten recht unzufrieden mit dem Rohschnitt waren. So hat er dann etwa die Kampfszene auf dem Leuchtturm neu eingefügt oder das Ausstatten der Zombies mit Messern und Klingen.

2005 gab es übrigens ein Remake, das Carpenter leider produziert hat. Der Film ist total langweilig und hat eine einzige gute Idee: nämlich aus dem Küstenstädtchen Antonio Bay eine Insel zu machen, ich hatte mich beim Original schon gefragt, wieso setzen die sich nicht einfach ins Auto und fahren landeinwärts? Ansonsten macht er den großen Fehler und zeigt Blake und seine Leute, die daraufhin nicht mehr ganz so schreckhaft wirken. Genau genommen gar nicht.

Also: lieber die alte DVD rausholen, sich spät abends ansehen, am Besten, wenn es draußen diesig oder neblig ist. Und dann nach roten Punkten Ausschau halten …

Montag, 29. Juni 2009

Alone in the Dark

Es gibt keine mir bekannte gute filmische Umsetzung eines Computerspiels. Ich gebe ja die Hoffnung nicht auf und probiere es … hmmm, kommt mir irgendwie bekannt vor.

Dieses wundervolle Machwerk ist natürlich von Großmeister Uwe Boll. Ja, das alleine hätte schon reichen sollen. Aber ich bin ja lernresistent, also habe ich 94 Minuten Lebenszeit geopfert.

Ganze Szenenfolgen sind aus anderen Filmen kopiert, etwa der Angriff im Museum. Den möge man mal mit dem Einsatz des SWAT-Teams in „Das Relikt“ vergleichen. Es gibt danach eine völlig unmotivierte Sexszene zwischen Tara Reid und Christian Slater. Hier zeigt sich dazu die überaus schlechte Musikauswahl, nämlich „7 Minutes“, was absolut nicht zur Szene und schon gar nicht zum Rest des Films passt. Genauso die schöne Musik vom „Nuclear Blast“-Label, die plötzlich unbegründet Kampfszenen untermalt. Oder das Nightwish-Stück im Abspann.

Kleiner Tipp an Herrn Boll: wie man Szenen dreht, in denen Soldaten gegen Monster kämpfen, kann man sich in der Mitte von „Aliens“ ansehen. Ach, da lernt man überhaupt, wie man einen Horrorfilm mit Actionelementen macht.

Laut Boll gehört „Alone in the Dark“ ins Horrorgenre. Dazu soll aber vermutlich so was wie Grusel gehören. Oder Spannung. Oder Angst. Die habe ich eigentlich nur um den Ruf der Hauptdarsteller.

Es gibt einen zweiten Teil. Trotz eines Defizits von über zehn Millionen Dollar, die der Film gemacht hat. Es gibt sogar Gerüchte über einen dritten Streifen. Und so haben wir auch wieder ein Beispiel für ein erfolgreich zerstörtes Franchise, hinter dem diesmal außerdem eine Union aus Filmproduzenten und dem Designteam des fünften Teils der Computerspielreihe steckt.

Montag, 22. Juni 2009

Max Payne

Es gibt keine mir bekannte gute filmische Umsetzung eines Computerspiels. Ich gebe ja die Hoffnung nicht auf und probiere es immer wieder, aber auch „Max Payne“ bringt tatsächlich nur Schmerz.

Wie bei vielen anderen Umsetzungen hat man sich redlich Mühe beim Casten gegeben und neben Hauptdarsteller Mark Wahlberg eine Reihe weiterer mittelmäßig bekannter und begabter Mimen aufgeboten. Da wären Beau Bridges (wann hat der zuletzt einen guten Film gemacht?), Donal Logue, Olga Kurylenko und in einem Kurzauftritt Nelly Furtado. Aber ach, es nützt alles nichts, stimmt die Geschichte nicht.

Was im Spiel noch düster war, wird hier lediglich öde und langweilig. Zwei längere Actionszenen, das war’s. Dazu eine Menge Logiklöcher – jetzt kommt ein Spoiler. Es geht um die Droge „Valkyr“, die bei vielen Süchtigen Horrortrips verursacht, in denen sie geflügelte Gestalten sehen – das einzige Symbol des Films. So lautet der Name des Zeugs, so sieht das Logo der Pharmafirma aus sowie die Tattoos, die Süchtige am Handgelenk tragen. Keine Erklärung, warum sich die Leute tätowieren lassen. Noch viel schlimmer: Kurylenko kommt auf dem Heimweg um, weil sie von den Wesen angegriffen wird. Da sie nur in ihrer Phantasie existieren, fragt man sich, was tatsächlich zu ihrem Tode geführt hat. Bei allen anderen Drogentoten gibt es einen vernünftigen Grund. Aber auch hier: keine Erklärung. Tja, hier haben wir es wieder, das verschenkte Potenzial, ich sollte ein Buch darüber schreiben.

Hier wäre ein meinetwegen übersinnliches Phänomen eine spannende Sache gewesen, auch wenn es nicht der Originalstory entspricht. Ganz schlecht ist es aber, ein Storyelement zum Aufspannen eines düsteren, furchtbaren Geheimnisses zu nutzen, um es dann einfach nicht aufzuklären. Das ist einfach Mist.

Was mir bei der Gelegenheit noch einfällt: liebe Regisseure und Drehbuchautoren, bitte in den nächsten zehn Jahren keinen einzigen Film mehr mit einer Vorblende des Beginns des dritten Akts beginnen lassen.

Da der Film bei 35 Millionen Dollar Produktionskosten knapp das Dreifache eingespielt hat, steht eine Fortsetzung zu befürchten. Die „Goldene Himbeere“, die Wahlberg für das Machwerk kassiert hat, lässt aber hoffen, dass er in einem Sequel nicht mitspielen wird. Hoffen wir das Beste.

Freitag, 19. Juni 2009

Transporter 3

Wer eine Action-Reihe wie eine Dokumentation über Speditionen benennt, ist ja schon mutig. Noch mehr Mumm hat aber, wer diesen Film veröffentlicht.

Seit Teil Eins dabei: der aus keinem B-Actionfilm wegzudenkende Jason Statham. Der hat auch schon in guten Filmen wie „Snatch“ oder „Crank“ mitgespielt. Hier hatte er wohl einen Vertrag über mehrere Filme unterschrieben. Man muss sich ja nicht wie Vin Diesel nach zwei erfolgreichen Streifen für einen Super-Schauspieler halten, der in Sequels nicht mehr mitzuspielen gedenkt. Man muss aber auch nicht in jedem Scheiß mitspielen.

Es fängt schon mittelmäßig an. Erste Regel für Filme: zu Beginn muss etwas Interessantes passieren. Übersetzt für Actionfilme: zu Beginn muss es richtig krachen. Wer an die lange Reihe guter Genrevertreter denkt, wird das bestätigen können. Der Zuschauer soll ja nicht aus dem Kino rennen oder, heute, nicht wegzappen.

Der Anfang: zwei Matrosen öffnen auf der Suche nach Schnaps auf ihrem Frachter einen Container, in dem sich leider Giftmüll befindet. Der bringt sie postwendend um. Das ist natürlich sehr bedauerlich für die beiden armen Seeleute, macht uns Zuschauer aber nicht richtig neugierig, jede Folge „Küstenwache“ beginnt spektakulärer.

Warum nicht mal etwas mehr Action auf See wie chemische Abfälle, die so gefährlich sind, dass nicht nur zwei Matrosen sich vergiften, sondern der ganze Pott sinkt? Alternativ: wieso fängt "Transporter 3" nicht wie jeder ältere Bond mit einem Auftrag an, der mit der eigentlichen Filmhandlung nichts zu tun hat? Mir fallen noch weitere Beispiele ein, die will ich hier aber nicht anführen, weil sie zuviel von der Handlung verraten.

Es geht weiter mit einer so schwachsinnigen Sexszene, die selbst Frauenfeinden zuwider sein dürfte. Logik hat leider in vielen Actionfilmen einen schweren Stand, doch hier sinkt sie fast auf Matthew Reillys Niveau ab. Naja, was erwartet man von einem Regisseur, der sich Olivier Megaton nennt? Krachen könnte es zumindest.

Die „Transporter“-Reihe schwelgte bisher immer im B-Film-Charme, hier ist das Label leider voll und ganz gerechtfertigt, im Gegensatz zu den ersten beiden. Ja - schade. Was mich immer ganz besonders ärgert: verschenktes Potenzial. Mit dem gleichen Budget und den gleichen Leuten hätte man einen schönen Film machen können. Merke: ein gutes Drehbuch kostet nicht viel - vor allem im Vergleich zum Rest einer Produktion.

Mittwoch, 17. Juni 2009

Der seltsame Fall des Benjamin Button

Ab und zu gibt es Filme, die entziehen sich der üblichen Kategorisierung in Drama, Liebesfilm, Action, Komödie undsoweiter. „Forrest Gump“ etwa. Oder eben „Der seltsame Fall des Benjamin Button“. Entsprechend gespannt war ich also.

Die Riege der Schauspieler umfasst einen Haufen großer Namen wie Brad Pitt, Tilda Swinton oder Cate Blanchett. Regie führte David Fincher, mit dem ich übrigens nie warm geworden bin. Vielleicht liegt’s in meinem Fall daran, dass er „Alien 3“ versaut hat – oder alle seine Filme irgendeinen größeren Punkt aufweisen, der mich stört. Er hat dazu die Angewohnheit, seine Werke mit Pointen enden zu lassen, Kurzgeschichten-Enden. Das ist hier genau umgekehrt.

Aus einer Kurzgeschichte hat er einen 166-Minuten-Film gemacht. Die Parallelen in der Erzählweise zu „Forrest Gump“ (auch noch ähnlich lang) liegen zum guten Teil daran, dass Eric Roth zu beiden Filmen das Skript geschrieben hat. Als Rahmenhandlung dient eine im Sterben liegenden Frau, die ihre Tochter das Tagebuch eines Freundes lesen lässt. Im Hintergrund wütet Hurrikan Katrina – was aber keine größere Rolle mehr zu spielen scheint, von einer kurzen Szene am Schluss abgesehen.

„Benjamin Button“ hat ein Riesenpotenzial, denn wie in jeder guten Geschichte zieht sich auch durch diese eine Liebesbeziehung, in diesem „seltsamen Fall“ durch zwei ganze Menschenleben. Siehe besagten „Forrest Gump“ oder „Vom Winde verweht“. Nur gelingt es Fincher und Roth nicht, anders als in den beiden Klassikern etwa, mich tatsächlich in die Story und das Drama hineinzuziehen.

Es wird noch anderes Potenzial verschenkt. Im Altenheim, in dem Button aufwächst, lebt Mr Daws. Der Mann wurde sieben Mal im Leben vom Blitz getroffen. Das hätte eine wunderbare Klammer für Buttons Leben sein können. Leider dienen die Sekunden-Rückblenden, die schön in 20er-Slapstick-Manier inszeniert sind, lediglich nur für kurze Lacher.

Und so ist die eigentlich anrührende Geschichte recht distanziert in Szene gesetzt – schade, sie hätte es ohne weiteres in den Olymp der besten Filme dieses Jahrzehnts schaffen können. Vielleicht kann Fincher es einfach nicht. Also: „Gute Nacht, Benjamin“.

Freitag, 12. Juni 2009

Kolumne: Wi(e)der den tierischen Ernst

Ein Novum in diesem Blog: wenn mich das spontane Bedürfnis überkommt, eine Kolumne zu schreiben, dann werdet Ihr die dann hier finden. Ausgelöst durch das „Terminator“-Debakel bin ich hier einer Sache auf der Spur, die immer häufiger bei mir Kopfschütteln auslöst …

… nämlich die wachsende Humorlosigkeit in Filmen. Kommt es mir nur so vor, oder scheint sich langsam der Humor aus Filmen zu stehlen, die nicht render-animiert sind oder auf denen groß und fett „Liebeskomödie“ steht?

In den Achtzigern hatte sich in den bis dahin ebenfalls meist bierernsten Actionfilmen langsam, aber sicher der Humor eingeschlichen. Selbst in den „Rambo“-Filmen fanden sich Stellen zum Schmunzeln, oder in „Aliens“ – außerdem wurden markige, gerne auch zynische Sprüche zum Markenzeichen „echter“ Helden. Und schon vorher zeichneten sich die Bondfilme mit Roger Moore sich durch häufiger feinsinnigen, oft genug auch plumpen Humor aus. Weswegen ich Moore im übrigen für den besten Bond halte – sorry, Sean. Er verkörpert den Gentleman-Spion einfach besser.

Doch ich schweife ab. Nein, ich muss doch zu Bond zurück. Die beiden Filme mit Daniel Craig werden ja gerne als brillanter Neuanfang gepriesen, die Zuschauerzahlen und Einnahmen stimmen wieder. Doch die Filme sind völlig humorlos. Stattdessen wird Bonds Psyche erklärt, er ist eben ein Superharter. Früher war er charmant, leger, salopp. Craig hingegen macht aus ihm einen prolligen Schläger. Kleiner Tipp unter Freunden: Frauen stehen deutlich mehr auf Männer, die Humor haben.

Vermutlich kommt deswegen Wolverine nicht wirklich zum Zug, darf er doch in seinem Spinoff wie auch der „X-Men“-Serie nicht einmal freundlich lachen, genauso wie der Rest der Besetzung. Schlimm.

Ganz oben thront aber noch jemand ganz anderes: Christian Bale. Fand ich den neuen „Batman“-Ansatz noch ganz gut, komme ich langsam zu der Überzeugung, dass etwas Humor hier ebenso nicht schaden würde. Und wie schon weiter unten geschrieben, der neue „Terminator“ gerät ebenfalls völlig humorlos, noch nicht mal ein Grinsen mag sich dem Zuschauer bei Zitaten aus den älteren Filmen auf die Lippen stehlen. Stattdessen stiehlt Bale selbst der Crew den Spaß an der Arbeit, wie diese Audio-Aufnahme vom „Terminator“-Set zeigt. Man möchte ihm zurufen „Mach Dich mal locker, Mann“.

Da lobe ich mir noch den „Reboot“ von „Star Trek“ – da gibt es in der Tat mal was zu lachen. Also, liebe Hollywood-Regisseure, die Ihr atemlos an meinen Lippen hängt: sagt Euren Drehbuchautoren, etwas Humor schadet nicht. Es darf auch gerne etwas mehr sein. Das Leben ist ernst genug – tierisch ernst.

Sonntag, 7. Juni 2009

Terminator: Die Erlösung

Update: und hier ist es schon, das Anfangsstück aus den beiden ersten "Terminator"-Filmen.





Zum 25-Jährigen Bestehen des „Terminator“-Franchises haben uns die Rechteinhaber ein ganz besonderes Geschenk gemacht: sie haben es komplett in Grund und Boden gerammt, vor die Wand gefahren, zerstört. Schon „Terminator 3“ zeichnete sich durch absolute Überflüssigkeit aus, die Fernsehserie „Sarah Connor Chronicles“ wurde zumindest bereits eingestellt.

Was ist also passiert? Etwas ganz Schlimmes: der Film ist leider total öde. War der Zuschauer im ersten und zweiten Film noch gepackt vom Szenario, dem verzweifelten Kampf gegen die Zukunft und der Unerbittlichkeit des Terminators, ist hier davon nichts mehr übrig.

Erster großer Fehler: der Film spielt in der Zukunft. Bisher lebten alle Filme davon, dass ein Assassine aus der Zukunft kam und Sarah bzw. John Connor töten wollte. Es ist schon klar, so kann man nicht in Ewigkeit weiter machen. Ich persönlich meine übrigens ja auch, dass nach „Judgement Day“ Schluss hätte sein sollen.

Alle Teile hatten die Grundstimmung des drohenden Atomkriegs. Ein schreckliches Schicksal, dass uns allen droht, weltweit, ohne Entrinnen. Das ist hier alles schon Geschichte. Irgendwie schafft es Regisseur McG auch nicht, wirkliche Endzeit-Stimmung zu erzeugen, in der postatomaren Zukunft scheint es ja immer noch einen Haufen Soldaten zu geben, die auf ganz normalen Basen leben und ihre Flugzeuge und Hubschrauber putzen. Persönliche Enttäuschung: ich hatte auf einen schönen Luftkampf gehofft – gab’s aber nicht.

Zweiter großer Fehler: die Charaktere sind einem rotzpiepegal. Christian Bale als John Connor ist besonders unerträglich, etwa mit seinem messianischen Sendungsbewusstsein (in Form von Funksprüchen durchaus wörtlich zu nehmen). Kate Brewster (war das nicht mal Claire Danes?) spielt nicht viel mehr als die bangende Ehefrau, inklusive Szene, in der sie von hinten aus der Szene zu einer Wand im Vordergrund eilt, ihr Gesicht daran legt und „John“ flüstert. Wo sind die starken Frauenfiguren hin, die bisher in jedem Film der Serie vorkamen?

Gäb’s denn wenigstens noch fetzige Actionszenen – nö, bis auf eine schöne Verfolgungsjagd Fehlanzeige. Stattdessen haben wir hier eine farbarme überhellte Dystopie, der man die 200 Millionen Dollar Produktionskosten nicht so richtig ansieht. Man würde meinen, es gäbe für so viel Geld zumindest eine beeindruckende Szene. McGs schöne neue Welt zeichnet sich außerdem noch durch völlige Humorlosigkeit aus. Die Filme waren noch nie Actionkomödien, nicht ansatzweise, aber ein paar nette Momente hatte jeder der anderen Teile.

McG wollte außerdem noch Zitate aus den ersten beiden Vorgängern einflechten. Das ist ihm in wenigen Fällen gelungen (etwa gleiche Handlungorte im Los Angeles von 1984 und 2018), in der Regel wirken sie aber aufgesetzt und peinlich, teilweise sind ganze Abschnitte übernommen – das nennt man dann nicht mehr Hommage, sondern geklaut.

Nee, das war nix – unglücklicherweise macht McG auch den fünften Teil, und es soll eine Trilogie werden. Wieso überlässt man eine derart wichtige Reihe eigentlich Leuten, die sich (wie auch „T3“-John Mostow) in nichts Besonderem ausgezeichnet haben? Mal sehen, ob das Franchise sich nach dem Vor-die-Wand-fahren wieder aufrappelt wie der T-800 im ersten Film und seinen 30. Geburtstag erlebt. Oder Fans wie ich nur noch die alten DVDs in den Player schieben können.

Und noch etwas Nostalgie: sobald ich in meiner knapp bemessenen Freizeit dazu komme, gibt’s meine Interpretation des Original-Themas von Brad Fiedel (das in „Die Erlösung“ auch nur zart angedeutet vorkommt).

Mittwoch, 3. Juni 2009

I am legend

Noch so ein Beispiel aus der Development Hell: Seit Anfang der Neunziger ist das Remake vom „Omega-Mann“ (wiederum schon die zweite Verfilmung des Romans „I am legend“ von Richard Matheson) in Planung. Ridley Scott sollte ihn mit Arnold Schwarzenegger verfilmen, scheiterte aber am geplanten Budget und daran, dass weder er noch Schwarzenegger zu der Zeit noch Garanten für Blockbuster waren.

Auch ein neues Drehbuch konnte nichts daran ändern – schade, dieses Buch hätte sicherlich einen herausragenden Film abgegeben. Trotzdem war ich ziemlich aufgeregt, als ich endlich im Kino saß. Und eins ist klar: Will Smith spielt als Dr. Robert Neville hervorragend. Wie er die Einsamkeit, den beginnenden Wahnsinn verkörpert, einfach packend. Er kann wohl also doch mehr als lediglich den Clown spielen. In der letzten Szene mit seinem Hund und der darauffolgenden Einstellung im DVD-Verleih hat man schon einen Kloß im Hals.

Leider hat das Drehbuch ein paar Schwächen, etwa den Bezug zu Gott, der im letzten Akt auftaucht. Ebenso das frühzeitige Auftauchen der „Darkseeker“, die dazu noch mäßig gerendert sind. Trotzdem hat die Szene, in der Neville seinen Hund im dunklen Haus sucht, meinen Puls so hochgetrieben wie schon lange kein Film mehr. Und nicht, weil im Dunkeln irgendetwas lauert. Sondern weil Neville, der vorher eher cool und taff scheint, plötzlich eine Scheißangst hat.

Ärgerlicherweise ist der Film dann auch hopplahopp zu Ende. Wer die Special Edition der DVD hat, sei dankbar: da ist das alternative Ende drauf. Zwar kommt dort die Storywendung etwas überraschend, hält sich aber weitaus näher ans Buch, während die Kinofassung die Prämisse des Buches fast ins totale Gegenteil dreht.

Also: beklemmender Film, toll inszeniert, nur deutlich zu kurz. Und auf eine richtig gute Verfilmung des Originalstoffes müssen wir noch länger warten. Hoffentlich nicht so lange wie auf dieses Remake. Allerdings: ein Prequel ist in Planung.

Donnerstag, 28. Mai 2009

Bang Boom Bang

Wer aus dem Ruhrgebiet kommt, muss einfach diesen Film kennen – wer nicht daher kommt, sollte ihn sich ansehen, um etwas über die Mentalität der Ruhrgebietler zu lernen. Und nebenbei eine der besten deutschen Produktionen zu sehen. Von den Bauchschmerzen vom Lachen ganz abgesehen.

Eine ganze Menge hochkarätiger Schauspieler, darunter Diether Krebs in seiner letzten Rolle, machen diese Kleinkriminellenkomödie zu einem echten Ruhrpott-Kohle-Diamanten. Oliver Korittke als kiffender Bankräuber Keek, Ralf Richter als sein brutaler Kompagnon und „Schlucke“, Martin Semmelrogge, sind einfach unglaublich authentisch wie witzig, da mag man über die fehlbesetzte Alexandra Neldel hinwegsehen. Selbst in den Nebenrollen finden sich Gesichter wie das von Ingolf Lück, Sabine Kaack und Til Schweiger.

Ich liebe Filme wie „Snatch“ oder „The Big Lebowski“, in denen eine ganze Reihe unterschiedlicher Interessensgruppen mit ihrem Verhalten dafür sorgt, dass eine irrwitzige Folge von Ereignissen in Gang kommt. Und hier ist es nicht anders: wenn ich mich nicht verzählt habe, gibt es schlappe sieben Parteien, die alle eine wichtige Rolle spielen und Probleme jenseits der Vorstellungskraft verursachen. Einem guten Drehbuchautor gelingt es, elegant aus der Geschichte wieder raus zu kommen – und selbstredend ist das hier der Fall.

Der Streifen läuft übrigens seit seinem Kinostart ununterbrochen in Bochum, und ich kann wohl sämtliche Dialoge mitsprechen. Und ich kenne den Parkplatz, auf dem Keek und sein Kumpel Andy feststellen, was aus dem armen Schlucke geworden ist – wenn das mal keine echte Liebe ist!

Ansehbefehl für jeden, der „Bang Boom Bang“ noch nicht gesehen hat. Vielleicht kann mir jemand noch die Frage beantworten, warum der Untertitel „Ein todsicheres Ding“ lautet.

Zum Abschluss ein paar wundervolle Zitate:
„Ich baller in dem Coupe mit 240 über die Bahn!“
„90 Minuten Hardcore ... echte Gefühle!“
„Die bescheissen uns, wir bescheissen eine andere... Kreislauf, verstehst du!“
„Die Alte war ja schäbig wie die Nacht“
„Ja wat weiß ich denn, wat in dem sein Hundehirn vor sich geht“
„Sach mal, könnte ich eigentlich direkt mal den Pianka anrufen, dass er mir den neuen Z3 bestellt, oder?“
„Dat is nich Euer Ernst, ne? Die Schleifspur, die führt direkt von Kampmanns Firma direkt hier zu meiner Tankstelle?“

Wer noch ein paar weiß - her damit!

Mittwoch, 20. Mai 2009

Slumdog Millionaire

Das ist wohl der erste Film von Danny Boyle, der mir uneingeschränkt gefällt – „28 Days later“ baut im zweiten Akt bis zum Ende deutlich ab, „Sunshine“ hat kräftige Logiklöcher und taugt nicht als Möchtegern-„2001“.

Hier erzählt er aber kunstvoll die Geschichte des Slumdogs Jamal und welche Wendungen des Schicksals ihn in den Kandidatensitz der indischen Version von „Wer wird Millionär“ bringen. Schön zu sehen übrigens, wie die Spielshow international die exakt gleiche Musik und Bühnenbild benutzt. Als er des Betrugs verdächtigt wird, verknüpft Boyle Jamals Wissen und Erklärung der Antworten mit Episoden seines Lebens, in denen immer wieder sein Bruder Salim und seine große Liebe Latika eine große Rolle spielen.

Diese Episoden zeigen abseits der boomenden Wirtschaft Indiens die riesige Menge Menschen, für die nur ein paar Brotkrumen übrig bleiben. Und das in drastischen Bildern, die teils komisch, teils erschreckend sind. Und natürlich konnte sich Boyle ein paar Bollywood-Anleihen nicht verkneifen. Keine Angst, auch als Westeuropäer kann man sich den Film ansehen.

Die nicht ganz neue Prämisse, dass alles im Leben seinen Preis hat, es keine absoluten Niederlagen und Triumphe gibt und eh alles Schicksal ist, hat Boyle erfrischend neu verpackt. Und dem Oscarregen ist zu verdanken, dass wir den Film hierzulande auch im Kino sehen konnten.

Eins noch: mir ist Günther Jauch übrigens viel lieber als der miese Moderator Prem Kumar – der sagt einem bestimmt nicht die falsche Lösung vor. ;)

Mittwoch, 13. Mai 2009

Star Trek

Die alte Besatzung des Raumschiffs Enterprise macht wieder die Galaxis unsicher. Die alte? Dargestellt von lauter neuen, jungen Gesichtern, denn der Film ist, wie’s in den letzten Jahren ja modern ist, ein Prequel. Gemacht von „Alias“- und „Lost“-Erfinder J.J. Abrams hatte ich schon befürchtet, Mystery-Geschwurbel im 23. Jahrhundert ertragen zu müssen. Doch Kirks Ausbildung von der Pike (Achtung, Wortwitz) auf ist das bisherige SF-Highlight dieses Jahres.

Dank eines kleinen storytechnischen Kniffes ist Abrams nicht an die Vorgaben der bisherigen Filme und der Serien gebunden – und das klappt sehr gut. Keine Angst, er hat das Sujet nur geringfügig verändert, aber so, dass es recht frisch und unverbraucht wirkt

Besonderes Lob gebührt den Darstellern. Chris Pine als James T. Kirk weist alle Eigenschaften auf, die man vom Captain der Enterprise kennt: arrogant, selbstsicher, trotzdem humorvoll. Und bewegt sich sogar fast wie das Vorbild. Der von Zachary Quinto dargestellte Spock zieht wundervoll die Augenbraue hoch, und Zoe Saldana als Uhura ist wirklich süß. Außerordentlich gut: McCoy. Karl Urban stellt Pille so dar, wie wir ihn kennen: schlecht gelaunt, nie um einen Spruch verlegen, selbst die Gestik erinnert an den Doktor.

Einzig Simon Pegg will mir nicht gefallen. Obwohl ich ihn in „Hot Fuzz“ wirklich überragend fand, ist er als Scotty eine glatte Fehlbesetzung. Doch das ist Kleinkram gegen die spannende Geschichte, die hübschen Trickeffekte, endlich sieht man mal mehr als ein oder zwei Raumschiffe.

Rick Berman, der das Franchise nach Rodenberrys Tod 15 Jahre lang weitergeführt hat, mag ja vom einen oder anderen vermisst werden – von mir nicht.

Freitag, 8. Mai 2009

Black Hawk Down

Die unglaublich exakte Aufarbeitung des fehlgeschlagenen Einsatzes der US-Streitkräfte in Somalien von Journalist Mark Bowden, verfilmt von einem meiner Lieblingsregisseure, Ridley Scott – ich hatte mich so auf den Film gefreut, dass ich mir die US-DVD vor dem Kinostart in Deutschland angesehen hatte. Doch wo ist der Kern des Streifens?

Wie immer bei Scott, technisch perfekt in Szene gesetzt – es gab einen Oscar für den Schnitt – kann das daneben gehen? In der Tat, es kann. Zum einen haben wir hier recht offensichtlichen Rassismus – ich erwische mich selbst dabei, mir beim Ansehen des Films zu wünschen, dass die Amis den Somaliern mal ordentlich eins auf die Mütze geben sollten.

Zum zweiten macht die Umsetzung aus dem Buch, aus dem so wunderbar hervorgeht, wie ein Militäreinsatz an Arroganz und schlechter Planung scheitern kann, eine reine Ballerei. Im Prinzip besteht Black Hawk Down aus einer halben Stunde Einführung und zwei Stunden Dauerfeuer. Und das kann man recht wörtlich nehmen, es wird geschossen, geschossen, zwischendurch gefeuert, dann geballert und wieder geschossen. Es bleibt eigentlich nichts übrig von der Konfusion aus dem Buch, in dem anschaulich geschildert wird, wie mangelnde Ortskenntnis, fehlende Kommunikationsmöglichkeiten und taktische Fehlentscheidungen zu einem Desaster führen konnten.

Natürlich ist das fantastisch gefilmt, atemberaubende Kameraeinstellungen und herrlich absurde Momente, etwa wenn die Gruppe um Sergeant Eversmann in das Lager der UN-Soldaten kommt und dort Wasser in kleinen Plastikbechern und ein feines Frühstücksbuffet angeboten bekommt, nur ein paar Kilometer von der Hölle entfernt.

Aber das reicht leider nicht, um der Sache gerecht zu werden. Ich empfehle jedem, das Buch zu lesen. Sehe ich das falsch, oder kommt mir irgendwie die Prämisse des Films abhanden? Ich kann sie nicht entdecken. Fahndungshinweise sind hier erwünscht.

Samstag, 2. Mai 2009

Starship Troopers

Paul Verhoevens Werk aus dem Jahre 1997 gehört zu den zu Unrecht erfolglosen SF-Filmen und zog daher auch zwei überaus üble Fortsetzungen nach sich.

Mit am Bemerkenswertestes dürfte wohl sein, dass Verhoeven die Aussage des gleichnamigen, umstrittenen Romans von Robert A. Heinlein einfach um 180 Grad dreht. Geht es in dem Buch noch darum, dass Massendemokratie keine Basis für einen Staat sein kann und nur im Militarismus das Heil liegt, bringt der Film diese Motive völlig satirisch.

Angefangen bei den offensichtlichen Bezügen zur Nazizeit, zu sehen an den Uniformen, der Ikonografie des ganzen Films bis hin zu der schon abstrus-lächerlich überzogenen extremen Brutalität dürfte wohl jedem klar sein, wie der Film zu verstehen ist. Was die BPjS allerdings nicht daran gehindert hat, den Film zu indizieren. Nicht zuletzt aus diesem Grunde sehen wir im Fernsehen nur eine Version, die schlimmer verstümmelt ist als die Mobile Infanterie nach einem Angriff der Bugs.

Dabei gibt es in dem Film soviel zu entdecken. Da wären schon mal die Hauptcharaktere, die aussehen wie frisch geklont. Oder dass der blonde, blauäugige Johnny von einem Schwarzen ausgepeitscht wird. Die Nachrichtensendungen, in denen eine hysterische Mutter Beifall klatscht, wie die lieben Kleinen Käfer zertreten. Die durchdringende Militarisierung und völlige Ausrichtung der Gesellschaft auf Gewalt.

Ganz im Ernst, die absurde Gewaltdarstellung mit den zerfetzten Körpern und herumfliegenden Gliedmaßen bringt mich, der eigentlich von so was abgestoßen wird (Ihr werdet hier keine Rezensionen von Splatterfilmen finden), zum Lachen. Mir ist klar, warum der Film „nicht unter 18 Jahren“ freigegeben wird – aber indiziert? Deswegen muss ich mich mit einer Flipper-DVD zufrieden geben, man kann ja froh sein, wenn man als Erwachsener den Film überhaupt ungekürzt bekommt.

Revolutionär waren die CGI-Arachnoiden, die sich auch nach heutigen Maßstäben nicht verstecken müssen. Ich wünsche mir, in manchen aktuellen Produktionen würde soviel Mühe stecken.

Dienstag, 28. April 2009

Falling Down

Gerade wieder gesehen, der Film über das Ausrasten eines scheinbar völlig normalen Angestellten in der Düsternis einer amerikanischen Großstadt, an einem sonnigen, unwirklich schönen Tag.

Und es ist einer der Filme, wo ich mich über die Prämisse tatsächlich geärgert habe. Wenn wir die Erlebnisse von D-Fens alias William Foster mitbekommen, denke ich mir jedes Mal „Der Mann hat doch recht!“ Und damit benutzt Regisseur Schumacher ein klassisches Stilmittel, nämlich den Zuschauer sich mit Jemanden identifizieren zu lassen, der natürlich im Unrecht ist.

Fosters Gegenspieler ist der Detective Prendergast, der am letzten Tag vor der Pensionierung soviel Zeug am Hals hat, genau wie Foster, dass man gut verstehen könnte, wenn er ebenfalls austicken würde. Tut er aber nicht, er ist ja schließlich ein Guter, selbst als er zum Schluss seine nervige Frau anschnauzt und seinen miesen Boss anpflaumt. Also: wir lernen, Gewalt ist böse, und die Story lässt für Foster als einzige Katharsis seinen eigenen Tod zu.

Dabei will der Mann doch nur nach Hause, um mit seiner Frau und seiner Tochter deren Geburtstag zu feiern. Dabei kommen ihm allerlei Hindernisse in den Weg, und wie Hans im Glück, nur umgekehrt, bekommt er einen Baseballschläger, ein Messer, bis er zum Schluss mehrere automatische Waffen und einen Raketenwerfer benutzt.

Wie auch immer, in dem Film kommen einige der besten Szenen der Filmgeschichte vor, etwa wenn Foster im Whammy-Burger Frühstück möchte und nichts von der Mittagskarte. Oder er dem selbstsüchtigen Golfer erklärt, dass das heute wohl nicht sein Tag ist. Im dritten Akt erfahren wir – wobei wir uns das schon gedacht haben – dass Foster ein Kontrollfreak ist. Jaja, er ist eben irre, super Idee, Herr Drehbuchautor. Aber auch: Michael Douglas spielt hervorragend intensiv, von Beginn im Kampf gegen die Fliege bis zum Ende im Kampf gegen die Polizei.

Ich kann jedenfalls mit Foster mitfühlen, man ist eben „für den Job überqualifiziert und unterfordert. Oder war es umgekehrt?“

Freitag, 24. April 2009

The Terminator

So, frisch aus dem Osterurlaub zurück hier nun der erste Streich.


Warum der „Terminator“? Nicht, weil er einer der Streifen ist, die noch heute großen Einfluss auf die Kultur haben. Nicht, weil jetzt der vierte Teil ins Kino kommt.


Sondern weil er sich mit einer der großen Zukunftsängste aus den Achtzigern beschäftigt: ein allumfassender Atomkrieg. Nuklearwaffen spielen ja eh häufig eine große Rolle in James Camerons Werken. Woran ich mich erinnere ist, wie ich den Film zum ersten Mal gesehen habe; auf Video, spätabends bei einem ungemütlichen, lauten Sommergewitter, das den Himmel gelb-braun gefärbt hatte – passend zu Camerons Zukunftsvision der Apokalypse.


Heute macht man sich ja irgendwie weniger Gedanken darum, aber zu der Zeit, als der Film in die Kinos kam, war die Vorstellung eines nuklearen Holocausts weit verbreitet, und nicht ohne Grund. Beide Seiten im Kalten Krieg hatten neue Raketen aufgestellt, und unter Andropow und Reagan sah es damals nicht so aus, als würde es eine Annäherung geben.


„The Terminator“ zeigt jedoch noch Weiteres in einer vorher nicht da gewesener Weise: unerbittliche, unerschütterliche Konsequenz, daraus resultierend heftige Brutalität. So wie der Terminator Sarah Connor unaufhaltsam jagt, so unaufhaltsam wird die Menschheit bis auf wenige Ausnahmen ihr Ende finden, entweder durch den Krieg gegen sich selbst oder den Krieg gegen die Maschinen.


Der Film hat aber noch andere Elemente, die in den Achtzigern noch neu waren. Zum einen eine klare Vision, wieso blinder Fortschrittsglaube in die Katastrophe führen kann. Anders als in den Siebzigern und davor zeichnet Cameron eine eher wissenschaftliche und glaubwürdige Version der Zukunft.


Zum anderen ist da die Charakterentwicklung von Connor vom süßen College-Hascherl zu jemandem mit großer innerer Stärke, die sie durchhalten und zum Schluss sogar selber mit dem Terminator fertig werden lässt. Eine der ersten weiblichen Action-Heldinnen, etwas, das Cameron später in „Aliens“ fortführen würde.

Sonntag, 19. April 2009

Impressum

Verantwortlich für den Inhalt: Martin Schnelle
Kontakt: Email martinschnelle@aol.com
Haftungshinweis: Trotz sorgfältiger inhaltlicher Kontrolle übernehme ich keine Haftung für die Inhalte externer Links. Für den Inhalt der verlinkten Seiten sind ausschließlich deren Betreiber verantwortlich.

Sonntag, 5. April 2009

Herzlich Willkommen!

Hallo liebe Film-Freunde!

Herzlich Willkommen zu meinem Film-Blog "Der Lichtspiel-Leitfaden".

Was soll dieser Blog jetzt? Twittert nicht eh jeder?

Sinn dieses Blogs ist es nicht, schon aus der "Star Wars 7"-Pressevorführung rauszusimsen, wer nun Luke Skywalkers Sohn ist oder wo Peter Jackson in "Der kleine Hobbit" auftaucht. Stattdessen werde ich zu Filmen, die ich für bemerkenswert halte, ein paar Worte und Gedanken verlieren, die ich womöglich erst nach einiger Zeit oder mehrfachem Ansehen hatte. Keine Angst, der Elfenbeinturm bleibt dabei außen vor.

Konstruktive Kritik und andere Meinungen sind natürlich genauso willkommen wie Ihr selbst, kommentiert also. Ich behalte mir aber vor, Beleidigungen, politische Extremmeinungen und alles andere, was mir nicht passt, zu löschen. Aber auch hier keine Angst, das wird hoffentlich nicht nötig sein.

Ich will versuchen, jede Woche wenigstens einen Text online zu stellen, doch bitte nicht steinigen, falls das mal nicht klappt. Und vielleicht gibt's auch häufiger Texte, zumindest in der Anfangszeit.

Dann wünsche ich uns allen viel Spaß und - Vorhang auf!
 

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