Montag, 26. September 2011

Bermuda-Dreieck Nordsee



RTL lässt nicht von den schönen Fernsehfilmen, warum auch, bei fünf Millionen Zuschauern und 16 Prozent Quote. Bettina Zimmermann muss wieder herhalten, die arme Frau scheint nichts anderes mehr zu spielen als in Eigenproduktionen des Privatfernsehens. Ihr steht mit Hannes Jaennicke ein weiterer langjähriger Streiter zur Seite, den es nach einigen überaus erfolglosen US-Jahren wieder nach Deutschland zurückzog. Gudrun Landgrebe "gibt" die miese Konzernchefin.

Schiffe verschwinden in der Nordsee, eine alte Legende spricht vom Höllenschlund, und schon haben wir es, das Bermuda-Dreieck direkt vor der Haustür. Garniert wird das Ganze von einem – natürlich – skrupellosen Konzern, der für das "Verklappen" von CO2 über Leichen geht, und – natürlich – edlen Öko-Recken, die für den Erhalt der Natur kämpfen.

Durch Sequestrierung von CO2 wird eine Methanblase zum Super-Blowout gebracht, eine Bohrinsel versinkt, und ein Mega-Liner mit Gästen des bösen Energieversorgers an Bord droht, in einen gigantischen Strudel gezogen zu werden.

Kein Klischee wird ausgelassen, vom Öko-Universitätsprofessor über den starrköpfigen Alten, der lieber in den Tod geht als auf die Warnungen seiner Tochter zu hören, eine PR-Tussi, die die Wahrheit erkennt, eine engagierte Studentin, die für die Wahrheit kämpft. Einzig erwähnenswert: der Bruch mit dem Klischee des Bösewichts, der im Angesicht der Gefahr sich zu retten versucht und dabei natürlich eines grausigen Todes stirbt. Hier besinnt er sich seiner Verantwortung und tut seinen Teil dazu, das Schiff vor dem Strudel zu retten. Auch nicht wirklich was Neues.

Trotz seiner gehörigen Überlänge schafft es "Bermuda-Dreieck Nordsee" immerhin, den Spannungsbogen die letzten 35 Minuten kontinuierlich zu halten, das haben wir schon anders gesehen. Trotzdem fehlt wieder die Motivation, denn was hat ein Konzern davon, Naturkatastrophen von gewaltigem Ausmaß in Kauf zu nehmen, wo er sowieso dafür verantwortlich gemacht wird? Und Methan ist nichts anderes als Erdgas – man könnte das Zeug sogar fördern und noch mehr Kohle, äh, Gas machen.

Zwischenzeitlich fallen dem Methanausgasungen auch Windräder zum Opfer – zum einen scheint die Nordsee an den betreffenden Stellen kilometertief zu sein, so wie die Dinger sinken, zum anderen interessiert das Schicksal der millionenteuren Anlagen wohl niemanden.

Wie immer, wenn in Deutschland versucht wird, einen Katastrophenfilm zu produzieren, werden genau die Sachen unverändert von US-Vorbildern übernommen, die schlecht und klischeehaft ausfallen. Leute, zeigt mehr Kreativität! Wir leben im Jahr 2011!

Wenn ich mir das Zeug von The Asylum ansehe, sind die Drehbücher zwar noch viel mieser. Aber die hauen wenigstens richtig auf die Kacke, auch weil sie genau wissen, dass sie gegen 200-Millionen-Dollar-Filme nicht anstinken können. Und sind somit zumindest als Trash unterhaltsam. Hier haben wir leider noch nicht mal das.
 

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