Montag, 15. Februar 2010
Metropolis
Einer der bekanntesten Science-Fiction-Filme überhaupt dürfte dieser Stummfilm von Fritz Lang aus dem Jahre 1927 sein. Und er hat dazu eine interessante Geschichte. Am 12. Februar 2010 wurde eine Version uraufgeführt, die so nahe an die Original-Premierenfassung herankommt wie wohl nur irgend möglich.
Schon in den Zwanzigern gab es die Lokalisierung. Und so hat der US-Verleih Paramount die 153 Minuten lange Ursprungsfassung um fast 40 Minuten gekürzt und außerdem einige Motive und Handlungsstränge entfernt. Nachdem die Premierenfassung hierzulande floppte, schnitt man nach dem US-Vorbild eine kürzere Version, die allerdings damals ebenfalls kein Erfolg wurde.
Das Originalmaterial verschwand, und nur einem Restauratorenteam aus Russland und Tschechien ist es zu verdanken, dass die bis dahin gezeigte Version überhaupt existierte. In den Achtzigern brachte Giorgio Moroder eine Version ins Kino, die er mit seinem üblichen Sound und Leuten wie Freddy Mercury und Bonnie Tyler unterlegte und teils monochromatisch eingefärbt war. Furchtbar, wenn man mich fragt.
Dann tauchte 2008 eine 16mm-Kopie der Originalfassung in Argentinien auf. Und so gelang es, eine Version zu erstellen, der nur noch acht Minuten fehlen. Bei der Uraufführung dieser restaurierten (wenn auch weit von Perfektion entfernten) Fassung spielte das Rundfunk-Sinfonieorchester Berlin den Soundtrack live. Und das war schon ein Erlebnis! Beim Bildmaterial ist allerdings noch viel Luft drin. Ordentlich und von Hand bearbeitet könnte es viel besser sein, man darf auch gern fehlende Frames ergänzen.
„Metropolis“ dürfte mit seiner expressionistischen Optik wohl eine der wichtigsten Stilikonen des 20. Jahrhundert sein. Eine nachfolgende Dokumentation fängt mit Ausschnitten aus „Blade Runner“ an – und es ist beschämend, dass mir die Parallelen nicht schon vorher aufgefallen sind. So oder so hat er sehr viele der nachfolgenden Filme des Genres entscheidend beeinflusst. Man schaue sich etwa C-3PO aus „Star Wars“ an. Ebenfalls unglaublich: alle Bewegungen der Autos und Flugzeuge wurden in Stop-Motion-Technik gemacht. Kein Vergleich mit den üblichen abgehackten Animationen dieser Technik bis hin zu „Star Wars“ Teil 5 und 6.
Lang selber sagte 1969 zu dem Film, dass er beim Drehen der zentralen Aussage „Der Mittler zwischen Hirn und Händen muss das Herz sein“ nicht zustimmen konnte. Nun sei er aber der Meinung, dass seine Ex-Frau und Drehbuchautorin Thea von Harbou damit Recht hatte.
Was mir besonders gefällt ist, dass in diesem Film weder ein entfesselter Kapitalismus noch der Kommunismus das Heil bringen kann. Diese Aussage unterschreibe ich sofort. Und: „Metropolis“ gehört zum UNESCO-Weltkulturerbe und wurde als erster Film dort aufgenommen.
Unschönes Detail am Rande: die gut 27.000 Statisten rekrutierten sich zum großen Teil aus Arbeitslosen, die von Lang bei den Dreharbeiten übelst malträtiert wurden. So spielen sie nicht nur die unterdrückten Massen, sie sind es tatsächlich.
Inflationsbereinigt hätte der Film heute 200 Millionen Dollar verschlungen. Ich hatte beim Ansehen gedacht, es müsste mal eine zeitgemäße Neuverfilmung geben. Die ist in der Tat geplant. Zum meinem Schrecken erfuhr ich jedoch, dass Mario Kassar Co-Produzent sein soll, ansonsten eher für B-Actionfilme bekannt.
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3 Kommentare:
Man kann ja von der Moroder-Fassung denken , was man will (mittlerweile gruselt mich der Synthie-Pop schon arg, obwohl ich damals sogar den Soundtrack gekauft habe), aber immerhin ist es ihm gelungen, auch Nicht-Cineasten auf den Film aufmerksam zu machen.
Und ich muss gestehen - Weltkulturerbe hin oder her - ich habe so meine Schwierigkeiten mit dem Anschauen von Stummfilmen, vor allem, wenn sie so lang sind. Ich empfinde das nämlich als sehr anstrengend.
Irgendwie ist mein Sehverhalten doch darauf ausgelegt, dass bei Kinofilmen eine Tonspur über die reine musikalische Untermalung hinaus existiert.
Aber es ist schon richtig, der Film ist eine echte Perle, genau wie Nosferatu oder das Kabinett des Dr. Caligari.
Nur eben leider nichts zum "mal einfach anschauen" - da braucht es schon volle Konzentration.
och, fionde ich gar nicht. Gerade weil nicht gesprochen wird, kann man auch einfach mal die Wucht der Bilder einfach auf sich wirken lassen, ohne sich von der Handlung ablenken zu lassen. Und die Moroder-Fassung fand ich gar nicht so übel, war eben ein Produkt seiner Zeit. Den Soundtrack mag ich heute noch.
Der Soundtrack war als Platte nicht schlecht, nur passte er IMHO nicht zum Film.
Und Falcon, Du hast recht: den Film muss man schon auf sich wirken lassen. ;)
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