Montag, 7. November 2011

Sucker Punch



Träume innerhalb von Träumen von recht abgefahrener Art verdanken wir in Filmen moderner Tricktechnik, erst in "Inception", nun in "Sucker Punch". Zack Snyder hat aber aus der Idee keinen Thriller gemacht, sondern ein Drama inklusive recht abstruser Actionszenen.

Baby Doll (in mehrfacher Hinsicht furios: Emily Browning) ist eine junge Frau in der Mitte des letzten Jahrhunderts plusminus ein paar Jährchen, ihre Mutter ist tot, ihr Stiefvater will sich das Erbe unter den Nagel reißen, und damit nicht genug. Er lässt sie in eine Nervenheilanstalt einweisen, nachdem sie ihn angegriffen hat, wobei im Verlauf der Attacke noch ihre kleine Schwester umkommt.

Nervenkliniken waren zu dieser Zeit kein wirklich angenehmer Ort, und damit Baby Doll nichts aussagen kann, soll sie lobotomiert werden. Dafür sorgt ein vom Stiefvater bestochener Pfleger. Sie hat fünf Tage Zeit zu entkommen. An dieser Stelle wechselt der Film in ihre Vorstellung, in der alles aus der Realität seine Entsprechung hat. Das Sanatorium ist ein Bordell, der Pfleger wird zum Mobster Blue, die Ärztin zur Tanzlehrerin, der anstehende Termin der Lobotomie der Tag, an dem Baby Doll ihre Unschuld an einen solventen Kunden verlieren soll.

Sie hat aber ein Talent. Sie tanzt fantastisch. Und jeder Tanz ist eine Actionszene, in der es anfangs noch gegen dämonische Samurai geht, später aber dampfbetriebene untote deutsche Soldaten, Orcs, Drachen, Kampfroboter und alles Mögliche weitere, was ich nicht verraten will. Und so abstrus diese Szenen sind, sie haben ebenfalls ihren Sinn.

Baby Doll findet vier Mitstreiterinnen, die vier wichtige Gegenstände besorgen werden. Alles dient zur Flucht. Und natürlich verläuft nicht alles genau so wie geplant.

Kritiker unterstellen dem Film Sexismus, da oberflächlich gesehen leicht bekleidete Mädels computerspielartig Unmengen von Gegnern niedermetzeln, der feuchte Traum jedes pubertierenden Nerds.

Tatsächlich haben wir hier klassische Motive des Feminismus, die kompromisslos durchexerziert werden: Unabhängigkeit von Männern, mit allen Mitteln durchgesetzt, Männer sind – von Baby Dolls Lehrmeister abgesehen, der in jeder Actionszene auftaucht – nichts als miese Typen, jeder mit anderen, finsteren Motiven.

Snyder sieht das als Antithese zum fast durchgängig männlich besetzten "300" (den ich übrigens vor allem mal unglaublich schlecht fand). Soll er. Viel bemerkenswerter sind die spannenden Erzählmuster, unsere Hauptdarstellerin etwa sagt in den ersten 25 Minuten kein Wort, und trotzdem bleibt keine Frage offen. Zum Ende haben wir einen kompletten Perspektivwechsel, ebenfalls ganz großartig inszeniert.

Außerordentlich: der Soundtrack, gefüllt mit einer Menge Coverversionen hauptsächlich englischer Musik, etwa "Love ist the drug" von Roxy Music, von der Hauptdarstellerin selbst gesungenen Stücken wie "Sweet Dreams" oder "Asleep", im Original von The Smiths. Auch großartig, "Panic Switch" der Silversun Pickups. Oder Björks "Army of me".

Bewertet habe ich den "Extended Cut", der sich von der Kinofassung wohl durch die Gewaltdarstellung unterscheidet. Aber keine Angst, ein Gemetzel wie bei vielen anderen Synder-Filmen haben wir hier nicht.

Visuell in jeder der drei Ebenen beeindruckend in Szene gesetzt steckt in "Sucker Punch" wohl weitaus mehr als so mancher erkennen mag. Denkt mal beispielweise über den Titel des Films nach. :)
 

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