Sonntag, 25. Oktober 2009
Auf bösem Boden
Ausnahmsweise begebe ich mich in die Gefilde des Independent Films. Das Spielfilmdebut des Österreichers Peter Koller soll nach seiner Aussage eine Mischung aus „Tom und Jerry für Erwachsene“ und eines Italo-Westerns seins. Herausgekommen ist ein recht unausgegorenes Konglomerat aus Filmzitaten, recht extremer Gewalt und Absurditäten.
Das eher merkwürdige Pärchen Romeo und Julia (wie originell!) will ein Haus mieten/kaufen/weiß man nicht, und Romeo kommt bei der Geldübergabe für die Miete/Kaufpreis/weiß man nicht auf die glorreiche Idee, den Makler brutalst abzustechen.
Bei der Beseitigung der Leiche trifft er auf den „Verrückten“, der ihn bewusstlos schlägt und bis zum Hals eingräbt. Es folgen eine Reihe Widerlichkeiten und Demütigungen, bis Julia am Ort des Geschehens auftaucht. Dann beginnt eine eher absurde Verfolgungsgjagd mit klassischem Hin-und-her, Tür-auf-Tür-zu und weiteren Gewalteinlagen.
Koller sagt im Making-of, ein großer Teil der Crew habe erst später mitbekommen, dass es sich hier um eine Komödie handeln soll. Ich hab’s auch nicht wirklich verstanden. Er erklärt ebenfalls das Problem, der Julia-Schauspielerin verständlich zu machen, dass sie eine Frau ist, die gerne „von hinten durchgefickt“ wird und bei einer Vergewaltigung gelangweilt ist. Das Zauberwort ist „Motivation“. Und da frage ich auch mal nach. Bei einem Kurzfilm mag es reichen zu sagen, das ist nun mal so, bei einem Spielfilm würde ich da doch eine Erklärung erwarten.
Kari Rakkola als der Verrückte ist allerdings ein kleines Highlight, sieht übrigens fast so aus wie Rammstein-Sänger Till Lindemann. Birgit Stauber als Julia kann auf mehrere Fernsehrollen in „Wilde Engel“, „Klinik unter Palmen“, „Schlosshotel Orth“ und Konsorten zurückblicken. Hier zeigt sie jedenfalls keine bemerkenswerte Leistung, was auch an der Regie liegen mag.
Warum habe ich mir den Streifen überhaupt angetan? Ganz einfach: weil der ganze Film gerade mal 60.000 Euro gekostet hat. Und was das Team um Koller da auf die Beine gestellt hat, ist erstaunlich. An der Optik gibt’s nichts auszusetzen, Kameramann Markus Stotz erklärt gleich, wie man mit einer DV-Kamera Filmoptik hinbekommen kann.
Für die Visual Effects zeichnet der berüchtigte Peter Hacker verantwortlich. Alles in allem braucht „Auf bösem Boden“, was die Produktion angeht, keinen Vergleich zu erheblich teureren Filmen zu scheuen. Und ist ein Beweis dafür, dass sich Ideen auch kostengünstig realisieren lassen.
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