Freitag, 20. November 2009

2012


Ja, man kann sich doch täuschen. Ich hatte eine neue Emmerich-Katastrophe erwartet. Und gesehen habe ich den wohl lange Zeit Maßstäbe setzenden Katastrophenfilm.

Um nichts anderes als die Vernichtung der Erde geht es hier. Wir haben alle dafür wichtigen Protagonisten: den US-Präsidenten (Danny Glover), den vor der Katastrophe warnenden Verrückten (Woody Harrelson), das geschiedene Pärchen, das um sein Leben und das ihrer Kinder kämpft (John Cusack und Amanda Peet). Und natürlich ein Hündchen, das gerettet wird.

Emmerich hat dann doch noch einen Hollywood-Granden verpflichtet, George Segal spielt einen Jazzmusiker auf einem Kreuzfahrtschiff. Von der Story darf man so viel und so wenig erwarten wie im Genre üblich: Menschen versuchen mehr oder weniger erfolgreich ihr Leben zu retten. Und diesmal fährt Emmerich auf, was seine Grafikcomputer hergeben: kilometerhohe Flutwellen, atombombengleiche Vulkanausbrüche, ganze Bundesstaaten verschluckende Erdbeben.

Aber das ist derartig in Szene gesetzt – ich habe mit offenem Mund im Kino gesessen und nur noch „Wow“ gedacht. Das ist mir zuletzt bei „Titanic“ passiert. „Weltuntergangsporno“ habe ich in so ziemlich jedem größeren Medium über „2012“ gelesen. Ja, mag sein. Wird der Wirkung der Bilder aber nicht gerecht.

Wir haben hier natürlich ein paar Storylöcher, pathetische Dialoge und verpasste Gelegenheiten, die den Film noch weitaus besser hätten machen können. Aber die halten sich in Grenzen – bei Hollywood-Mainstream-Produktionen ist das mittlerweile selten. Und ein absolutes Novum für Roland Emmerich, der bis jetzt noch jeden Film mehr oder weniger verbockt hat.


Ärgerlich: über einige Zeit begleitet den Zuschauer ein russischer Oligarch. Und der redet mit einem Akzent und in einer Weise, es ist peinlich. Vor allem, wenn man Russen kennt und weiß, wie die sprechen. Das hätte man wohl vermeiden können. Danny Glover spielt dazu den Präsidenten wie ein Weichei. Dafür gibt’s einigen Humor. Besonders schön: Stabschef Anheuser (warum sind Stabschefs in Filmen immer miese Schweine?) zeigt auf Demonstranten mit Schilder „The End is near!“ und sagt etwas wie „Ich hätte nie gedacht, dass die Spinner mit den Schildern tatsächlich recht haben könnten“.

Kleine Story am Rande: die virale Netzkampagne für „2012“ rief dazu auf, nach der „Wahrheit“ zu googeln. Wo man natürlich auf tausende Verschwörungswebseiten stößt. Bei der Nasa gingen nun tausende Nachfragen ein. Daraufhin zürnten dort besorgte Wissenschaftler den Produzenten, denn Teenager hatte ihren Selbstmord angekündigt, wenn die Welt denn nun untergeht. Was mich als Mitteleuropäer zu der Frage bringt: wie dämlich kann man sein. Naja, das nur nebenbei.

Noch ein zweifelhafter Rekord: es dürfte wohl der Film mit den meisten Todesopfern sein. Hier sterben nicht Hunderttausende, sondern Milliarden. Irre ich mich da? Emmerich hat jedenfalls versprochen, keine weiteren Katastrophenfilme mehr zu drehen. Mal sehen, ob er sich daran hält – „2012“ dürfte jedenfalls von der Epik her kaum zu übertreffen sein.

Samstag, 14. November 2009

Wanted


Regisseur Timur Bekmambetov hat in Russland bereits die beiden „Wächter“-Filme gemacht. Die haben ein Problem: kennt man die Bücher nicht, kapiert man die Filme nicht. Und kennt man die Bücher, erkennt man, dass den Umsetzungen eine Menge fehlt.

„Wanted“ ist die erste Hollywood-Produktion des Russen. Es spielen eine Reihe von Hollywood-Größen mit wie Angelina Jolie, Morgan Freeman, und sogar Terence Stamp hat sich hierfür hergegeben. Das Thema ist den „Wächter“-Filmen nicht unähnlich. Hier haben wir die „Bruderschaft“, eine Organisation von Menschen mit einer speziellen Superkraft, die Menschen ermorden.

Diese werden seit über 1000 Jahren über einen Webstuhl ausgesucht, der ihre Namen per Webfehler in Binärcode rausgibt. Hört sich schon recht schwachsinnig an, nicht? Ist es auch. Natürlich wird dann alles nicht so, wie es zunächst scheint. Und bis dahin geht eine Menge zu Bruch, lassen viele Leute ihr Leben und erweist das Machwerk seiner „FSK 18“-Freigabe alle Ehre.

Das Problem ist noch viel grundlegender: unser Held hasst seinen Job, sein Leben und seine Freundin. Damit bietet er eine klassische Projektionsfläche für die ganzen Bübchen, die so gerne Neo wären und die man an ihren Ziegenbärtchen und schwarzen Ledermänteln erkennt.

Oder weniger populistisch und pauschalisierend: Leute, die ihre Lebensumstände für ihr miserables Leben verantwortlich machen und sich für auserwählt halten. Von denen gibt’s leider zu viele. Sie stellen sich hier außerhalb jeder Moral, und wenn auch der Bösewicht zum Schluss sein wahres Gesicht zeigt, der Rest der Organisation ist ja „nur“ irregeleitet.

„Ich weiß nicht, wer ich bin!“ ruft Held Wesley. Schlimm genug, wenn er meint, einen Haufen Leute umzubringen, würde ihm einen Lebensinhalt geben. Es gibt dann noch ein paar nette Actionszenen mit Autos und einem Zug, das war’s. Der Film war recht erfolgreich, daher wird gerade an einem zweiten Teil gearbeitet.

Kleine Info am Rande: die russische Version wurde aufwendig synchronisiert – was außerhalb von Deutschland eh eher selten praktiziert wird. Und „Wächter“-Autor Sergey Lukyanenko höchstpersönlich hat die Texte übersetzt.

Sonntag, 8. November 2009

Pans Labyrinth


Guillermo del Toros wohl bekanntester Film stand schon lange auf meiner „Muss ich sehen“-Liste, aber erst jetzt habe ich es geschafft. Del Toro arbeitet gerade an den beiden „Hobbit“-Verfilmungen mit Peter Jackson zusammen. Man kennt ihn jedoch auch von eher mittelmäßigen Filmen wie den beiden „Hellboy“-Teilen, dem extrem enttäuschenden „Blade 2“ und dem unausgegorenen „Mimic“.

In „Pans Labyrinth“ kombiniert der Mexikaner in einem Horror-Märchen den Schrecken des Partisanenkrieges im Spanien des Jahres 1944 mit den Erlebnissen eines kleinen Mädchens in einer Fabelwelt. Ofélia reist mit ihrer hochschwangeren Mutter zum Stiefvater, einen Armee-Hauptmann. Dieser Mann sieht die Mutter nur als Erfüllungsgehilfin bei seinem Wunsch nach einem Sohn.

Gleichzeitig macht Ofélia Bekanntschaft mit Feen und einem Faun, der ihr erklärt, sie sei eine Prinzessin. Um ihren Thron zu besteigen, muss sie drei schwierige Prüfungen ablegen. Anders als in anderen Filme mit ähnlichem Sujet ist die Traumwelt des Mädchens genauso schrecklich und brutal wie die Realität.

Del Toro schafft in beiden Erzählsträngen eine dichte Atmosphäre, eine optische Opulenz, die allein schon das Ansehen lohnt. Die Geschichte mit ihrem recht erschütternden Ende hat mich hingegen sehr bewegt. So etwa der Hinweis auf die Probleme beim starren Befolgen von Befehlen anderer.

Ich bin mir zwar ehrlich gesagt unsicher, ob mir nicht noch eine Menge Sachen entgangen sind, aber sicherlich sehe ich mir "Pans Labyrinth" noch häufiger an.

Kleine Parallele: auch im Film „Labyrinth“ mit David Bowie aus den Achtzigern geht es um ein Mädchen und ihren noch sehr kleinen Bruder, das es mit einer undurchsichtigen Figur zu tun bekommt.

Und noch eins: in Spanien wurde auf den Kinoplakaten erst nach einiger Laufzeit darauf hingewiesen, dass der Film recht brutal und erschreckend ist – viele Mütter waren wohl mit ihren Kindern in den Film gegangen. Das erinnert mich an „Gremlins“, der auch einen geringfügig anderen Inhalt hatte, als das Marketing suggerierte. Um mich herum waren erschreckte Kinder, schockierte Mütter, in der Mitte saß ein grinsender Martin. ;)

Mittwoch, 4. November 2009

Jumper


Wenn man sich eine Superkraft aussuchen könnte, welche nähme man da? Die Fähigkeit zur Teleportation ist da sicherlich nicht die schlechteste Wahl. Allein die ganze Zeit, die man beim Reisen spart. Oder wenn man wie ich immer alles vergisst – kein Problem, man holt es eben schnell. So leben „Jumper“, die problemlos von einem Ort zum anderen springen können.

Reicht das für einen Film? Ich habe mir die Inhaltsangabe des zugrunde liegenden Romans durchgelesen und meine, dass der sehr viel mehr Wert gehabt hätte als das Skript. Stattdessen wird eine Geheimorganisation eingeführt, deren einzige Aufgabe es ist, alle Jumper zu identifizieren und dann umzubringen.

Samuel Jackson spielt den Anführer der „Paladine“ – dessen einzige Motivation ist „religiöser Fanatismus“. Ein wenig dünn für mich. Unser Held trifft dann auf einen weiteren Jumper, der seine komplette Existenz dem Kampf gegen die Paladine gewidmet hat und sie umbringt, wo er kann. Ebenfalls ein wenig dünn.

Die leicht verkorkste Produktion zeigt sich auch daran, dass nach Beginn der eigentlichen Dreharbeiten die beiden Hauptdarsteller ausgetauscht wurden – die Produktionsfirma war der Meinung, sie wäre zu jung, außerdem bräuchte man wenigstens ein bekanntes Gesicht. Das ist nun Hayden Christian, allen auch bekannt als Anakin Skywalker.

Hier droht eine Trilogie, das Ende des Films deutet schon stark auf eine Fortsetzung hin. Und da „Jumper“ dreimal soviel eingespielt wie er gekostet hat, werden wir uns auch die schon bald freuen können. Mir jedenfalls ist die Zeit dafür zu schade, ich kann mir schon denken, wie’s weitergeht. Telepathie ist doch auch eine schöne Superkraft.

Sonntag, 1. November 2009

Der Tag, an dem die Erde stillstand


Und noch ein Remake: das Original von 1951 zählt zu den SF-Klassikern und hat bis heute Einfluss auf so ziemlich alles, was danach in der Richtung kam. Dementsprechend skeptisch war ich, als ich sah, dass ein entsprechendes CGI-aufgemotztes Spektakel daraus gemacht werden sollte.

Dazu noch mit Keanu Reeves in der Hauptrolle – man spekuliert ja noch, ob der Mann gesichtsgelähmt ist. Oder warum er in jeder Rolle so gut wie keine Emotionen und Mimik zeigt. Der Plot entspricht ungefähr dem Original, nur dass es hier nicht um den Kalten Krieg, sondern um Umweltzerstörung geht. Die Aliens wollen die Erde ob ihrer Einzigartigkeit vom Menschen „befreien“.

Der ganze Film hat ein Problem: Militär und Politik sind eigentlich alles nur machtgierige Schweine, die letztendlich mit allen Mitteln gegen die Außerirdischen vorgehen. Mich wundert, dass niemand eine Atombombe hervorgezaubert hat. Das mag aber den Machern wohl zu abgedroschen gewesen sein.

Dazu kommt die Sterilität. Auf der Erde herrschen Panik und Angst – nur merkt man davon als Zuschauer nichts. Stattdessen beschränken wir uns darauf, Klaatu (Reeves) zuzusehen, wie er von einem Punkt zum nächsten wandert, ohne einen erkennbaren Plan. Ebenso nicht wirklich erkennbar ist das Verhältnis der Schauspieler zueinander, Beziehungen und deren Änderungen fallen plötzlich einfach vom Himmel wie die Soldaten, die Klaatu erwischen wollen.

Für das, was „Der Tag, an dem die Erde stillstand“ aussagen will – Kritik an der menschlichen Ausbeutung des Planeten –, ist der Film nicht mal schlecht. Er ist ganz einfach durchschnittlich. Eine Menge Special-Effects machen mächtig Eindruck, das war’s dann auch schon. Jennifer Connelly spielt ihre weibliche Hauptrolle ähnlich distanziert wie schon im „Hulk“. Schön hingegen John Cleese als Nobelpreisträger, der Klaatu versucht zu überzeugen, der Menschheit eine Chance zu geben. Der Brite spielt hier einmal nicht den lustigen/schrägen alten Mann. Und wer unbedingt Will Smith' Sohn sehen möchte - der ist auch dabei.

Alles in allem keine absolute Zeitverschwendung, aber auch nichts, was man unbedingt gesehen haben muss.
 

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