Freitag, 24. Juni 2011
The Wrestler
Ja, Mickey Rourke war mal in den Achtzigern ganz unten durch bei mir. Nur in überaus mäßigen Filmen (wer erinnert sich nicht an „Wilde Orchidee“? …würg) mitgespielt, sich geriert wie ein … OK, geht ja um Filmkritiken hier, nicht ums Fluchen.
Umso besser spielt er jetzt. Vor allem, wenn es sich um einen wirklich tollen Streifen wie diesen hier handelt. Rourke verkörpert (ruhig wörtlich nehmen) einen deutlich in die Jahre gekommenen Wrestler, der nur noch vom Ruhm längst vergangener Tage lebt. Steroide, Sonnenbank und gefärbte Extensions können nicht sein Hörgerät verdecken. Kohle hat er auch keine, er lebt in einem Trailer Park und kann auch da die Miete nicht zahlen.
Sein Interesse gilt einer Stripperin, die das gleiche Problem hat wie er selbst: das Alter. Außerdem versucht er, wieder mit seiner Tochter Kontakt aufzunehmen, die als kleines Mädchen von ihm verlassen wurde. Ein Herzanfall macht außerdem mit seiner Karriere als Kämpfer Schluss, also versucht er, sich eine bürgerliche Existenz aufzubauen – als Verkäufer im Supermarkt. Nachdem durch seine eigene Schuld alles schief geht, geht er wieder dahin, wo er sich auskennt: zum Wrestlen.
Rourke gibt den Verlierer, der sich nicht unterkriegen lassen will und lieber eine sichere Sache ausschlägt als seinen Stolz zu schlucken, ganz hervorragend. Sein weibliches Gegenstück wird wunderbar von Marisa Tomei in Szene gesetzt – die, mal ganz nebenbei gesagt, eine hervorragende Figur macht, völlig unabhängig vom Alter. Und auch deutlich authentischer ist als Kolleginnen, die einen wesentlich größeren Bohei um ähnlich gelagerte Rolle machen, aber eher „Goldene Himbeeren“ denn Oscars kassieren.
Dieses Drama bringt einen fast zum Heulen, selbst wenn es auch humorvolle Einlagen gibt, etwa das Hardcore-Match, bei dem man nicht glauben möchte, dass zivilisierte Menschen zu so etwas fähig sind.
Wrestling ist absolut nicht meine Sache. Aber dieser Film, der ist es.
PS: Welch ein Zufall! Heute Abend (24.06.) läuft er um 23:15 auf WDR!
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