Die unglaublich exakte Aufarbeitung des fehlgeschlagenen Einsatzes der US-Streitkräfte in Somalien von Journalist Mark Bowden, verfilmt von einem meiner Lieblingsregisseure, Ridley Scott – ich hatte mich so auf den Film gefreut, dass ich mir die US-DVD vor dem Kinostart in Deutschland angesehen hatte. Doch wo ist der Kern des Streifens?
Wie immer bei Scott, technisch perfekt in Szene gesetzt – es gab einen Oscar für den Schnitt – kann das daneben gehen? In der Tat, es kann. Zum einen haben wir hier recht offensichtlichen Rassismus – ich erwische mich selbst dabei, mir beim Ansehen des Films zu wünschen, dass die Amis den Somaliern mal ordentlich eins auf die Mütze geben sollten.
Zum zweiten macht die Umsetzung aus dem Buch, aus dem so wunderbar hervorgeht, wie ein Militäreinsatz an Arroganz und schlechter Planung scheitern kann, eine reine Ballerei. Im Prinzip besteht Black Hawk Down aus einer halben Stunde Einführung und zwei Stunden Dauerfeuer. Und das kann man recht wörtlich nehmen, es wird geschossen, geschossen, zwischendurch gefeuert, dann geballert und wieder geschossen. Es bleibt eigentlich nichts übrig von der Konfusion aus dem Buch, in dem anschaulich geschildert wird, wie mangelnde Ortskenntnis, fehlende Kommunikationsmöglichkeiten und taktische Fehlentscheidungen zu einem Desaster führen konnten.
Natürlich ist das fantastisch gefilmt, atemberaubende Kameraeinstellungen und herrlich absurde Momente, etwa wenn die Gruppe um Sergeant Eversmann in das Lager der UN-Soldaten kommt und dort Wasser in kleinen Plastikbechern und ein feines Frühstücksbuffet angeboten bekommt, nur ein paar Kilometer von der Hölle entfernt.
Aber das reicht leider nicht, um der Sache gerecht zu werden. Ich empfehle jedem, das Buch zu lesen. Sehe ich das falsch, oder kommt mir irgendwie die Prämisse des Films abhanden? Ich kann sie nicht entdecken. Fahndungshinweise sind hier erwünscht.
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9 Kommentare:
Hm, Black Hawk Down...
Irgendwie für mich ein Beispiel dafür wie sehr Hollywood potenziell erstklassiges Material nehmen kann, es technisch versiert umsetzt... und gleichzeitig so herunterschraubt dass das amerikanische Publikum einfachen Hurrapatriotismus und Mitgefühl mit den Truppen bekommt, ohne viel nachzudenken oder gar Vorgesetzte in Frage zu stellen. Vom Balleraspekt her zwar ganz schön, aber irgendwie bleibt ein fader Nachgeschmack.
Jedenfalls so wie ich ihn bisher sehe/kenne.
Hast Du mal das Buch gelesen?
Leider nein, aber ich werd mal meine lokalen Büchereien abklappern. Hab so noch n bissl Sammelsurium-Hintergrundwissen.
Scott als Lieblingsregisseur? Aua!
Wieso? Alien und Blade Runner sind Meisterwerke, Gladiator ebenso, und alle Filme zeichnet hervorragendes handwerkliches Können aus. Scott hat auch einige nicht ganz so gute Filme gemacht, er kann's aber in jedem Fall.
Es war vielleicht beabsichtigt, dass man dieses Gefühl bekommt: Haut denen doch mal aufs Maul. Nur ein Gedanke, für Interpretationen lässt der Film genug Spielraum.
Auch ohne Kenntnis des Buches habe ich genau die Dinge gesehen, die du nicht gesehen hast: Arroganz -> Fehleinschätzung -> Konfusion -> Desaster.
@schallmau3er:
Herzlich Willkommen! ;)
Ich finde, Scott macht aus dem Geschehen eine Hochglanzballerei, inklusive dieser Hochgeschwindigkeitskamera-Effekte wie bei "Gladiator". Lies' mal das Buch - da ist das alles von ganz anderem Kaliber. Ich schätze Scott wirklich, aber das hier war keine Glanzleistung. Hast Du mal Beispiele für uns?
Beispiele wofür?
Beispiele für Deine Einschätzung "Arroganz -> Fehleinschätzung -> Konfusion -> Desaster" - ich finde, im Film sieht's eher so aus, als wäre es eine Verkettung unglücklicher Umstände.
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