Donnerstag, 4. Februar 2010

Cloverfield


Klar, dass sich Mystery-Meister J.J. Abrams an einem Monsterfilm versuchen musste – wenn auch nur als Produzent. „Cloverfield“ ist im Prinzip die Guerilla-Version von „Godzilla“. Die ganze Handlung wird ausschließlich aus der Perspektive von fünf New Yorkern samt ihrem Camcorder erzählt.

Das hätte funktionieren können. Der Film hätte für „Godzilla“ das werden können, was „Krieg der Welten“ für „Independence Day“ ist: eine Geschichte, in der der Blick fürs Ganze fehlt und der Zuschauer stattdessen das Geschehen nur aus der Perspektive der Handlungstragenden sieht. Mit Filmen wie diesem hat Abrams es mir nicht leicht gemacht, mir „Star Trek“ anzusehen – den er wieder Erwarten sehr gut gemacht hat.

Leider haben wir hier folgende Probleme: diese fünf New Yorker Yuppies interessieren mich persönlich einen Scheiß. Alles beginnt auf einer Party zur Verabschiedung einer der Hauptpersonen, der Vizepräsident einer Firma in Japan werden soll. Mal abgesehen davon, dass ich Leute unsympathisch finde, die mit Anfang Dreißig Firmen leiten sollen, benimmt sich besagter Typ auch nicht gerade nett.

Der Rest der Leute ist mir eigentlich auch egal. Keine gute Ausgangsbasis. Dazu kommen eine Reihe Schwächen wie dass einer der Protagonisten sich einen neuen Handyakku aus einem Geschäft klaut, weil seiner leer ist – also, ich musste bisher neue Akkus immer erst aufladen. Das Monster wird viel zu früh gezeigt. Das alles hätte bis kurz vor Schluss ein Geheimnis sein sollen. Und warum bleibt der Timecode unten nicht sichtbar? Hätte ein schönes verbindendes Element sein können, denn natürlich läuft die Kamera nicht die ganzen gut sieben Stunden der Haupthandlung durch. Ist nur ein Detail, aber eins von vielen.

Ja, und abzüglich des Abspanns dauert der Film gute siebzig Minuten. Filme müssen ja nicht ausufernd sein, aber neunzig Minuten kann man schon erwarten. Wenn ich so viel meckere, will ich eins nicht weglassen: erst durch das Making-of ist mir klar geworden, wie viel Bluescreen und CGI-Kram in dem Film vorkommt und wie wenig mir das aufgefallen ist. So sollen Trickeffekte sein: unauffällig.

Da der Film bei einem relativ geringen Budget von 30 Millionen Dollar schlappe 160 Millionen Umsatz gemacht hat, ist ein Sequel in Planung. Unklar ist scheinbar noch, ob es eine tatsächliche Fortsetzung werden soll oder die gleichen Geschehnisse aus der Perspektive anderer Leute gezeigt werden soll. Letzteres hätte schon was – und vielleicht gelingen diesmal auch überzeugende und sympathische Hauptcharaktere.

J.J. Abrams wollte ein amerikanisches Monster schaffen, ein Gegenstück zu Godzilla – das ist ihm meiner Meinung nach nicht gelungen.

6 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Kann dieser Rezension voll und ganz zustimmen.

Finde diese "Wackelkamerafilm" insgesamt alle nicht so toll, es hat (soweit ich weiss) noch niemand was wirklich großes aus dem Konzept rausgeholt. "Mann beisst Hund" vielleicht, aber der fällt dann auch eher unter Mockumentary.

Mash hat gesagt…

Also, ich fand das "Blair Witch Project" schon ganz sehenswert. Aber es ist halt immer das, was man daraus macht.

Ein paar Leute hatten ja auch Probleme, sich "cloverfield" im Kino anzusehen, und ich weiß nicht, ob ich nicht auch dazu gehören würde. ;)

Anonym hat gesagt…

Aber 2012 war gut, oder was? Cloverfield war einer der besten Filme des Jahres 2008. 2012 dagegen war der letzte Sch... Emmerich hat sein Pulver verschossen.

Mash hat gesagt…

@anonym:
Besser als "Cloverfield" war "2012" allemal. Hast Du auch irgendeine Begründung für Deine Meinung? Meine steht in den jeweiligen Artikeln.

Anonym hat gesagt…

Schon am Anfang ist 2012 lachhaft. Die fahren fürs Wochenende von LA nach Yellowstone. Na sicher, sind ja auch nur knapp 1100 Meilen für einen Weg (Habe ich aus einem Straßenatlas der USA). Dann bricht ihnen ständig die Erde unter den Füßen weg, wohin eigentlich? Dann verschiebt sich die Erdoberfläche um ein paar tausend Kilometer, genau in die Richtung, in die die Haupttdarsteller es brauchen. Natürlich landen sie in der Nähe dieser Werft oder wie man es auch nennen soll. Und am Schluss: Schiff fährt auf ein Hindernis zu, Höhe des Hindernisses 8848 m, verkündet der Bordcomputer, prust.
Und der Film endet mit einem schönen Sonnenaufgang, ah, ist das schön!

Natürlich ist auch Cloverfield nicht logisch, kein Mensch würde in so einer Situation immer weiterfilmen. Oder vielleicht doch? Gibt ja diese französische Doku vom 11.9.2001. Und wer sagt, dass man die Leute da sympatisch finden muss?

Cloverfield ist jedenfalls einer meiner Favoriten, innovativ, spannend, mit genialen Tricks, wirkt durch Verzicht auf Stars authentisch.

Mash hat gesagt…

Man kann auch nicht einfach mal mit dem Hubschrauber von Washington nach Yellowstone fahren. Wenn Du jeden Film daraufhin untersuchst, wie das mit Zeiten und Entfernungen klappt ... in "Cloverfield" rennen sie mal eben 37 Stockwerke in einem Gebäude hoch (das im übrigen in der Realität nur 35 Stockwerke hat. Dafür brauchst Du wenigstens ein bis anderthalb Stunden. Runter müssen wir auch wieder. Dazu mit jemandem, der eine Metallstange in der Schulter stecken hatte. Ist _das_ logisch? Wohl kaum. Um sowas mache ich mir schon gar keine Gedanken mehr.

Natürlich kommen ein Haufen Zufälle zusammen, die unsere Helden bei "2012" immer weiterkommen lassen. Wäre andernfalls ja auch blöd, oder? Wie wahrscheinlich ist es wie bei "Cloverfield", dass unsere Helden ständig das Monster wieder treffen?

Wenn sich die Verhältnisse in der Erde derartig ändern wie bei "2012", gibt's auch passende Hohlräume. Es ist nicht so, als ob die Erde sich nicht schonmal gedreht hätte.

Innovativ ist "Cloverfield" nicht, es ist im Prinzip "Blair Witch Project" gekreuzt mit "Godzilla".

Und in jedem Film, egal welcher, muss man sich irgendwie mit den Protagonisten identifizieren können. Ich bin leider kein Yuppiearsch und finde daher auch keinen Zugang zu irgendeinem der Typen.

"wirkt durch Verzicht auf Stars authentisch" würde im Gegenzug bedeuten, dass Stars immer dafür sorgen, dass ein Film nicht authentisch wirkt. Nur: gute Schauspieler bringen jede Rolle authentisch. Und habe ich auch nichts dagegen, wenn anstelle der Fernsehserientypen Leute mitspielen, die ihr Handwerk beherrschen.

 

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