
Und noch ein Event-Zweiteiler, basierend auf einer historischen Begebenheit. Diesmal geht es um den Absturz des Luftschiffs „Hindenburg“ 1937, der das Ende der Zeppeline einleitete. Mythen umranken die Absturzursache, wobei man heute davon ausgeht, dass Wasserstoff aus einem Leck durch statische Elektrizität entzündet wurde. Schade eigentlich, denn diese Giganten müssen ein beeindruckender Anblick gewesen sein. Dazu kommt, dass es wohl nie wieder eine Möglichkeit geben wird, derart luxuriös durch die Lüfte zu schweben.
Das ist natürlich viel zu langweilig für einen Film, und deswegen ist es die obligatorische Bombe, die gefunden werden muss. Das bisher aufwändigste Projekt von Fernsehfilm-Spezialist teamworx war fast zehn Jahre lang in der Mache. Umso enttäuschender fällt das Ergebnis aus.
So ziemlich alle Nasen des deutschen Films tauchen auf, vom unvermeidlichen Heiner Lauterbach als Dr. Hugo Eckener, dem internationalen „Superstar“ Hannes Jaennicke oder Christiane Paul als jüdische Emigrantin. Damit man den Streifen ins Ausland verkaufen kann, spielen noch Stacy Keach und Greta Scacchi (meine Fresse, ist die alt geworden) als Fabrikanten-Ehepaar mit. Und deswegen haben auch die ganzen Dreharbeiten auf englisch stattgefunden. Mit der Konsequenz, dass alles auf deutsch nachsynchronisiert wurde – und zwar schlecht. Witzigerweise war das Englisch der Akteure wohl so mies, dass die internationale Fassung ebenfalls nachsynchronisiert werden musste.
Wenn das jetzt ja alles wäre. Aber: zum einen wissen auf dem Schiff selbst schon so viele Leute Bescheid über besagte Bombe, dass die Unwissenden wohl in der Minderzahl sein dürften. Als nächstes wollen unser Hauptdarsteller und seine Geliebte – die Tochter der Fabrikanten – zwar die Bombe suchen, denken sich aber, ach, vorher treten wir noch eben schnell dem „Mile-High-Club“ bei.
Dann: das deutsch-amerikanische Komplott zur Zerstörung der Hindenburg soll das Helium-Embargo kippen. In Wirklichkeit geht es aber um Tetramethyl-Blei, einen Kraftstoffzusatz, mit dem Flugzeuge endlich über den Atlantik fliegen können. Sorry, Schwachsinn: die damaligen Flieger konnten nicht genug Sprit mitnehmen, weil sie zu klein waren. Man stelle sich für die heutige Zeit vor, dass die Nazis erst angreifen, wenn sie V-Power tanken können. Oder zumindest Super plus. Ach so, die Invasionspläne der Nazis passen übrigens in eine Zigarrenschachtel.
Da fällt die sofort in der ersten Szene kommende Musik aus dem Countryrock-Bereich gar nicht mehr auf, wieso nicht gleich Techno? Und: der Film heißt „Hindenburg“. Von dem schönen Luftschiff sieht man allerdings leider nicht allzu viel. Hauptsächlich zeigt Regisseur Kadelbach das Interieur. Das hat jemand mit einem fiesen geschmacklosen Muster ausgekleidet, was im realen Vorbild völlig anders ausgesehen hat. Auch der schöne Aluminium-Flügel war im wahren Leben schon vor dem Absturz aus dem Luftschiff geschafft worden.
Ich hätte jedenfalls gerne ein paar mehr Flugszenen gesehen, doch die Produktion war ja schon so ganz furchtbar teuer, da war wohl für weitere Computer-Rendereien kein Platz mehr. Übrigens hätte man bei denen ruhig die Kondensstreifen vom Himmel entfernen können.