Dienstag, 23. November 2010

Somewhere


Filme, die Preise abräumen, sind ja grundsätzlich schon verdächtig. Sofia Coppolas letztes Werk hat den „Goldenen Löwen“ gewonnen – ansehen kann man sich den Film aber trotzdem. ;)
Johnny Marco (Stephen Dorff) ist ein Hollywood-Star und lebt als Dauerbewohner einer Suite im Hotel. Sein Leben besteht aus Trinken, Rauchen, Gelegenheitssex und Parties. Zuweilen besucht ihn seine Tochter Cleo – das elfjährige Mädchen ist das einzig Normale in dem ganzen Film.
Die Leere seines Daseins zeigt sich gleich am Anfang, als man Marco sieht, wie er minutenlang mit seinem Ferrari in der Wüste Kreise fährt. Wenn er einfach in seiner Suite auf dem Sofa sitzt, trinkt und raucht. Eine hübsche Szene haben wir da, wo Marco vor sich hin starrt, einen Schluck aus der Flasche nimmt, einen Zug von seiner Zigarette, wieder einen Schluck und dann die Flasche abstellt. Dann schaut er sich das Obst auf dem Tisch an, nimmt eine Birne in die Hand und legt sie wieder weg. Klasse.
Eines Tages ruft Layla, Cleos Mutter, Marco an und sagt ihm, sie müsse Zeit für sich allein haben und lässt ihr Kind bei ihm. Notgedrungen nimmt er Cleo mit auf die Promotour für seinen neuen Film und hat gute Mühe, sein Sexualleben vor seiner Tochter geheim zu halten – die selbiges natürlich missbilligt.
Cleo ist womöglich schon an Marcos Luxusleben gewöhnt, zeigt sich aber trotzdem noch recht normal, etwa wenn sie Frühstück für ihren Vater macht. Andererseits hat sie kein Problem, für ihr Sommercamp mit Papis Kreditkarte einzukaufen und sich dann mit dem Hubschrauber dorthin fliegen zu lassen.
Marco wird nach dem Abschied von seiner Tochter klar, dass sich in seinem Leben etwas ändern muss. Er versucht, selber Essen zu kochen und lässt in der letzten Szene seinen Wagen mit steckendem Schlüssel stehen.
Stephen Dorff, mir hauptsächlich als Bösewicht aus „Blade“ bekannt, zeigt hier wie dort, dass er ein wandlungsfähiger, talentierter Schauspieler ist. Etwa wenn Johnny Marco einen Termin bei einer SFX-Firma macht, die seinen Gesichtsabdruck nehmen wollen. Und dann 40 Minuten unter einer Gipsmaske verbringen darf.
Der Film hat gute Momente. Leider ist die Moral so vorherseh- wie durchschaubar. Ich bin also ein wenig enttäuscht – von Marcos Konflikten wird kaum etwas tiefer dargestellt, warum ist seine Ehe gescheitert, warum ruft er in Depressionen seine Exfrau an, was genau macht die Leere in seinem Inneren aus? Vielversprechend: Elle Fanning als seine Tochter, die jüngere Schwester von Dakota Fanning. Hübsch auch Benicio del Toro, der einen Cameoauftritt im Aufzug eines Luxushotels hat.
Die Musik von Phoenix kommt spärlich und passt meiner Meinung nach dann kaum. Das einzig gute ist das Titelstück, das die Motorengeräusche von Marcos Wagen aufgreift. Sofia Coppolas Freund ist Musiker und spielt bei Phoenix. Möglicherweise wäre es besser, das jemandem zu überlassen, mit dem man nicht verbandelt ist.

Montag, 1. November 2010

R.E.D.


Eine Agenten-Altherrenriege im Ruhestand, die den jungen Schnöseln noch mal zeigt, wo der Hammer hängt? Könnte ja ganz lustig sein! Und gut besetzt ist der Film auch noch! Bruce Willis, Helen Mirren, John Malkovich, Morgan Freeman und – kaum zu erkennen – Richard Dreyfus spielen den armen Karl Urban direkt an die Wand. Oh, und als CIA-Archivar: Ernest Borgnine. Ich hatte gedacht, der wäre tot.

„Flightplan“-Regisseur Robert Schwentke schafft es leider nicht, diese Actionkomödie stringent umzusetzen. Der Film hat eine Reihe Highlights, etwa die Anfangssequenz, in der Bruce Willis gezeigt wird, wie er die Pension nicht wirklich verkraftet, morgens um 06.00 aufwacht ohne Wecker, trainiert, sein Essen macht und mit der Frau vom Agenten-Pensionsfonds redet, seiner offensichtlich einzigen Abwechslung.

Stellenweise brutal schafft der Film es jedoch nicht, die nötige Leichtigkeit für eine Komödie aufzubringen, oft genug ist er einfach nur albern. Die Momente, die tatsächlich ernst sind, kommen daher zu unvermittelt. Die Actionszenen hat man so auch schon gesehen.

Alles in allem – schade. Sowohl Schauspieler als auch das Sujet hätten eine Menge Potenzial gehabt. Also, auch hier wieder mein trauriges Lieblingsfazit: Hier wäre erheblich mehr drin gewesen.
 

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