Donnerstag, 28. Mai 2009

Bang Boom Bang

Wer aus dem Ruhrgebiet kommt, muss einfach diesen Film kennen – wer nicht daher kommt, sollte ihn sich ansehen, um etwas über die Mentalität der Ruhrgebietler zu lernen. Und nebenbei eine der besten deutschen Produktionen zu sehen. Von den Bauchschmerzen vom Lachen ganz abgesehen.

Eine ganze Menge hochkarätiger Schauspieler, darunter Diether Krebs in seiner letzten Rolle, machen diese Kleinkriminellenkomödie zu einem echten Ruhrpott-Kohle-Diamanten. Oliver Korittke als kiffender Bankräuber Keek, Ralf Richter als sein brutaler Kompagnon und „Schlucke“, Martin Semmelrogge, sind einfach unglaublich authentisch wie witzig, da mag man über die fehlbesetzte Alexandra Neldel hinwegsehen. Selbst in den Nebenrollen finden sich Gesichter wie das von Ingolf Lück, Sabine Kaack und Til Schweiger.

Ich liebe Filme wie „Snatch“ oder „The Big Lebowski“, in denen eine ganze Reihe unterschiedlicher Interessensgruppen mit ihrem Verhalten dafür sorgt, dass eine irrwitzige Folge von Ereignissen in Gang kommt. Und hier ist es nicht anders: wenn ich mich nicht verzählt habe, gibt es schlappe sieben Parteien, die alle eine wichtige Rolle spielen und Probleme jenseits der Vorstellungskraft verursachen. Einem guten Drehbuchautor gelingt es, elegant aus der Geschichte wieder raus zu kommen – und selbstredend ist das hier der Fall.

Der Streifen läuft übrigens seit seinem Kinostart ununterbrochen in Bochum, und ich kann wohl sämtliche Dialoge mitsprechen. Und ich kenne den Parkplatz, auf dem Keek und sein Kumpel Andy feststellen, was aus dem armen Schlucke geworden ist – wenn das mal keine echte Liebe ist!

Ansehbefehl für jeden, der „Bang Boom Bang“ noch nicht gesehen hat. Vielleicht kann mir jemand noch die Frage beantworten, warum der Untertitel „Ein todsicheres Ding“ lautet.

Zum Abschluss ein paar wundervolle Zitate:
„Ich baller in dem Coupe mit 240 über die Bahn!“
„90 Minuten Hardcore ... echte Gefühle!“
„Die bescheissen uns, wir bescheissen eine andere... Kreislauf, verstehst du!“
„Die Alte war ja schäbig wie die Nacht“
„Ja wat weiß ich denn, wat in dem sein Hundehirn vor sich geht“
„Sach mal, könnte ich eigentlich direkt mal den Pianka anrufen, dass er mir den neuen Z3 bestellt, oder?“
„Dat is nich Euer Ernst, ne? Die Schleifspur, die führt direkt von Kampmanns Firma direkt hier zu meiner Tankstelle?“

Wer noch ein paar weiß - her damit!

Mittwoch, 20. Mai 2009

Slumdog Millionaire

Das ist wohl der erste Film von Danny Boyle, der mir uneingeschränkt gefällt – „28 Days later“ baut im zweiten Akt bis zum Ende deutlich ab, „Sunshine“ hat kräftige Logiklöcher und taugt nicht als Möchtegern-„2001“.

Hier erzählt er aber kunstvoll die Geschichte des Slumdogs Jamal und welche Wendungen des Schicksals ihn in den Kandidatensitz der indischen Version von „Wer wird Millionär“ bringen. Schön zu sehen übrigens, wie die Spielshow international die exakt gleiche Musik und Bühnenbild benutzt. Als er des Betrugs verdächtigt wird, verknüpft Boyle Jamals Wissen und Erklärung der Antworten mit Episoden seines Lebens, in denen immer wieder sein Bruder Salim und seine große Liebe Latika eine große Rolle spielen.

Diese Episoden zeigen abseits der boomenden Wirtschaft Indiens die riesige Menge Menschen, für die nur ein paar Brotkrumen übrig bleiben. Und das in drastischen Bildern, die teils komisch, teils erschreckend sind. Und natürlich konnte sich Boyle ein paar Bollywood-Anleihen nicht verkneifen. Keine Angst, auch als Westeuropäer kann man sich den Film ansehen.

Die nicht ganz neue Prämisse, dass alles im Leben seinen Preis hat, es keine absoluten Niederlagen und Triumphe gibt und eh alles Schicksal ist, hat Boyle erfrischend neu verpackt. Und dem Oscarregen ist zu verdanken, dass wir den Film hierzulande auch im Kino sehen konnten.

Eins noch: mir ist Günther Jauch übrigens viel lieber als der miese Moderator Prem Kumar – der sagt einem bestimmt nicht die falsche Lösung vor. ;)

Mittwoch, 13. Mai 2009

Star Trek

Die alte Besatzung des Raumschiffs Enterprise macht wieder die Galaxis unsicher. Die alte? Dargestellt von lauter neuen, jungen Gesichtern, denn der Film ist, wie’s in den letzten Jahren ja modern ist, ein Prequel. Gemacht von „Alias“- und „Lost“-Erfinder J.J. Abrams hatte ich schon befürchtet, Mystery-Geschwurbel im 23. Jahrhundert ertragen zu müssen. Doch Kirks Ausbildung von der Pike (Achtung, Wortwitz) auf ist das bisherige SF-Highlight dieses Jahres.

Dank eines kleinen storytechnischen Kniffes ist Abrams nicht an die Vorgaben der bisherigen Filme und der Serien gebunden – und das klappt sehr gut. Keine Angst, er hat das Sujet nur geringfügig verändert, aber so, dass es recht frisch und unverbraucht wirkt

Besonderes Lob gebührt den Darstellern. Chris Pine als James T. Kirk weist alle Eigenschaften auf, die man vom Captain der Enterprise kennt: arrogant, selbstsicher, trotzdem humorvoll. Und bewegt sich sogar fast wie das Vorbild. Der von Zachary Quinto dargestellte Spock zieht wundervoll die Augenbraue hoch, und Zoe Saldana als Uhura ist wirklich süß. Außerordentlich gut: McCoy. Karl Urban stellt Pille so dar, wie wir ihn kennen: schlecht gelaunt, nie um einen Spruch verlegen, selbst die Gestik erinnert an den Doktor.

Einzig Simon Pegg will mir nicht gefallen. Obwohl ich ihn in „Hot Fuzz“ wirklich überragend fand, ist er als Scotty eine glatte Fehlbesetzung. Doch das ist Kleinkram gegen die spannende Geschichte, die hübschen Trickeffekte, endlich sieht man mal mehr als ein oder zwei Raumschiffe.

Rick Berman, der das Franchise nach Rodenberrys Tod 15 Jahre lang weitergeführt hat, mag ja vom einen oder anderen vermisst werden – von mir nicht.

Freitag, 8. Mai 2009

Black Hawk Down

Die unglaublich exakte Aufarbeitung des fehlgeschlagenen Einsatzes der US-Streitkräfte in Somalien von Journalist Mark Bowden, verfilmt von einem meiner Lieblingsregisseure, Ridley Scott – ich hatte mich so auf den Film gefreut, dass ich mir die US-DVD vor dem Kinostart in Deutschland angesehen hatte. Doch wo ist der Kern des Streifens?

Wie immer bei Scott, technisch perfekt in Szene gesetzt – es gab einen Oscar für den Schnitt – kann das daneben gehen? In der Tat, es kann. Zum einen haben wir hier recht offensichtlichen Rassismus – ich erwische mich selbst dabei, mir beim Ansehen des Films zu wünschen, dass die Amis den Somaliern mal ordentlich eins auf die Mütze geben sollten.

Zum zweiten macht die Umsetzung aus dem Buch, aus dem so wunderbar hervorgeht, wie ein Militäreinsatz an Arroganz und schlechter Planung scheitern kann, eine reine Ballerei. Im Prinzip besteht Black Hawk Down aus einer halben Stunde Einführung und zwei Stunden Dauerfeuer. Und das kann man recht wörtlich nehmen, es wird geschossen, geschossen, zwischendurch gefeuert, dann geballert und wieder geschossen. Es bleibt eigentlich nichts übrig von der Konfusion aus dem Buch, in dem anschaulich geschildert wird, wie mangelnde Ortskenntnis, fehlende Kommunikationsmöglichkeiten und taktische Fehlentscheidungen zu einem Desaster führen konnten.

Natürlich ist das fantastisch gefilmt, atemberaubende Kameraeinstellungen und herrlich absurde Momente, etwa wenn die Gruppe um Sergeant Eversmann in das Lager der UN-Soldaten kommt und dort Wasser in kleinen Plastikbechern und ein feines Frühstücksbuffet angeboten bekommt, nur ein paar Kilometer von der Hölle entfernt.

Aber das reicht leider nicht, um der Sache gerecht zu werden. Ich empfehle jedem, das Buch zu lesen. Sehe ich das falsch, oder kommt mir irgendwie die Prämisse des Films abhanden? Ich kann sie nicht entdecken. Fahndungshinweise sind hier erwünscht.

Samstag, 2. Mai 2009

Starship Troopers

Paul Verhoevens Werk aus dem Jahre 1997 gehört zu den zu Unrecht erfolglosen SF-Filmen und zog daher auch zwei überaus üble Fortsetzungen nach sich.

Mit am Bemerkenswertestes dürfte wohl sein, dass Verhoeven die Aussage des gleichnamigen, umstrittenen Romans von Robert A. Heinlein einfach um 180 Grad dreht. Geht es in dem Buch noch darum, dass Massendemokratie keine Basis für einen Staat sein kann und nur im Militarismus das Heil liegt, bringt der Film diese Motive völlig satirisch.

Angefangen bei den offensichtlichen Bezügen zur Nazizeit, zu sehen an den Uniformen, der Ikonografie des ganzen Films bis hin zu der schon abstrus-lächerlich überzogenen extremen Brutalität dürfte wohl jedem klar sein, wie der Film zu verstehen ist. Was die BPjS allerdings nicht daran gehindert hat, den Film zu indizieren. Nicht zuletzt aus diesem Grunde sehen wir im Fernsehen nur eine Version, die schlimmer verstümmelt ist als die Mobile Infanterie nach einem Angriff der Bugs.

Dabei gibt es in dem Film soviel zu entdecken. Da wären schon mal die Hauptcharaktere, die aussehen wie frisch geklont. Oder dass der blonde, blauäugige Johnny von einem Schwarzen ausgepeitscht wird. Die Nachrichtensendungen, in denen eine hysterische Mutter Beifall klatscht, wie die lieben Kleinen Käfer zertreten. Die durchdringende Militarisierung und völlige Ausrichtung der Gesellschaft auf Gewalt.

Ganz im Ernst, die absurde Gewaltdarstellung mit den zerfetzten Körpern und herumfliegenden Gliedmaßen bringt mich, der eigentlich von so was abgestoßen wird (Ihr werdet hier keine Rezensionen von Splatterfilmen finden), zum Lachen. Mir ist klar, warum der Film „nicht unter 18 Jahren“ freigegeben wird – aber indiziert? Deswegen muss ich mich mit einer Flipper-DVD zufrieden geben, man kann ja froh sein, wenn man als Erwachsener den Film überhaupt ungekürzt bekommt.

Revolutionär waren die CGI-Arachnoiden, die sich auch nach heutigen Maßstäben nicht verstecken müssen. Ich wünsche mir, in manchen aktuellen Produktionen würde soviel Mühe stecken.
 

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