Dienstag, 8. Februar 2011

Hindenburg



Und noch ein Event-Zweiteiler, basierend auf einer historischen Begebenheit. Diesmal geht es um den Absturz des Luftschiffs „Hindenburg“ 1937, der das Ende der Zeppeline einleitete. Mythen umranken die Absturzursache, wobei man heute davon ausgeht, dass Wasserstoff aus einem Leck durch statische Elektrizität entzündet wurde. Schade eigentlich, denn diese Giganten müssen ein beeindruckender Anblick gewesen sein. Dazu kommt, dass es wohl nie wieder eine Möglichkeit geben wird, derart luxuriös durch die Lüfte zu schweben.

Das ist natürlich viel zu langweilig für einen Film, und deswegen ist es die obligatorische Bombe, die gefunden werden muss. Das bisher aufwändigste Projekt von Fernsehfilm-Spezialist teamworx war fast zehn Jahre lang in der Mache. Umso enttäuschender fällt das Ergebnis aus.

So ziemlich alle Nasen des deutschen Films tauchen auf, vom unvermeidlichen Heiner Lauterbach als Dr. Hugo Eckener, dem internationalen „Superstar“ Hannes Jaennicke oder Christiane Paul als jüdische Emigrantin. Damit man den Streifen ins Ausland verkaufen kann, spielen noch Stacy Keach und Greta Scacchi (meine Fresse, ist die alt geworden) als Fabrikanten-Ehepaar mit. Und deswegen haben auch die ganzen Dreharbeiten auf englisch stattgefunden. Mit der Konsequenz, dass alles auf deutsch nachsynchronisiert wurde – und zwar schlecht. Witzigerweise war das Englisch der Akteure wohl so mies, dass die internationale Fassung ebenfalls nachsynchronisiert werden musste.

Wenn das jetzt ja alles wäre. Aber: zum einen wissen auf dem Schiff selbst schon so viele Leute Bescheid über besagte Bombe, dass die Unwissenden wohl in der Minderzahl sein dürften. Als nächstes wollen unser Hauptdarsteller und seine Geliebte – die Tochter der Fabrikanten – zwar die Bombe suchen, denken sich aber, ach, vorher treten wir noch eben schnell dem „Mile-High-Club“ bei.

Dann: das deutsch-amerikanische Komplott zur Zerstörung der Hindenburg soll das Helium-Embargo kippen. In Wirklichkeit geht es aber um Tetramethyl-Blei, einen Kraftstoffzusatz, mit dem Flugzeuge endlich über den Atlantik fliegen können. Sorry, Schwachsinn: die damaligen Flieger konnten nicht genug Sprit mitnehmen, weil sie zu klein waren. Man stelle sich für die heutige Zeit vor, dass die Nazis erst angreifen, wenn sie V-Power tanken können. Oder zumindest Super plus. Ach so, die Invasionspläne der Nazis passen übrigens in eine Zigarrenschachtel.

Da fällt die sofort in der ersten Szene kommende Musik aus dem Countryrock-Bereich gar nicht mehr auf, wieso nicht gleich Techno? Und: der Film heißt „Hindenburg“. Von dem schönen Luftschiff sieht man allerdings leider nicht allzu viel. Hauptsächlich zeigt Regisseur Kadelbach das Interieur. Das hat jemand mit einem fiesen geschmacklosen Muster ausgekleidet, was im realen Vorbild völlig anders ausgesehen hat. Auch der schöne Aluminium-Flügel war im wahren Leben schon vor dem Absturz aus dem Luftschiff geschafft worden.

Ich hätte jedenfalls gerne ein paar mehr Flugszenen gesehen, doch die Produktion war ja schon so ganz furchtbar teuer, da war wohl für weitere Computer-Rendereien kein Platz mehr. Übrigens hätte man bei denen ruhig die Kondensstreifen vom Himmel entfernen können.

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Neulich 'Restrisiko', jetzt 'Hindenburg', wer schaut denn auch Eigenproduktionen deutscher Privatsender, die sind doch meistens Schrott. Auch sonst sehe ich nur noch höchst selten RTL, SAT 1 oder ProSieben, nur noch Wiederholungen, schwachsinnige Castingshows, Dokusoaps und was weiß ich.

Mash hat gesagt…

Es gibt auch gute Eigenproduktionen, "der Tunnel" etwa. Im Privatfernsehen laufen außerdem auch gerne hübsche Sitcoms, die ich nicht alle auf DVD kaufen muss. ;)
Nichts natürlich gegen das öffentlich-rechtliche Fernsehen. ;)

Anonym hat gesagt…

'Der Tunnel' war gut, stimmt, ist aber schon ein paar Jahre her. 'Alles außer Mord' auf Pro7 war auch gut, heute kommt da GNTM oder die Model-WG. Bei mir mehren sich jedenfalls die Abende, an denen der Fernseher ausbleibt und ich stattdessen ein gutes Hörspiel genieße, das ist Kino im Kopf.
'Mark Brandis-Vorstoß zum Uranus
1&2'
'Mark Brandis-Die Vollstrecker
1&2'

'Dorian Hunter-Der Griff aus dem Nichts'
'Dorian Hunter-Amoklauf'
Die gibts alle bei amazon als Download, für unter fünf Euro, kann ich nur empfehlen.

Falcon hat gesagt…

@Anonym: Mark Brandis ist natürlich klasse, auch die Bücher fand ich immer toll.
@Fernsehevent: Ich hab kurz reingeschaut und habe dann aber ob der grauslichen Synchronisation, bei der man das Gefühl hatte, dass da Marionetten aus der Augsburger Puppenkiste synchronisiert wurden, nach drei Minuten wieder ausgeschaltet und mir stattdessen die DVD "Fleisch ist mein Gemüse" angeschaut. All den anderen Murks habe ich dadurch gar nicht erst mitbekommen.
Ich habe kein Problem damit, synchroniserte Filme zu schauen, aber man sollte sich doch bemühen, die Sprache wenigstens halbwegs lippensynchron hinzubekommen.

schallmau3r hat gesagt…

Die letzte, gute Eigenproduktion war Falling Rocks auf Pro 7, das ist Jahre her.

Ich habe kurz reingezappt und es nur 3 Minuten ausgehalten ob der historischen Fehler, die begangen wurden. Ich zolle dir meinen Respekt, dass du dir das angetan hast, die letzte Eigenproduktion, die ich mir angesehen und anschließend ein Review geschrieben habe war Die Schatzinsel und mir ist heute noch schlecht.

Achja...Stacy Keach ist kein Star. Nichtmal B-Star.

Und jetzt hab ich eine Auktion auf ebay verpasst, derentwegen ich um diese unchristliche Zeit wach bin...fuck. Du bist Schuld Mash!!!111

 

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