Montag, 28. Februar 2011

Vergebung



Ich wollte ja eigentlich nichts mehr über die „Millennium“-Trilogie schreiben – aber gerade habe ich das Ende gesehen, und es ist echt unfassbar.

Sie haben es versaut. Sie haben es tatsächlich versaut. Die drei Stieg Larsson-Thriller sind keine schriftstellerischen Meisterleistungen, aber eins sind sie: spannend. Hier bleibt eher wenig davon übrig. Obwohl „Vergebung“ der längste der drei Romane ist, hält sich die Fernseh-Verfilmung mit zusätzlichen, überflüssigen Szenen auf.

Und der Höhepunkt, die Gerichtsverhandlung, ist im Buch eine schöne, klare Sache. Präzise vorbereitet, ein Exempel. Davon ist hier nichts mehr zu sehen. Stattdessen wird noch ein überflüssiger Konflikt zwischen Blomkvist und Erika Berger eingeführt.

Ach so: sowohl in "Verdammnis" als auch "Vergebung" (wer ist eigentlich für die bescheuerten deutschen Titel verantwortlich?) konnte man Ausgaben von "Millennium" sehen. Ich rate da dringend zu einem Layout-Grundkurs, dann sieht das Magazin auch nicht aus wie eine Schülerzeitung.

Nee, sorry – das war nix. Und das vergebe ich jedenfalls nicht.

Dienstag, 8. Februar 2011

Hindenburg



Und noch ein Event-Zweiteiler, basierend auf einer historischen Begebenheit. Diesmal geht es um den Absturz des Luftschiffs „Hindenburg“ 1937, der das Ende der Zeppeline einleitete. Mythen umranken die Absturzursache, wobei man heute davon ausgeht, dass Wasserstoff aus einem Leck durch statische Elektrizität entzündet wurde. Schade eigentlich, denn diese Giganten müssen ein beeindruckender Anblick gewesen sein. Dazu kommt, dass es wohl nie wieder eine Möglichkeit geben wird, derart luxuriös durch die Lüfte zu schweben.

Das ist natürlich viel zu langweilig für einen Film, und deswegen ist es die obligatorische Bombe, die gefunden werden muss. Das bisher aufwändigste Projekt von Fernsehfilm-Spezialist teamworx war fast zehn Jahre lang in der Mache. Umso enttäuschender fällt das Ergebnis aus.

So ziemlich alle Nasen des deutschen Films tauchen auf, vom unvermeidlichen Heiner Lauterbach als Dr. Hugo Eckener, dem internationalen „Superstar“ Hannes Jaennicke oder Christiane Paul als jüdische Emigrantin. Damit man den Streifen ins Ausland verkaufen kann, spielen noch Stacy Keach und Greta Scacchi (meine Fresse, ist die alt geworden) als Fabrikanten-Ehepaar mit. Und deswegen haben auch die ganzen Dreharbeiten auf englisch stattgefunden. Mit der Konsequenz, dass alles auf deutsch nachsynchronisiert wurde – und zwar schlecht. Witzigerweise war das Englisch der Akteure wohl so mies, dass die internationale Fassung ebenfalls nachsynchronisiert werden musste.

Wenn das jetzt ja alles wäre. Aber: zum einen wissen auf dem Schiff selbst schon so viele Leute Bescheid über besagte Bombe, dass die Unwissenden wohl in der Minderzahl sein dürften. Als nächstes wollen unser Hauptdarsteller und seine Geliebte – die Tochter der Fabrikanten – zwar die Bombe suchen, denken sich aber, ach, vorher treten wir noch eben schnell dem „Mile-High-Club“ bei.

Dann: das deutsch-amerikanische Komplott zur Zerstörung der Hindenburg soll das Helium-Embargo kippen. In Wirklichkeit geht es aber um Tetramethyl-Blei, einen Kraftstoffzusatz, mit dem Flugzeuge endlich über den Atlantik fliegen können. Sorry, Schwachsinn: die damaligen Flieger konnten nicht genug Sprit mitnehmen, weil sie zu klein waren. Man stelle sich für die heutige Zeit vor, dass die Nazis erst angreifen, wenn sie V-Power tanken können. Oder zumindest Super plus. Ach so, die Invasionspläne der Nazis passen übrigens in eine Zigarrenschachtel.

Da fällt die sofort in der ersten Szene kommende Musik aus dem Countryrock-Bereich gar nicht mehr auf, wieso nicht gleich Techno? Und: der Film heißt „Hindenburg“. Von dem schönen Luftschiff sieht man allerdings leider nicht allzu viel. Hauptsächlich zeigt Regisseur Kadelbach das Interieur. Das hat jemand mit einem fiesen geschmacklosen Muster ausgekleidet, was im realen Vorbild völlig anders ausgesehen hat. Auch der schöne Aluminium-Flügel war im wahren Leben schon vor dem Absturz aus dem Luftschiff geschafft worden.

Ich hätte jedenfalls gerne ein paar mehr Flugszenen gesehen, doch die Produktion war ja schon so ganz furchtbar teuer, da war wohl für weitere Computer-Rendereien kein Platz mehr. Übrigens hätte man bei denen ruhig die Kondensstreifen vom Himmel entfernen können.

Sonntag, 6. Februar 2011

Tron: Legacy



Für Nicht-Computernerds: stellen Sie sich vor, wie es in Ihrem Computer tatsächlich aussehen könnte. Programme sind einzelne Typen, die durchaus mal Unfug bauen und in der Infrastruktur Ihres Rechners umhergeistern können. Was jeder Windows-Benutzer kennt, hatte Regisseur Steven Lisberger schon 1982 in „Tron“ als Spielfilm verwirklicht.

Kein allzu großer Erfolg, doch der Streifen wurde über die Jahre zum Kultfilm aller Computernerds (diese bitte hier einsteigen). Und so fanden sich fast 30 Jahre später wieder die Protagonisten Jeff Bridges und Bruce Boxleitner zusammen, um einen dreidimensionalen visuellen Overkill mit Leben zu erfüllen.

Kevin Flynn (Bridges) verschwand 1989 und hinterließ neben seinem Sohn auch den Softwarekonzern Encom (unschwer als Apple zu erkennen). Dieser schickt sich gerade an, ein neues Betriebssystem auf den Markt zu werfen, wird dabei aber von Sohnemann Flynn sabotiert, der den Quellcode ins Netz stellt. Einer mysteriösen Spur folgend gerät Sam Flynn ebenfalls in die Uralt-Sun-Workstation seines Vaters, der dort seit vielen Jahren gefangen und auf der Flucht vor seinem virtuellen Alter Ego Clu ist.



Clu versucht, in die Realität zu entkommen und das Internet zu infiltrieren, um – natürlich – die Welt zu unterwerfen. Das müssen nun Vater und Sohn Flynn verhindern, unterstützt von einem ganz besonderen Programm namens Quorra (hübsch anzusehen: Olivia Wilde).

Die Story weist ein paar kleinere Lücken auf, aber das war beim Ur-„Tron“ ja auch schon so. Stattdessen bekommen wir zu sehen, wie man mit heutigen Computereffekten eine komplette virtuelle Welt darstellen kann. Die Lichträder und Diskuskämpfe aus dem Original spielen ebenso eine Rolle wie eine Menge neuer Erfindungen.

Ebenfalls hervorstechend: ein 35-Jähriger CGI-Bridges. Und hier werden leider auch die Limitierungen der heutigen Technik sichtbar – die Haut wirkt wächsern, die Lippen nicht wirklich echt. In den (recht seltenen) Totalen fällt besonders auf, dass diese Figur nicht real ist. Was daran liegen mag, dass „reale“ Menschen immer noch nicht lebensecht dargestellt werden können. Die bisherigen CGI-Platzhirsche „Avatar“ und „Fluch der Karibik“ (hier Davy Jones) zeigen Phantasie-Wesen, die deutlich lebensechter wirken.

Untermalt wird das Ganze von einem Soundtrack aus der Feder des französischen Elektro-Duos Daft Punk. Sowohl die Orchesterwerke als auch die Synthi-Kompositionen passen fantastisch zum Film, besonders hübsch: die 8-Bit-Soundsamples in den Stücken, die klare Achtziger-Züge zeigen.

Also: besagte Computernerds – sofort ansehen, aber der Aufruf kommt vermutlich eh zu spät. Alle anderen mit nur etwas Vorstellungsvermögen – sofort ansehen.

Donnerstag, 3. Februar 2011

Verblendung


Sieben Millionen Buchkäufer können ja nicht irren – oder doch? Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie hat jedenfalls ewig lang die Charts angeführt, also gab es flugs eine Fernsehverfilmung aller drei Bücher. Gekürzt kamen sie in die Kinos, das ZDF zeigt nun die komplette Fassung in sechs Teilen.

Ja, es handelt sich um eine schwedische Fernsehverfilmung. Trotzdem hätte man die Geschichte wohl nicht unspektakulärer inszenieren können. Obwohl die drei Bücher ihre Schwächen haben – allen voran Frauen-Superheld Mikael Blomkvist – zeichnen sie zwei Sachen aus: sie sind spannend, und sie haben Lisbeth Salander.

Die junge Dame ist eigentlich der einzige Grund, die Bücher zu lesen. Salander ist eine Soziopathin, hochintelligent und kümmert sich einen Scheiß um die gerade in Schweden ja ach so wichtige Political Correctness. Im Film zumindest optisch glaubwürdig verkörpert wird sie von Noomi Rapace, die allerdings eigentlich schon zu alt für die Rolle ist.

Weitaus schwerer wiegt jedoch, dass von Salanders messerscharfem Verstand und ihrer extremen Determination wenig übrig bleibt. Ich verrate jetzt mal was aus dem Film. Salander gilt als nicht geschäftsfähig und benötigt daher einen Vormund, der jedoch einen Schlaganfall erleidet. Sein Nachfolger ist ein Rechtsanwalt und ein mieses Sadistenschwein. In einer recht ausgedehnten Szene vergewaltigt er Salander – das kann man im Buch gerade noch ertragen, denn man weiß ja, sie wird sich fürchterlich rächen, einfach weil sie sowohl den unbedingten Willen als auch die Mittel dazu hat. Bei der Verfilmung hingegen weiß man das nicht. Hätte ich die Geschichte nicht vorher gekannt, ich weiß nicht, ob ich mir das hätte ansehen können.

Ja, so ein Mist aber auch. Einzig interessant sind die Effekte aus Licht und Schatten, die auf die Geheimnisse anspielen, die es zu ergründen gibt. Es ist bereits eine US-Verfilmung in Arbeit, Amerikaner sind ja scheinbar nicht in der Lage, Filme zu synchronisieren. In der wird Daniel Craig die Hauptrolle spielen. Ich befürchte das Schlimmste.
 

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