Samstag, 30. Januar 2010

Das Kabinett des Dr. Parnassus


Verdammt, über einen Monat keinen Blogeintrag! Hat ganz einfache Gründe: über Weihnachten einfach zu viele belanglose Filme gesehen, und im neuen Jahr war ich erst einmal im Kino.

Und zwar in dem Film, der wohl hauptsächlich als Heath Ledgers aller-, allerletzter Film in die Geschichte eingehen wird. Nachdem Terry Gilliam mit ihm ja schon „Brothers Grimm“ verbrochen hat (warum eigentlich nicht „Die Gebrüder Grimm“?), hatte er ihn für ein zweites Projekt verpflichtet. Ledgers Ableben kam dazwischen, dann starb der Produzent während der Dreharbeiten, und Gilliam selbst hatte in der Postproduktion einen Unfall.

Doch anders als andere Filmprojekte konnte Gilliam dieses abschließen. Er gewann Jude Law, Colin Farrell und Johnny Depp als Ledger-Doubles. Tom Cruise hatte offenbar Interesse bekundet, wurde aber von Gilliam abgelehnt. Offiziell, weil er – anders als die anderen drei – keine persönliche Verbindung zu Ledger gehabt hätte.

Trotz des ganzen Trubels wollen wir die eigentlichen Stars nicht vergessen: Christopher Plummer liefert als Dr. Parnassus eine ganz hervorragende Darstellung, ebenso Tom Waits als der Teufel alias Mr. Nick. Mit dem hat Parnassus einen Pakt, und wie das so mit Pakten mit dem Teufel ist, kann man eigentlich nur verlieren. Deutlich enttäuschender hingegen die drei männlichen Stars, die Ledger ersetzen: sie spielen im Prinzip so, wie sie selber die Rolle angelegt hätten. Ich hätte gern gesehen, wie sie Ledgers Stil der Rolle übernehmen - es sind ja schließlich Schauspieler.

Um was geht’s eigentlich? Um die Moral und um die Entscheidungen, die man so trifft sowie deren Konsequenzen. Das Kabinett versetzt Leute in ihre Gedankenwelt und stellt sie dort früher oder später vor die Wahl. So geschehen am Anfang mit Martin, einem Besoffenen, der aus einem Pub direkt vor das Kabinett stolpert. Er entscheidet sich, vor die Wahl gestellt, lieber dafür in den Pub zu gehen als den Berg Parnassus zu erklimmen, an dessen Gipfel die Weisheit wartet. Ja, leider falsche Entscheidung, denn die Kneipe explodiert, und von Martin sah man nie wieder etwas. Warum heißt der Trunkenbold eigentlich genauso wie ich? Hmmm ...

Gilliam wollte außerdem sich selber als Parnassus zeigen, einen Mann voller Geschichten, dem keiner mehr zuhört und der vielleicht nicht mehr genug Zeit hat. Leider verzettelt er sich mit seiner überbordenden Phantasie, die häufig genug ins völlig Absurde abgleitet. Ob Gilliam hier nun alles, was ihm wichtig ist, reinquetschen wollte - hm. Außerdem rutschen einige Beispiele für die Moral sehr ab, etwa Ledgers Charakter, der ein Philantrop ist mit einer ganz und gar unphilantropischen Einstellung.

Ich stelle fest: auch hier wieder Potenzial verschenkt, hätte deutlich besser werden können. Es gibt relativ viele CGI-Effekte, die allerdings eher den Scherenschnitten von Gilliams alten Trickeffekten bei Monty Python’s gleichen – ob das nun Absicht war oder dem geringen Budget geschuldet, man weiß es nicht.
 

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