Samstag, 30. April 2011

Dragon Wars


Liebe süd-koreanischen Filmfreunde,

herzlichen Dank für Euren Beitrag zum Fantasy-Film, der mit 75 Millionen Dollar Produktionskosten ganz schön teuer war. Ja, es war der erfolgreichste koreanische Film der letzten Jahre, ach, Jahrzehnte. Gut war er nicht.

Lieber Shim Hyung-rae, der Du Deine eigene, selbstgeschriebene Geschichte hier verfilmt hast: man fängt einen Film nicht mit einer Rückblende an, in der dann noch eine Rückblende kommt. Es wäre sehr viel spannender gewesen, hätte man die Hintergrundgeschichte erst nach und nach erfahren. Man fängt einen Film mit einer Actionsequenz an bzw. einem Konflikt. Dann weiß der Zuschauer gleich, um was es geht und entwickelt Interesse.

Dann: ist ja eine schöne Schlacht in Los Angeles. Nur sieht LA irgendwie nicht nach LA aus, ein Apache-Hubschrauber explodiert nicht nur schon beim bösen Ansehen, und hättet ihr, liebe Filmemacher, dann auch bitte die Güte, dem Zuschauer zu sagen, wie die Schlacht ausgegangen ist? Also, ich weiß jetzt nicht, ob die Panzer und Hubschrauber gegen die Drachen und die anderen Viecher angekommen sind.

Und, ganz übler Fehler: der Trick, den Hauptdarsteller ohnmächtig werden zu lassen, ist uralt. Und leider scheint auch das ganze Trickbudget zum Ende hin schon verballert gewesen zu sein, denn der Endkampf findet vor einer Art schlechten Nachbildung von Isengard statt, der das Modell schon auf meinem SD-Röhrenfernseher anzusehen ist.

Unsere Hauptdarstellerin muss sich dann zwischen guter und schlechter Riesenschlange entscheiden. Nur, irgendwie sehen die für mich völlig gleich aus, und ich kann nicht genau erkennen, welchen Vorteil es bringt, sich von der guten Riesenschlange töten und auffressen zu lassen als von der Bösen. Ach so, noch eins: ihr hättet auch eine hübsche Hauptdarstellerin nehmen können.

Und noch eins zum Schluss: Liebe Regisseure und Drehbuchautoren, die ihr Filme mit Drachen macht: bitte macht mal einen Guten. Auch das letzte westliche Produkt aus diesem Subgenre der Fantasy, „Die Herrschaft des Feuers“, war trotz Staraufgebot leider nur ein kurzes Glimmen (von den katastrophalen "Dungeons & Dragons-Filmen ganz zu schweigen, die eher den Charme von Fan-Projekten hatten). Kennt irgendwer einen guten Film mit Drachen? Ich kann übrigens eh keine Drachen mehr sehen, vor lauter roten, grünen, bronzenen und anderen Drachen …

Samstag, 9. April 2011

The Road



Die „Post-Doomsday“-Geschichten sind seit Ende des kalten Krieges ziemlich außer Mode gekommen. US-Autor Cormac McCarthy („No country for old men“) hat sich trotzdem an einer versucht – Gottseidank kann man nur sagen, denn das Thema wird meiner Meinung nach sträflich vernachlässigt. Nur ein Jahr nach Veröffentlichung des Romans gibt es eine Verfilmung mit Viggo Mortensen und Charlize Theron.

Nach einer nicht näher benannten Katastrophe sind so ziemlich sämtliche Pflanzen und Tiere tot, nur noch wenige Menschen existieren, ein guter Teil davon Kannibalen. Ein Vater zieht mit seinem Sohn nach Süden, in der Hoffnung auf mehr Wärme und Nahrung in einer Welt, in der die Sonne hinter ewigem schlechtem Wetter verborgen ist und wirklich nichts mehr existiert.

In Rückblenden erfahren wir, dass der Junge nach der Katastrophe geboren wurde, seine Mutter konnte die Situation nicht mehr ertragen und beging Selbstmord. In der Folge ist der einzige Lebensgrund für den Vater sein Sohn.

Und obwohl sich beide versichern, die „guten Jungs“ zu sein, stellt sich schon bald die Frage, wo man die Grenze zieht zwischen den Guten und den Bösen.

Der Film ist kein Kindergeburtstag. Der Film ist genau genommen eine Auseinandersetzung mit dem völligen Verschwinden von dem, was eine Zivilisation ausmacht. So wenige Menschen es noch gibt, so sehr dezimieren sie sich noch. An einer Stelle treffen die beiden auf einen alten Mann (ganz fantastisch: Robert Duvall), und der Junge insistiert solange, bis sie ihm zumindest ein wenig helfen und etwas zu Essen abgeben. Gute und Böse, ihr versteht. Auch ein Film über Verzweiflung: der Mann (niemand in diesem Film hat einen Namen) hat einen Revolver und im Verlauf der Geschichte nur noch eine Kugel – für seinen Sohn. Wie hoffnungslos muss jemand sein, das eigene Kind lieber zu töten als seinem Schicksal zu überantworten.

Das Ende hat mich ein wenig geärgert, ich hätte das alles anders ausgehen lassen. Nichtsdestotrotz, wir reden hier von keiner völligen Unmöglichkeit. Einige Szenen wurden übrigens am Mount St. Helens gedreht, wo auch dreißig Jahre nach dem verheerenden Vulkanausbruch Orte so aussehen, als sei die Katastrophe erst vor ein paar Tagen geschehen. Andere Teile entstanden in Pittsburgh, wo es komplett verlassene Stadtteile gibt.

Bemerkenswert: der Schauspieler des Kindes, Kodi Smit-McPhee, wurde nicht zuletzt durch seine große Ähnlichkeit zu Charlize Theron ausgewählt. Und es ist wirklich verblüffend, das Kind könnte tatsächlich ihrs sein.

Kein Film für einen gemütlichen Videoabend oder zum Kuscheln zu zweit. Sollte man sich vielleicht auch dann nicht ansehen, wenn’s einem eh schlecht geht. Trotzdem unglaublich gut.

Mittwoch, 6. April 2011

The Social Network


Jaaa, es hat nur fast 20 Jahre gedauert, aber endlich habe ich einen David-Fincher-Film gesehen, der mir rückhaltlos gefällt! Wie konnte das nur passieren?

Zum einen: hier sehen wir, dass man mit vier „Red“-Digitalkameras und schlanken 40 Millionen Budget einen Film machen kann, der über die halbe Welt verteilt ist. Und wenn man auf bekannte Namen bei den Schauspielern verzichtet, kommt man auch mit weniger Kohle aus. Das überwiegende Nutzen des Talentes junger unbekannter Darsteller kommt auch dem eigentlichen Sujet des Films entgegen – oder kann sich wer Leonardo diCaprio als Mark Zuckerberg vorstellen?

Erstaunlich finde ich, dass hier Klarnamen benutzt werden. Offensichtlich mag Zuckerberg gegen das dem Film zugrunde liegende Buch „The Accidental Billionaires“ sowie das Skript nicht vorgehen. Aus welchen Gründen auch immer. Kleiner Tipp: gebt doch mal den Namen von Zuckerbergs Ex-Freundin bei facebook ein. :)

Eingebettet in zwei Schlichtungsverhandlungen erzählt Fincher in Rückblenden die Geschichte von Zuckerberg und facebook. Zum einen sind da die Winklevoss-Zwillinge, die Zuckerberg beschuldigen, die facebook-Idee bei ihnen geklaut zu haben, zum anderen ist da Eduardo Saverin, der Zuckerberg vorwirft, ihre Freundschaft ausgenutzt und seinen Aktienanteil künstlich klein gemacht zu haben. Beide Auseinandersetzungen sind in der Realität übrigens mittlerweile geklärt, gegen Zahlung hoher Geldsummen.´

Justin Timberlake spielt den Napster-Erfinder Sean Parker, den Mann, der – laut diesem Film – Zuckerberg dazu bringt, groß zu denken und sich dabei nicht an Freundschaften zu stören. Und Timberlake kann nicht nur tanzen und singen.

So sind die beiden wichtigsten Szenen auch zum einen gleich die Anfangsszene, in der Zuckerbergs Freundin Schluss mit ihm macht, mit den Worten: „Du glaubst, Mädchen mögen Dich nicht, weil Du ein Nerd bist. Aber das stimmt nicht. Sie mögen Dich nicht, weil Du ein Arschloch bist.“ Und zum zweiten die Auseinandersetzung mit seinem Freund Saverin, der sein bester Freund war und ihn nun auf 600 Millionen Dollar Schadenersatz verklagt.

Dazu, ebenfalls sehr passend, die Musik von Trent Reznor und Atticus Ross, sehr elektronisch und trotzdem stimmig und passend. Lustigerweise entstand die Musik schon vor den Dreharbeiten, Fincher ließ sie dann nur noch an die Szenen anpassen.

Und Achtung bei 01:17, vor allem wenn ihr den Film wie ich nachts seht: da gibt es eine Szene in einem Nachtclub. Die Stimmen behalten ihre natürliche Lautstärke. Und dann kommt die Musik dazu. Ebenfalls in der entsprechenden Laustärke. Meine Fresse.
 

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