Dienstag, 19. Oktober 2010

Kongo


Ein verzwickter EUFOR-Einsatz, ein Feldwebel, der angeblich Selbstmord begangen hat, der Verdacht auf ermordete Zivilisten – der Job von Oberleutnant Ziegler (Maria Simon) ist nicht leicht. Die junge Offizierin der Feldjäger kommt in ein deutsches BW-Lager im Kongo, um dort den Tod eines Soldaten zu untersuchen. Und schon bald finden sich Ungereimtheiten.

Das Szenario ist sehr gut gewählt – im Ost-Kongo geht es bereits seit Jahren zur Sache. Kindersoldaten, grauenhafte Verletzungen durch Macheten, Vergewaltigung, Tod und spannende Rohstoffe sind eine ganz schlechte Kombination.

Teamworx hat für das ZDF einen Fernsehfilm gemacht, der die Themen Auslandseinsatz und Probleme im Kongo vereint. Daraus einen spannende, aufrüttelnden Film zu machen, wäre eigentlich kein Problem gewesen. Stattdessen bekommen wir hier ein Kammerspiel serviert, das von Pappfiguren bevölkert wird: die ehrgeizige Offizierin, die sich in einer Männerwelt durchsetzen muss, der kommandierende Offizier, der sich als Feingeist entpuppt, ein ruppiger Hauptmann (Jörg Schüttauf), der die Ermittlungen behindert, schießgeile Soldaten und welche, die innerhalb von Minuten posttraumatische Stresssyndrome entwickeln. Huhu, das heißt „posttraumatisch“, weil es noch Jahre später auftaucht.

Ne, Leute – bei der Bundeswehr hieße es „Nochmaaaaal!“ Hier ist das leider nicht möglich. Die ganze Thematik der Brutalität war den Filmemachern entweder für einen Fernsehfilm zu hart, oder sie haben sich nicht getraut. Man hätte außerdem tatsächlich einen Blick auf das Dilemma unserer Soldaten im Ausland werfen können, wo man nie weiß, wer ist Gegner und wer nicht, wem helfen wir, wem nicht, was ist hier das Richtige und gibt es das überhaupt?

Hölzerne Dialoge täuschen über mannigfaltige Fehler in Ausrüstung, Verhalten und Gebaren der Soldaten auch nicht mehr hinweg. Ganz schlimm die Dramaturgie – in der „Actionszene“ kurz vor Schluß läuft Oberleutnant Ziegler hinter ihrer fliehenden Übersetzerin her, stolpert über eine Wurzel und erlebt dann eine Art Traumsequenz. Ich hätte ja gedacht, dass man wieder aufsteht, wenn man fällt. Aber man kann auch wie die junge Dame durchdrehen, mit der Waffe in die Luft schießen und dann warten. Hilfe kommt natürlich gleich in Form des Hauptmanns, ihres Haupt-Antagonisten (sorry, ich konnte nicht anders), der bei „Mann unten!“ natürlich sofort persönlich Soldaten rettet. Mannomann.

Weiter warte ich auf einen Film, der das Thema der Auslandseinsätze der BW atmosphärisch dicht eindringlich darstellt. Liebe Filmemacher, habt Mut – das geht.

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