
Quentin Tarantinos oscar-prämierter Film steht schon seit einiger Zeit auf meiner „Ansehen“-Liste. Nachdem ich von den letzten Streifen wie „Death Proof“ oder „Kill Bill“ nicht richtig überzeugt bin, habe ich mir gedacht, vielleicht klappt’s jetzt ja.
Oder auch nicht. Zweieinhalb Stunden wird mehr oder weniger gescheit gelabert. Sehr gut: die über 20-minütige Anfangssequenz in guter Tradition von Sergio Leone, in der Christoph Waltz als SS-Oberst Landa einen französischen Bauern dazu überredet, Juden auszuliefern, die er versteckt. Es gibt nach einem kurzen Gewaltausbruch nur eine Überlebende, die noch später im Film eine Rolle spielen wird.
Aber dann geht’s los: Brad Pitt als Lieutenant Aldo Raine fällt am Anfang durch eine so dämliche affige Rede an seine Leute auf, es tut echt weh, sich das anhören zu müssen. Es ist wirklich ärgerlich, kaum jemand zeigt irgendetwas von einer bemerkenswerten schauspielerischen Leistung. Besonders übel: Diane Kruger (die doch irgendwann mal Diane Heidkrüger hieß), die ihr kaum vorhandenes Talent noch dadurch schlimmer macht, indem sie sich selbst synchronisiert. Bitte weitere filmische Großtaten verbieten. Bitter: Eigentlich war Nastassja Kinski für die Rolle vorgesehen. Die hatte aber keine Lust, wird schon gewusst haben, warum. Til Schweiger spielt seine übliche Rolle als cooler Schweiger (sorry, der musste sein), kommt Gottseidank kaum vor und wird nach der Hälfte des Films erschossen.
Warum bekommt denn jetzt Christoph Waltz einen Oscar? Weil er im Alleingang fast das komplette Ensemble an die Wand spielt. Daniel Brühl als deutscher Supersoldat fällt auch nicht unangenehm auf, Mélanie Laurent als die überlebende Jüdin wird dann gut, wenn sie ihre kühle eisige Maske in einigen Szenen kurz fallen lässt. Etwa als sie mit Oberst Landa, der sie nicht erkennt, ein Stück Strudel essen muss.
Noch eine warum-Frage: was hat einer dieser Freitag-Abends-Sat-Eins-Comedy-Verblödern in einem Film verloren? Volker Zack Michalski spielt einen deutschen Soldaten. Furchtbar. Einfach nur furchtbar.
David Bowie hat es sich nicht nehmen lassen, seinen Song „Cat People“ zum Soundtrack beizusteuern. Ein klasse Lied, nur leider in der Szene (ich möchte behaupten, im ganzen Film) völlig unpassend.
Alles in allem: hier gab’s noch nicht mal verschenktes Potenzial.
Lichtblick auf der DVD: der im Film vorkommende Propagandastreifen „Stolz der Nation“ ist in voller Länge (knapp sieben Minuten) im Bonusmaterial. Und der ist weitaus unterhaltsamer, auch wenn Details stören. Sehr witzig: der US-Kommandeur, der nicht die Artillerie auf einen italienischen Kirchturm mit einem deutschen Scharfschützen schießen lassen will, weil ihm die italienische Kultur und Architektur so wichtig sind.