Freitag, 18. Dezember 2009
Avatar – Aufbruch nach Pandora
Hach, welche Aufregung, nach zwölf Jahren Abstinenz kommt ein neuer Film meines Lieblings-Regisseurs James Cameron in die Kinos. Welch großen Erwartungen hat man da! Können die überhaupt erfüllt werden? Und der Streifen soll auch gleich alle Dimensionen sprengen, denn nichts weniger als die Rettung des Kinos naht: nämlich 3D!
Laut der Werbung ist ja erst im Jahre 2009 das 3D-Kino erfunden worden. Nur blöderweise gab es schon in den Fünfzigern einen Haufen schwarz-weiß-B-Filme in 3D, und kann sich noch wer an den „Weißen Hai 3“ erinnern? Der war auch in 3D – und dank Polarisationsfilter sogar in Farbe.
Nichts anderes kommt hier zum Einsatz. Und wie seit Jahrzehnten darf man sich eine stylische Brille aufsetzen. Ja, und was sage ich jetzt dazu? Wenn das die einzige Möglichkeit ist, das Kino zu retten, sehe ich nicht 3D in Farbe, sondern schwarz. Schön, ist ganz nett, holografische Darstellungen auch tatsächlich dreidimensional zu sehen. Doch den heftigen Mehrpreis ist es kaum wert, ein ganz netter Effekt, aber ich kann mir jetzt nicht vorstellen, nur deswegen sofort ins Kino zu rennen und mal eben 13 Euro pro Vorstellung abzudrücken.
Aber ich wollte ja was zum Film schreiben. „Avatar“ ist eine Mischung aus Karl May, „Der mit dem Wolf tanzt“ und dem Buch „Die denkenden Wälder“. Letzteres übrigens ein ganz hervorragender SF-Klassiker von Alan Dean Foster, das längst eine eigene Verfilmung verdient hätte.
Wäre alles nicht so schlimm, doch hier bleiben die Charaktere flacher als ihre 3D-Darstellung. Auch Sigourney Weaver und Michelle Rodriguez schaffen diesen Sprung nicht, ebenso wenig Zoe Saldana, die man nur als CGI-Alter Ego sieht. Die ganze Handlung ist extrem vorhersehbar. Bisher hat der Kanadier es aber immer geschafft, dem Ganzen epische Breite zu verleihen, es gefühlsmäßig aufzuladen. Ganz außergewöhnlich etwa bei „Titanic“, der mich heute noch zum Heulen bringt.
Das fehlt hier fast komplett. „Avatar“ lässt einen nicht völlig kalt, doch ich zittere nicht wirklich mit. Ich freue mich stattdessen an der vielleicht nicht revolutionären, aber doch überaus beeindruckenden Tricktechnik, die mich irgendwann vergessen lässt, was genau nun Trick- und was Realszenen sind.
Gerade die Gesichtsmimik der Charaktere zaubert mir ein breites Grinsen aufs Gesicht. Mit Davy Jones aus dem „Fluch der Karibik“ hält sie zwar nicht mit, doch dafür bekommen wir viel mehr davon. Kein Vergleich mehr etwa mit den statischen Ausdrücken in „Final Fantasy“.
Auch ein wenig langweilig ist das Industriedesign der Menschentechnik, eigentlich ist das ja Camerons Spezialität. Doch das sieht alles schon ziemlich nach „Aliens – Die Rückkehr“ aus, Musik ist übrigens von James Horner, hört man sofort. Und leider ist ihm zu den Na’Vi nicht mehr eingefallen als afrikanisches Ethno-Zeugs.
Tja – schade. Würde es hier Schulnoten geben, gäbe es eine „2“. Das ist natürlich nicht übel, aber das schlechteste Ergebnis eines James-Cameron-Films bei mir. Er hat außerdem angedroht, bei Erfolg zwei weitere Streifen zu machen. Ob ich mich darauf freuen soll, weiß ich ehrlich gesagt nicht.
Hätte ich das Drehbuch vorher gesehen, würde ich sagen „Nicht schlecht, aber jetzt gib’ mal richtig Gas!“ Hier wäre so viel mehr drin gewesen – ich befürchte fast, Cameron hat viel mehr Spaß daran gehabt, seine Tricktechnik zu entwickeln als die Story.
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5 Kommentare:
Ja, "Avatar" hat eine vorhersehbare Story und nicht sonderlich fein ausgearbeitete Charaktere. Deswegen verpasst der trotzdem sehr gute Film in meinen Augen auch den Status eines Klassikers, den er mit besserem Drehbuch bekommen hätte. Sei es drum: Ich denke schon, dass Pandoras wunderschön zusammengetrickste Welt in 3D erst richtig erblüht.
Ich tu mir den Film nicht an. Es ist ja schön und gut wenn die Technik des Filmes herausragend ist, aber ein Film muss nun mal mehr her machen als schöne 3D-Grafiken in echter 3D. So was muss ich nicht mit mehr als 10€ unterstützen.
ach ja, Der Weiße Hai in 3D.. damals kostete der Eintritt den normalen Preis, nur für die Polarisationbrille musste man eine Mark extra zahlen.. heute also gerade mal 50 Cent.
Wie gesagt, das 3D ist ganz nett, aber eine ordentlich große Kinoleinwand tut es IMHO deutlich besser. Ist mir schon bei den IMAX 3D-Filmen aufgefallen.
Ich hatte mir den 3-D-Effekt auch viel bombastischer vorgestellt, war demnach ein wenig enttäuscht. Dennoch glaube ich kaum, dass sich der Film in 2-D überhaupt lohnt. Dann fehlt dem Film nämlich wirklich eine tiefere Ebene...
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