Samstag, 11. Februar 2012

Dame, König, As, Spion



Als ich zuerst von diesem Remake des BBC-Fernsehfilms erfuhr, dachte ich "Wieso?" Die Geschichte um Agenten George Smiley ist erzählt, das Thema grundsätzlich abgehakt, der Kalte Krieg vorbei – und hoffentlich wurde der Plot nicht in die Neuzeit versetzt?

Doch dann sah ich die Besetzungsliste. Und was soll man sagen, Gary Oldman als Smiley ist hervorragend. Durch die kaum vorhandene Mimik wirkt sein Mienenspiel, wenn es dann mal auftritt, noch durchdringender. Colin Firth macht nichts falsch, ebenso wenig Tom Hardy. Wirklich beeindruckend spielt Mark Strong, gerade in seiner letzten Szene. Als Control kaum gefordert: John Hurt. Und das alles orchestriert Tomas Alfredson ("So finster die Nacht") zu einem nicht richtig packenden, aber intensiven Agententhriller. Das Einzige, was ich grundsätzlich kritisieren würde, ist die Musik, die mehr als einmal nicht wirklich zum Geschehen passt, nicht mal als Antithese.

Aber genug davon. Nach einem fehlgeschlagenen Einsatz in Ungarn werden Secret-Service-Chef Control und sein Adlatus George Smiley in die unfreiwillige Frührente geschickt. Während Control alsbald seiner Krankheit erliegt, reaktiviert der Minister und sein Staatsekretär Agent Smiley, weil sich Controls letzte Vermutung, ein Maulwurf befinde sich in der Führungsebene des Geheimdienstes, als richtig erweist. Smiley geht alsbald ans Werk und legt seine Fäden aus.

Das alles geschieht recht unspektakulär. Der Zuschauer wird nicht zuletzt dadurch gefordert, dass er höllisch aufpassen muss, sich kein Detail entgehen zu lassen. Ich habe etwa nach dem Film eine Inhaltsangabe gelesen, um sicherzugehen, nichts verpasst zu haben. :) So werden die homosexuellen Verhältnisse – zu der Zeit in England noch strafbar und daher ein Erpressungsmotiv – nur angedeutet. Außerdem wechselt die Zeitebene recht häufig. Gutes Indiz: der Vergangenheits-Smiley trägt eine Hornbrille mit braunem, gefleckten Gestell, derjenige der Gegenwart ein schwarzes. Kein Witz.

Das dunkle, schmutzige London der Siebziger hat Alfredson genau so beeindruckend in Szene gesetzt wie die über allem hängende Paranoia, denn Fehler stellen sich mehrfach als tödlich heraus. Ein hübsches Werk und adäquate Verfilmung des Buches von John le Carré, der auch als Produzent fungiert.
 

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