Ja, man kann sich doch täuschen. Ich hatte eine neue Emmerich-Katastrophe erwartet. Und gesehen habe ich den wohl lange Zeit Maßstäbe setzenden Katastrophenfilm.
Um nichts anderes als die Vernichtung der Erde geht es hier. Wir haben alle dafür wichtigen Protagonisten: den US-Präsidenten (Danny Glover), den vor der Katastrophe warnenden Verrückten (Woody Harrelson), das geschiedene Pärchen, das um sein Leben und das ihrer Kinder kämpft (John Cusack und Amanda Peet). Und natürlich ein Hündchen, das gerettet wird.
Emmerich hat dann doch noch einen Hollywood-Granden verpflichtet, George Segal spielt einen Jazzmusiker auf einem Kreuzfahrtschiff. Von der Story darf man so viel und so wenig erwarten wie im Genre üblich: Menschen versuchen mehr oder weniger erfolgreich ihr Leben zu retten. Und diesmal fährt Emmerich auf, was seine Grafikcomputer hergeben: kilometerhohe Flutwellen, atombombengleiche Vulkanausbrüche, ganze Bundesstaaten verschluckende Erdbeben.
Aber das ist derartig in Szene gesetzt – ich habe mit offenem Mund im Kino gesessen und nur noch „Wow“ gedacht. Das ist mir zuletzt bei „Titanic“ passiert. „Weltuntergangsporno“ habe ich in so ziemlich jedem größeren Medium über „2012“ gelesen. Ja, mag sein. Wird der Wirkung der Bilder aber nicht gerecht.
Wir haben hier natürlich ein paar Storylöcher, pathetische Dialoge und verpasste Gelegenheiten, die den Film noch weitaus besser hätten machen können. Aber die halten sich in Grenzen – bei Hollywood-Mainstream-Produktionen ist das mittlerweile selten. Und ein absolutes Novum für Roland Emmerich, der bis jetzt noch jeden Film mehr oder weniger verbockt hat.
Ärgerlich: über einige Zeit begleitet den Zuschauer ein russischer Oligarch. Und der redet mit einem Akzent und in einer Weise, es ist peinlich. Vor allem, wenn man Russen kennt und weiß, wie die sprechen. Das hätte man wohl vermeiden können. Danny Glover spielt dazu den Präsidenten wie ein Weichei. Dafür gibt’s einigen Humor. Besonders schön: Stabschef Anheuser (warum sind Stabschefs in Filmen immer miese Schweine?) zeigt auf Demonstranten mit Schilder „The End is near!“ und sagt etwas wie „Ich hätte nie gedacht, dass die Spinner mit den Schildern tatsächlich recht haben könnten“.
Kleine Story am Rande: die virale Netzkampagne für „2012“ rief dazu auf, nach der „Wahrheit“ zu googeln. Wo man natürlich auf tausende Verschwörungswebseiten stößt. Bei der Nasa gingen nun tausende Nachfragen ein. Daraufhin zürnten dort besorgte Wissenschaftler den Produzenten, denn Teenager hatte ihren Selbstmord angekündigt, wenn die Welt denn nun untergeht. Was mich als Mitteleuropäer zu der Frage bringt: wie dämlich kann man sein. Naja, das nur nebenbei.
Noch ein zweifelhafter Rekord: es dürfte wohl der Film mit den meisten Todesopfern sein. Hier sterben nicht Hunderttausende, sondern Milliarden. Irre ich mich da? Emmerich hat jedenfalls versprochen, keine weiteren Katastrophenfilme mehr zu drehen. Mal sehen, ob er sich daran hält – „2012“ dürfte jedenfalls von der Epik her kaum zu übertreffen sein.