Donnerstag, 3. Februar 2011

Verblendung


Sieben Millionen Buchkäufer können ja nicht irren – oder doch? Stieg Larssons „Millennium“-Trilogie hat jedenfalls ewig lang die Charts angeführt, also gab es flugs eine Fernsehverfilmung aller drei Bücher. Gekürzt kamen sie in die Kinos, das ZDF zeigt nun die komplette Fassung in sechs Teilen.

Ja, es handelt sich um eine schwedische Fernsehverfilmung. Trotzdem hätte man die Geschichte wohl nicht unspektakulärer inszenieren können. Obwohl die drei Bücher ihre Schwächen haben – allen voran Frauen-Superheld Mikael Blomkvist – zeichnen sie zwei Sachen aus: sie sind spannend, und sie haben Lisbeth Salander.

Die junge Dame ist eigentlich der einzige Grund, die Bücher zu lesen. Salander ist eine Soziopathin, hochintelligent und kümmert sich einen Scheiß um die gerade in Schweden ja ach so wichtige Political Correctness. Im Film zumindest optisch glaubwürdig verkörpert wird sie von Noomi Rapace, die allerdings eigentlich schon zu alt für die Rolle ist.

Weitaus schwerer wiegt jedoch, dass von Salanders messerscharfem Verstand und ihrer extremen Determination wenig übrig bleibt. Ich verrate jetzt mal was aus dem Film. Salander gilt als nicht geschäftsfähig und benötigt daher einen Vormund, der jedoch einen Schlaganfall erleidet. Sein Nachfolger ist ein Rechtsanwalt und ein mieses Sadistenschwein. In einer recht ausgedehnten Szene vergewaltigt er Salander – das kann man im Buch gerade noch ertragen, denn man weiß ja, sie wird sich fürchterlich rächen, einfach weil sie sowohl den unbedingten Willen als auch die Mittel dazu hat. Bei der Verfilmung hingegen weiß man das nicht. Hätte ich die Geschichte nicht vorher gekannt, ich weiß nicht, ob ich mir das hätte ansehen können.

Ja, so ein Mist aber auch. Einzig interessant sind die Effekte aus Licht und Schatten, die auf die Geheimnisse anspielen, die es zu ergründen gibt. Es ist bereits eine US-Verfilmung in Arbeit, Amerikaner sind ja scheinbar nicht in der Lage, Filme zu synchronisieren. In der wird Daniel Craig die Hauptrolle spielen. Ich befürchte das Schlimmste.

1 Kommentar:

Falcon hat gesagt…

Ich gestehe hiermit, dass ich sowohl "Verblendung" als auch "Verdammnis" zuhause habe.
Teil 1 gab es zum neuen BluRay-Player und Teil zwei hab ich für 9,90 Euro mitgenommen.
Geschaut habe ich beide noch nicht, sie stehen aber definitiv auf meinem Plan.
Zum einen, weil ich die Bücher wirklich spannend fand (trivial, mag sein, aber sehr gut lesbar und weit unterhaltsamer als der ewig gleiche Dan-Brown-Mist), zum anderen, weil ich denke, dass in der gestrafften Kinofassung einiges eher auf den Punkt kommt, als in einer um gut eine Stunde längeren Fernsehfassung.
Und von der Buchvorlage muss man sich im Kopf einfach lösen - solche Vergleiche gehen fast immer zu Ungunsten des Films aus.

 

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