Samstag, 8. August 2009

Godzilla

Als ich anfangs hörte, dass ein Godzilla-Remake gemacht werden würde, war ich begeistert: endlich würde es einen Godzilla geben mit ordentlichen Trickeffekten und einer Westliche-Welt-kompatiblen Storyline. Als ich hörte, dass Roland Emmerich Regie führen würde, war ich schon skeptischer, hatte ich doch das „Independence Day“-Desaster noch in guter bzw. schlechter Erinnerung. Doch es kam alles noch viel schlimmer.

Ich rege mich ja öfters über verschenktes Potenzial auf, und hier haben wir ein Paradebeispiel. Die Story hat Löcher, durch die das Monster mit Leichtigkeit durchschlüpfen könnte. Das US-Militär scheint dämlicher zu sein, als man eh schon glaubt, so oft, wie ihnen das Viech durch die Lappen geht.

Und: ein Monster von sicherlich 100 Metern Größe – die variiert übrigens sehr stark während des Films – verschwindet in der New Yorker U-Bahn. Ich bin mir sicher, verschwünde der Wolpertinger in der Münchener U-Bahn, dauerte es keine zwei Tage, bis er die Titel aller hiesigen Boulevard-Zeitungen zieren würde.

Thema Schludrigkeiten: es kostet kein Geld, mal eben nachzusehen, wie militärische Hardware ausgerüstet ist. Wenn schon Displays in Flugzeugen gezeigt werden, auf denen die Waffenbestückung draufsteht – warum um alles in der Welt schießen die mit „Harpoon“-Raketen auf die Echse? Das ist eine Anti-Schiff-Rakete. Die Raketenbezeichnungen gehen eh durcheinander, dann sind es „Mavericks“, dann lasergelenkte Bomben – was nun?

AH-64 haben keine Flügel mit Streben, keine drei Waffenpunkte pro Flügelstummel und kein Doppel-MG. Es gibt sogar Shots, in denen gezeigt wird, wie neben dem Piloten links und rechts die MGs feuern – erinnert übrigens sehr stark an die Draconier-Schiffe in der guten alten „Buck Rogers“-Fernsehserie aus den Siebzigern.

Das mögen ja alles nur Kleinigkeiten sein, aber die ziehen sich durch den ganzen Film. Der vorläufige Höhepunkt sind die drei U-Boote in der Hudson Bay. Vielleicht beordern sie noch einen Flugzeugträger samt Kampfgruppe dazu. Ich würde nicht mal eins dieser Riesendinger in eine Flussmündung beordern, ganz abgesehen von dreien. Eins wird dann ja auch prompt vom Torpedo eines Kollegen getroffen. Kein Wunder, bei dem Platz, den die Los-Angeles-Klasse braucht, konnte das arme Ding vermutlich gar nicht anders.

Es gibt ein paar lichte Momente, etwa Sergeant O’Neal (gespielt von Doug Savant) – diese sympathische Nebenrolle illustriert sehr schön die Hilflosigkeit des Militärs, etwa wenn er einen Befehl von seinem Vorgesetzten entgegen nimmt:
„Sperren Sie die U-Bahntunnel, damit es sie nicht benutzt!“ – „Ja, Sir! – Äh, wie sollen wir das machen, Sir?“

Dazu kommen ein paar kleine Sticheleien gegen die Amerikaner, etwa wenn es um Croissants und angeblichen französischen Kaffee geht – warum übrigens Jean Reno da mitspielt, geht über mein Fassungsvermögen. Trotzdem sind natürlich die paar französischen Atomtests schuld an der Mutation der Echse, nicht die paar hundert, die die Amerikaner im Pazifik durchgeführt haben.

Roland Emmerich und sein Drehbuchschreiber Dean Devlin haben es – mal wieder – großmaßstäblich versaut, wie Emmerich bisher noch jeden Film versaut hat. Mein Problem: Emmerich macht in der Regel Filme über Themen, die mich stark interessieren. So etwa sein nächstes Projekt, „2012“. Vermutlich werde ich fünf Euro opfern, nur um danach sagen zu können: „Ich hab’s ja gleich gewusst!“ ;)

11 Kommentare:

Mick hat gesagt…
Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.
Mick hat gesagt…

Einspruch! Godzilla ist der einzige Emmerichfilm, der wirklich Spaß macht. Löcher in der Logik? Völlig egal, wen kümmert in so einem Rummbummsspektakel denn die Logik? Außerdem gibt es jede Menge guter Gags und mal eine Handlung, die nicht vor peinlichem Patriotismus nur so trieft, wie in Independance Day oder noch schlimmer Der Patriot. Und Jean Reno wirkt doch herrlich sympatisch, in dem ganzen Klamauk. Wenn Godzilla irgendwo läuft, gucke ich sicherlich immer wieder gern eine Stunde rein.

Mash hat gesagt…

Argh! Es regnet die ganze Zeit - damit die Rendereffekte nicht so auffallen. Und natürlich sind nicht die Ami-Atomtests schuld, sondern die paar französischen.
Und wenn einem die Unlogik schon ins Gesicht springt, macht's eben keinen Spaß mehr.
Ich bin gerne bereit zu akzeptieren, dass irgendwelche Leute in Actionfilmen ganze Horden Gegner ausschalten, aber das hier?
Neee!

Mick hat gesagt…

was zählt ist der Spaß. Der Film nimmt sich nicht ernst, die amis nicht, die Franzosen nicht und Atomtests schon gar nicht. Kunterbunte Monsterhatz mit viel Charme und Witz. Was will man mehr?

Mash hat gesagt…

Ich befürchte, der Film nimmt sich, wie aller Emmerich-Mist, SEHR ernst. Was tut unser Held? Er ist Biologe und stellt schon mal gleich fest, welchen Einfluß Tschernobyl auf arme Tiere hat.
Ach ja, bei der Gelegenheit bekommt er dank Walkman nicht mit, dass hinter ihm ein verdammter HUBSCHRAUBER landet! LOL!

Mick hat gesagt…

auf REGENWÜRMER... Mensch, lach doch mal ;-)

Mash hat gesagt…

Wenn das ja mal zum lachen wäre ...

Tobi-Wan hat gesagt…

Ich schließe mich Mick an. Habe den Film, seit er damals ins Kino kam, X Mal gesehen. Klar, mit 12 hatte ich nen anderen Blick auf das Spektakel. Da hat mich jeder Film fasziniert, in dem ordentlich was in die Luft flog. Heute sehe ich in Emmerichs Godzilla nen netten Edel-Trash-Film, den man nicht groß hinterfragen darf, wenn sein Spaß-Potential zünden soll. Ob Emmerich das so geplant hat, steht aber auf einem anderen Blatt...

Mash hat gesagt…

@Tobi-Wan:
Auf die Art habe ich etwa mit "Armageddon" meinen Frieden geschlossen - damals im Kino war ich stinksauer, mittlerweile lache ich mich über entsprechende Szenen kaputt und sehe ihn als Michael-Bay-Krawumm-Film, Popcorn-Kino an.

Bei "Godzilla" kann ich das nicht. Es sollte ein Gesetz geben, dass Roland Emmerich verbietet, Filme zu machen.
Ich sehe Filme, die ich als Teenie gut fand, teils heute auch mit anderen Augen.

Tobi-Wan hat gesagt…

@ Mash:

So manchen Film, den ich vor zehn Jahren als genial bezeichnet habe, würde ich mir heute nicht mal mehr zu Ende ansehen. Ich sag nur "Batman und Robin"...
Zum eigentlichen Thema:
Emmerich mag einiges verbockt haben, aber zumindest "The Day After Tomorrow" war doch - meiner Erinnerung nach - ganz annehmbar.

Mash hat gesagt…

"The day after Tomorrow" baut im zweiten und dritten Akt massiv ab, als es nur noch darum geht, dass Dennis Quaid seinen Sohnemann sucht.
Vor allem kann ich diese ganzen Öko-Mären nicht mehr hören. Emmerich fährt einen Prius, aber seine Render-Computer verbrauchen mehr Strom als die US-Armee ...

 

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